Freilegung eines eisenzeitlichen Gebäudes auf der Hohen Birga, Birgitz
F.Müller
F.Müller
Kultur

Neue Funde auf der Hohen Birga

Auf der Hohen Birga bei Birgitz im Mittelgebirge (Bezirk Innsbruck Land) haben Archäologinnen und Archäologen weitere außergewöhnliche Funde gemacht. So wurde ein über 2.000 Jahre altes Gebäude entdeckt. Für den Blick in die Vergangenheit kam auch eine hochmoderne Drohne zum Einsatz.

Das archäologische Team der Universität Innsbruck hat vor kurzem auf der Hohen Birga die Reste eines weiteren Gebäudes entdeckt. Rund 2.000 Jahre ist es alt und in eine Senke im Ostbereich des Hügels gebaut.

Freilegung des gewinkelten Korridors in das Gebäudeinnere, Hohe Birga Birgitz
F.Müller
Freilegung des gewinkelten Korridors in das Gebäudeinnere

Wie ein Haus in der frühen Eisenzeit aussah

Eingangsbereich, Gang und Innenraum lassen sich gut nachvollziehen. Das Haus konnte ursprünglich durch einen aus großen Steinen in Trockenbauweise errichteten gewinkelten Korridor betreten werden. Der Gang war mit schweren Steinplatten abgedeckt, die inzwischen heruntergestürzt auf dem ursprünglichen Lehmfußboden lagen. Über den Gang gelangte man in den eigentlichen Innenraum, in welchem die mehrlagigen Steinfundamente der Wände freigelegt wurden. Die Wände waren ursprünglich aus Holz gebaut, das sich nach über 2.000 Jahren aber nicht mehr erhalten hatte.

„Schlitze in den Mauern für die Balken und Auflagesteine für die senkrechten Steher lassen aber gute Rückschlüsse auf Aussehen und Bauweise in Blockbautechnik zu“, berichtete der Grabungsleiter Florian Müller vom Institut für Archäologie.

Freilegung eines eisenzeitlichen Gebäudes, Hohe Birga, Birgitz
F.Müller
Mit viel Handarbeit, aber auch mit neuesten technischen Möglichkeiten wollen die Archäologinnen und Archäologen das Leben in der frühen Eisenzeit in Tirol erforschen

Mit Hightech Blick auf die Vergangenheit

2019 waren die Reste zweier Gebäude aus der Zeit der Räter entdeckt worden, auch Reste von Keramiken und Schmuck waren dabei. Heuer sind sowohl bei Grabungen als auch bei der Auswertung der Fundstücke neue Wege beschritten worden. Fotos und Vermessung wurden von einer Drohne unterstützt. Von den freigelegten Gebäuden konnten so am Computer realistische 3-D-Modelle erstellt werden.

Erstmalig kommen auf der Hohen Birga auch zahlreiche naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz: Bei einem im letzten Jahr freigelegten Gebäude, das unmittelbar östlich an das heuer entdeckte angrenzt, konnten noch Reste der Holzbalken freigelegt werden, weil dieses Haus abgebrannt war und sich die Hölzer so in verkohltem Zustand erhalten hatten. Die geborgenen verkohlten Balken werden derzeit dendrochronologisch untersucht. Die noch sichtbaren Jahresringe der Bäume können anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten Wachstumszeit zugeordnet werden und so ist es möglich diese auf das Jahr genau zu datieren. „Da von allen Wänden verbaute Hölzer geborgen werden konnten, hoffen wir so die Erbauungszeit des Gebäudes genauer ermitteln zu können“ berichtete Müller.

Erkenntnisse zum Leben der Menschen

Sowohl in den Gängen als auch in den Innenräumen der beiden Häuser fand sich zudem noch der originale Lehmfußboden. Von diesem wurden hunderte Bodenproben genommen, um sie im neuen Mikroarchäologischen Labor des Instituts zu untersuchen. Ziel ist es durch Schlämmung Mikroabfälle zu finden, die mit freiem Auge nicht wahrnehmbar sind. Verkohlte Pflanzenreste und Pollen, Fischknochen oder kleine Werkabfälle können so Erkenntnisse zu Leben und Ernährung der Bewohner der Hohen Birga ermöglichen.

Zudem sollen erstmalig in einem Haus der jüngeren Eisenzeit in Tirol Phosphatuntersuchungen gemacht werden. Überall wo menschliches Leben stattfindet, verändert sich der Boden z.B. durch Nahrungsmittelreste, Fäkalien und den Dung der Tiere. Davon bleiben im Laufe der Zeit nur noch anorganische Salze u.a. Phosphat übrig und dieses hält sich über die Jahrtausende. „So können im Idealfall Rückschlüsse auf die Nutzung von Räumen, also zum Beispiel als Stall- oder Wohnbereich gezogen werden“ hofft der Grabungsleiter.

Freigelegt werden kann noch viel – Die Archäologinnen und Archäologen schätzen, dass es auf der Hohen Birga bis zu 20 Häuser gegeben hat.