Hotel in Innsbruck
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Wirtschaft

Die ungewisse Zukunft der Stadthotels

Die Corona-Pandemie hat der Stadthotellerie in Innsbruck hart zugesetzt. Mehrere Hotels in der Landeshauptstadt mussten schon zusperren – Innsbruck hat inzwischen kein Fünfsternhotel mehr. Die Krise dürfte jedenfalls noch eine Weile andauern.

Wie in Wien und Salzburg hat auch in Innsbruck die Stadthotellerie wegen der Pandemie mit starken Nächtigungsrückgängen zu kämpfen. Drei Hotels haben in Innsbruck seit beginn der Pandemie ihre Tore geschlossen. Die Stadthotellerie ist damit erstmals seit 20 Jahren schlechter dran, als die Ferienhotellerie.

Flugverkehr kam fast zum Erliegen

Die Gründe sind vielseitig, so Tourismusberater Klaus Ennemoser: „Die außereuropäischen Märkte fehlen zur Gänze. Die Gäste sind noch nicht in der Lage oder noch nicht bereit, nach Innsbruck zu fliegen. Vor Corona gab es von Innsbruck acht Flugreisen nach Wien und sechs nach Frankfurt. Derzeit gibt es keinen Flug nach Frankfurt, also können auch keine Gäste kommen. Nach Wien gibt es eine Rotation.“

Flughafen Innsbruck in der Pandemie / Corona-Krise
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Der Innsbrucker Flughafen präsentierte sich im letzten Jahr ziemlich verlassen

Erholung dürfte noch Jahre dauern

Österreichweit gebe es bei den Buchungszahlen teilweise ein Minus von bis zu 70 Prozent, berichtete der Leiter des Tourismus-Forschungszentrums an der Uni Innsbruck, Mike Peters: "Wien ist ganz schlecht dran, Innsbruck ähnlich. Manche Hotels haben geschlossen, andere überlegen sich neue Konzepte. Kurzfristig ist die Aussicht nicht sehr positiv. Wahrscheinlich werden wir erst 2023 oder 2024 wieder da sein, wo wir waren und gut 80 Prozent der Nachfrage erreichen.

Die Nachfrage sei derzeit noch sehr niedrig: „Viele Hotels fallen aus dem Markt. Wenn die Nachfrage dann plötzlich wieder steigt, ist es nicht einfach, mit neuen Hotelzimmern aufzuwarten“, so der Experte. Das werde eine Herausforderung, weil auch die Anbieter und Investoren abwarten würden und im Moment sehr vorsichtig seien.

Entwicklung weg von „klassischen“ Hotels

Neben dem Grand Hotel Europa wurde in Innsbruck auch das Hotel Alpinpark im Stadtteil Pradl verkauft. Geschlossen ist zudem das Hotel Ramada beim Tivoli Stadion. Die Pacht beträgt 1,1 Millionen Euro jährlich. Die Eigentümergesellschaft sucht neue Betreiber: „Ein großer Druck kommt vom Arbeitsmarkt, der für die Hotellerie sehr schwierig ist. Deshalb überlegt man sich neue Konzepte, die weniger Personal brauchen, etwa Appartements statt einem Hotel, kein Frühstück, kein Restaurant und so weiter“, skizzierte Mike Peters.

Der Besitzer des Innsbrucker Hotel Grauer Bär soll bereits an einem neuen Konzept arbeiten. Sein anderes Hotel in Pradl hat er bereits verkauft, dort werden Wohnungen entstehen. Auch der Käufer des einstigen Hotel Europa am Innsbrucker Hauptbahnhof wollte Wohnungen realisieren. Das Fünf-Sterne Haus wurde um 23 Millionen an einen Bauträger verkauft. Die Stadtführung hat das Areal aber mit einer Wohnbausperre versehen.

Hotel Europa in Innsbruck
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Der neue Besitzer des Hotel Europa will hier Wohnungen entstehen lassen

Kein Fünf-Sterne-Hotel mehr

Expertinnen und Experten sind sich einig, dass Innsbruck wieder dringend ein Fünf-Sterne-Hotel als Flaggschiff brauche: „Wir haben im Umkreis viele renommierte Firmen, die solche Hotels für Vorstandsmitglieder buchen. Wir haben auch viele internationale Gäste. Ein solches Haus ist ein Ruf für die Stadt, der den Standort Innsbruck auch beflügelt“, forderte Mario Gerber, Fachgruppenobmann der Hotellerie in der Tiroler Wirtschaftskammer.

Es brauche auch neue Konzepte für eine nachhaltige Congress-Hotellerie, erklärte Experte Mike Peters: „Die Erholung wird kommen. Spätestens 2024 brauchen wir dann wieder Betten für die Nächtigungen.“

Hotel Europa in Innsbruck
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Am Bahnhof solle wieder ein Hotel beherbergt sein, forderte Innsbrucks Bürgermeister

Willi verteidigt Vorgehen der Stadt

Das ehemalige Hotel Europa liege an einem der prominentesten Plätze mitten in der Stadt am Bahnhof, deshalb wolle er das Hotel dort erhalten, erklärte Bürgermeister Georg Willi (Grüne) gegenüber ORF Tirol: „Der damalige Eigentümer hat leider nicht eingeschlagen, als der Innsbrucker Hotelier das Hotel von ihm kaufen wollte. Aber dort zu wohnen treibt nur die Preise in die Höhe. Wir brauchen dort eine Nutzung, die einer großen Menge von Menschen hilft, weil das Haus direkt am Bahnhof liegt, etwa ein AMS oder ein Gericht“, zeigte sich Willi überzeugt. Mit der Umwidmung im Nachhinein wolle man eine Gewinnmaximierung verhindern, so der Bürgermeister.

Er spreche mit Hoteliers über die Pläne, wieder ein Fünf-Sterne-Hotel in Innsbruck zu betreiben: „Das täte Innsbruck gut. Das Schwierige ist es, einen Standort im Stadtinneren zu finden, der so gut ist, dass er fünf Sternen würdig ist, idealerweise in der Nähe von Parks. In einer dicht verbauten Stadt ist das nicht so einfach, weil das begehrte Plätze sind“, so Willi. Man müsse abwägen, welche Nutzung für solche guten Standorte sinnvoll sei. Unpersönlicheren Unterbringungsarten erteilte Willi eine Absage. Innsbruck werde nach der Pandemie aber jedenfalls mehr Betten haben als vorher, erklärte der Bürgermeister.