PCR Test
APA/EXPA/Johann Groder
APA/EXPA/Johann Groder
Coronavirus

PCR-Tests: Weiter Kritik an Vergabe

Nach vielen negativen Schlagzeilen rund um die HG Lab Truck wurden die PCR-Tests in Tirol neu vergeben. Vorerst bis Ende September sollen drei Einrichtungen die Auswertung vornehmen. Gegen eine der Firmen läuft allerdings ein Verfahren, und auch bei der regionalen Aufteilung gibt es Unverständnis.

Das Geschäft mit den PCR-Tests boomt weiter, der geschätzte Auftragswert für Tirol im kommenden Jahr beträgt rund 40 Millionen Euro. Die PCR-Tests aus dem Oberland und dem Unterland soll künftig das Unternehmen Lifebrain übernehmen. Lifebrain hat in Wien mehr als drei Millionen PCR-Gurgeltestes ausgewertet.

Dort läuft gegen das Unternehmen allerdings ein Verfahren: Die Wiener Ärztekammer hat auf unlauteren Wettbewerb geklagt, weil Lifebrain keine medizinische Einrichtung sei – mehr dazu in Prozess gegen Gurgeltest-Großlabor startet.

Am Freitag, 05. Februar 2021, wurde im Rahmen der PK „Erweiterung des Wiener Testangebots“ ein PCR-Selbsttest mittels Gurgelmethode vorgestellt. Im Bild: Inhalt des Corona Selbsttests.
APA / Georg Hochmuth
PCR-Tests werden auch künftig weiter gebraucht werden

Für Land kein Ausschlussgrund

Das laufende Verfahren schreckt das Land Tirol aber nicht vor einer Geschäftsbeziehung ab, erklärte Gesundheitsdirektor Thomas Pollak im Gespräch mit ORF Tirol. Die Einreichungen seien vom Land gemeinsam mit einem Notar und einem Rechtsanwalt überprüft und auch nach dem Vergaberecht geprüft worden.

Solange es sich um ein laufendes Verfahren handle und kein rechtsgültiges Urteil vorliege, gebe es keine Gründe gegen eine Zusammenarbeit, so Pollak weiter. Diese Auftragserteilung laufe derzeit bis Ende September, sollte es dann ein Urteil geben, müsse das Land darauf reagieren, so Pollak. In welcher Form konnte Pollak nicht sagen.

Weite Fahrten für PCR-Tests

Die PCR-Tests in den anderen Regionen in Tirol werden von der Medu Uni und einer Bietergemeinschaft der drei Tiroler Fachlabore ausgewertet. Auch da gibt es Unverständnis: Das Labor von Virologe Gernot Walder in Osttirol soll jetzt PCR-Tests aus dem Raum Innsbruck analysieren, die Tests aus Osttirol werden zur MedUni nach Innsbruck gebracht. Walder ist darüber nicht begeistert, dabei gehe viel Zeit, Qualität und Versorgungssicherheit verloren. Zudem spreche man viel über den Transit, fahre aber gleichzeitig Proben von Osttirol nach Innsbruck und retour.

Für Walder liegt das Problem klar im Billigstbieter-Prinzip des Landes. Es gehe nur um den Preis, andere Kriterien würden nicht zählen, so Walder. Ob das im Rahmen von medizinischen Entscheidungen richtig sei, bezweifle er. Das Land sagte dazu, Walder habe sich gemeinsam mit zwei anderen Laboren für die Ausschreibung beworben, welches Labor dann angefahren werde, obliege dieser Bietergemeinschaft, so das Land Tirol.

Thomas Pollak, Gesundheitsdirektor Tirol
ORF
Für Gesundheitsdirektor Thomas Pollak ist das laufende Verfahren kein Ausschlussgrund

Lange Entscheidung

Bereits vergangene Woche traf das Land Tirol eine Vorauswahl von vier Bietern bzw. Bietergemeinschaften, die Angebote für nach Regionen festgelegten Losen abgeben konnten. Die Angebote für die insgesamt vier Lose mussten bis vergangenen Freitag eingebracht werden. Den Rahmenvereinbarungspartnern des Landes stand es dabei frei, ob nur für ein Los, für mehrere Lose oder für alle vier Lose Angebote abgegeben werden. Die Auswahl traf das Land auf Basis des Billigstbieterprinzips.

Drei Anbieter bekommen Zuschuss für vier Lose

Die Lose für die vom Land durchgeführten PCR-Tests bekamen drei der vier Rahmenvereinbarungspartner des Landes zugesprochen. Lediglich die Sinsoma GmbH bekam kein Los für die Auswertung künftiger PCR-Tests. Bis Ende September wertet die PCR-Testungen in der Region West (Oberland) und der Region Ost (Unterland) die Lifebrain COVID Labor GmbH aus.

Im Großraum Innsbruck (Region Mitte) wertet künftig die Bietergemeinschaft Tiroler Fachlabore bestehend aus Tyrolpath, Labor Dr. Möst sowie Labor Dr. Walder PCR-Tests aus. In Osttirol (Region Süd) ist das Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck zuständig. Laut Land Tirol beträgt der geschätzte Auftragswert 38,88 Millionen Euro. Die tatsächlichen Zahlungen würden sich aber schlussendlich am tatsächlichen Bedarf an PCR-Tests orientieren.