Valentina Strobl mit Cypria
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Sport

Paralympics: Valentina Strobl reitet in Tokio

Mit der 21-jährigen Wildschönauerin Valentina Strobl startet eine Tirolerin bei der Para-Dressur. Sie hat gleich zwei Pferde für das Großereignis in Tokio qualifiziert. Die große Reise wird aber nur eines antreten.

Valentina Strobl und ihre beiden Pferde Bequia Simba und Cypria sind ein eingespieltes Team. Die Reiterin startet mit ihnen sowohl in ganz normalen Dressurprüfungen bis zur schweren Klasse S, als auch in der Paradressur im Grade V.

Para-Dressurreiterin Valentina Strobl im Interview
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Valentina Strobl hat ihre beiden Pferde für die Paralympics in Tokio qualifiziert

Mit 13 kam die Diagnose MS

Valentina Strobl reitet, seit sie ein kleines Mädchen war. Als Juniorin war sie Staatsmeisterin und hat auch an Europameisterschaften teilgenommen. 2014, da war sie 13 Jahre alt, kam mit der Diagnose Multiple Sklerose der Schock. „Das war damals hart. Die Pferde und das Reiten haben mir sehr geholfen, mich wieder zu fangen. Ich hatte Schwierigkeiten beim Gehen, das Reiten fiel mir leichter.“ Ihre Familie und die Pferde trugen sie durch die schwere Zeit.

Zwei beste Freunde mit vier Hufen

Die 18-jährige Hannoveraner Stute Cypria und der elfjährige Hannoveraner Wallach Bequia Simba sind ihre beiden vierbeinigen besten Freunde. Zu Hause sind sie auf der Anlage des Reitclubs Kitzbühel. Valentina ist so gut wie jeden Tag bei ihnen im Stall. Cypria steht ungemein auf saure Apfelringe. Die gehören zwar nicht unbedingt zur Pferdeernährung, wirken aber zur Motivation und Belohnung wahre Wunder. Simba ist ein Pferd, auf das sie sich in jeder Lebenslage verlassen kann und mit dem sie auf vielen Turnieren erfolgreich unterwegs war.

Paradressurreiterin Valentina Strobl, Simba und ihre Mutter Petra
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Valentinas Mutter Petra ist „Mädchen für alles“

Mutter Petra als Mädchen für alles

An Valentinas Seite ist ihre Mutter Petra, natürlich selbst auch Reiterin. Sie ist Pflegerin, Coach, Trainerin und Organisatorin für das Abenteuer Paralympics in einer Person. Die beiden sind ein Team, da braucht es nicht viele Worte. Petra kümmert sich auch um die gefühlt 1.000 großen und kleinen Dinge, die vor einem Start vor einem großen Turnier zu erledigen sind. So hält sie ihrer Tochter den Rücken frei, damit sie sich ganz aufs Reiten konzentrieren kann.

Beobachter sehen nichts

Von Valentinas Krankheit sehen Beobachterinnen und Beobachter nichts, sie selbst spürt sie aber schon. "Ich bin auf der linken Körperhälfte viel schwächer als auf der rechten. Das ist natürlich auch für die Pferde schwierig. Aber die beiden haben sich so gut auf mich eingestellt, dass ein Außenstehender gar nichts sieht. Aber ich spüre das natürlich schon, die Einschränkungen sind da.

Paradressurreiterin Valentina Strobl beim Putzen ihres Pferdes Simba
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Valentina reitet und pflegt ihre Pferde natürlich selbst

Locker und entspannt nach Tokio

Das Training ist locker und entspannt, Lektionen gedrillt werden nicht. Pferde und Reiterin können alle Lektionen, die sie für ihren großen Auftritt in Tokio brauchen. Nur die klimatischen Bedingungen mit dem heißen und schwülen Wetter in Japan sind oberhalb von Kitzbühel nur schwer vorzubereiten. „Wir reiten jetzt bewusst in der Mittagshitze, damit die Pferde sich daran gewöhnen,“ erzählt Valentina. Nach einer kurzen Trainings-Einheit auf dem Reitplatz führt sie die Pferde noch ausgiebig im Schritt in der Halle. Entspannung statt Anspannung sind angesagt. Ob sie selbst noch gut schlafen kann? „Ja, ich habe Gott sei Dank einen guten Schlaf. Erst ein paar Tage vor der Abreise werde ich dann vielleicht doch nervös,“ lacht die Studentin der Internationalen Wirtschaftswissenschaften an der FH Kufstein.

Gute Reise für die Vierbeiner

Wegen der langen Reise und des Fluges macht sich Valentina Strobl keine Sorgen. „Simba ist schon zweimal nach Doha geflogen, als wir dort auf Turnieren starteten. Er kennt das Fliegen schon. Cypria ist bisher nur Pferdehänger gefahren. Aber auf der Reise sind die Pferde von Pflegerinnen und Tierärzten sehr gut betreut.“

Auch das japanische Heu wird den Pferden schmecken, ist sich die Reiterin sicher. „Die beiden fressen ja ganz gern.“

Quarantäne in Aachen mit dem Team

Jetzt geht es erst einmal in die neun-tägige Quarantäne für die Pferde nach Aachen in Deutschland. Dort trifft Valentina ihre österreichischen Teamkolleginnen und Kollegen Peppo Puch (Olympiasieger von Rio), Julia Sciancalepore und Bernd Brugger. „Ich freue mich schon, sie zu sehen,“ sagt Valentina. „Die Stimmung bei den Parareiterinnen ist immer besonders gut. Deshalb reite ich auch so gerne in der Paradressur mit.“ Bleiben beide Pferde fit, wird Simba die große Reise antreten, Cypria fährt wieder heim nach Kitzbühel.

Von Belgien aus fliegt das Paradressur-Team dann nach Tokio. Am 26. August heißt es für Valentina Strobl und ihr Team ganz fest die Daumen drücken.