Das Tivoli Stadion in Innsbruck
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Russe hilft dem FC Wacker aus der Patsche

Der FC Wacker Innsbruck hat nur Stunden nach dem souveränen 8:0 im Cupstadtduell mit Reichenau ein „Maßnahmenpaket für sichere Zukunft“ vermeldet. Der russische Investor Michail Ponomarew stellt demnach einen Überbrückungskredit.

Der Kredit soll die kommende Spielzeit für den Tiroler Traditionsclub sichern, wichtige Sponsoren haben verlängert. Ein Platz im Spitzenfeld der 2. Fußballliga wird trotz Einsparungen angestrebt.

Durch einen Mix aus „Einnahmensteigerung und Ausgabenreduktion“ seien 32 Arbeitsplätze auf und rund um das Spielfeld gesichert worden, erklärten die Tiroler am Samstag in einer Aussendung. „Die Überbrückungsfinanzierung und Sponsorenerfolge erlauben es uns, den eingeschlagenen Weg weitergehen zu können.“ Laut Informationen der „Tiroler Tageszeitung“ beläuft sich der Kredit auf rund zwei Millionen Euro. Das Budget für die am Freitag beginnende Saison soll 5,5 Millionen Euro betragen.

Trotzdem soll es Einsparungen geben

„Sinnvolle“ Einsparungen sollen dennoch folgen. Das Transferbudget der Kampfmannschaft wird reduziert. Sechs Abgängen sollen „maximal ein bis zwei Neuzugänge“ gegenüberstehen. Zudem sind Vertragsauflösungen mit den beiden Vorständen Peter Margreiter und Felix Kozubek geplant, zwei Mitarbeiter in der Geschäftsstelle sollen zudem auf eigenem Wunsch hin ausscheiden. Die E-Sport-Sparte bleibt indes in einer eigenen GmbH ausgegliedert.

Die Clubspitze der Tiroler und der deutsche Investor Matthias Siems trugen zuletzt öffentlich ihren Zwist aus. Wacker nabelte sich ab – und vertraut nun erneut auf einen Investor rätselhafter Natur. Das Finanzunternehmen rund um den 47-jährigen Geschäftsmann Ponomarew soll auch den Kauf von Anteilen an der FC Wacker Innsbruck GmbH ab Juli 2022 erwägen. „Neues Kernmitglied im Verein FC Wacker Innsbruck gibt es keines“, hieß es vorerst vom Club.

Ponomarew zuvor in Krefeld aktiv

Ponomarew ist damit rund ein halbes Jahr nach seinem Ausstieg beim früheren deutschen Drittligsten KFC Uerdingen zurück im Fußballgeschäft. Den Krefelder Club ließ der Russe seit seinem Einstieg 2015 als Sponsor rasant wachsen, regierte ihn nach Gutsherrenart, hinterließ nach zwei Aufstiegen aber einen gewaltigen Schuldenberg in Millionenhöhe. Nach Ponomarews tränenreichem Ausstieg – dann bereits als Präsident und Mehrheitsgesellschafter – waren eine Insolvenz und der Zwangsabstieg die Folge.

Erfolgreicher verlief Ponomarews Investition in den AFC Bournemouth, den er zusammen mit zwei Freunden 2017 erstmals in die Premier League brachte. Im selben Jahr zog er sich dort zurück, die Hintergründe sind bis heute genauso unklar wie sein Ausstieg bei der Düsseldorfer EG. Die Stadt Düsseldorf soll den Eishockeyclub erst wieder unterstützt haben, nachdem Ponomarew weitergezogen war. Auch eine Gesellschaftertätigkeit bei den Krefeld Pinguinen blieb ein kurzes Intermezzo.

Herkunft des Geldes nicht klar

Woher das Geld kommt, das die gewichtige Erscheinung mitbringt, ist unklar. Ponomarew ist laut Medienberichten in leitender Position bei einem russischen Mineralölunternehmen tätig gewesen sein, als er 2001 die Energy Consulting Group gründete. Deren Geschäftsführung soll er mittlerweile abgegeben haben.

„Das Firmengeflecht, in dem Ponomarevs Name auftaucht, ist schwierig zu durchschauen. Viele Informationen sind veraltet“, schrieb das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ im Mai 2019. Ponomarew wird eine fragwürdige Zahlungsmoral nachgesagt. Ein Uerdingen-Verwaltungsrat nahm laut dem Spiegel zu Berichten über offene Rechnungen des Clubs Stellung – mit den vielsagenden Worten: „Der Investor bezahlt die Rechnungen, die er für berechtigt hält. Oft.“