Äschen
Christoph Walder
Christoph Walder
Umwelt

Ziller und Inn: Jungfische verenden qualvoll

Einmal mehr machen die Naturschutz-Organisation WWF und der Tiroler Fischereiverband auf den dramatischen Rückgang der Fische und Wasserlebewesen in den heimischen Gewässern aufmerksam. Einer der Hauptgründe für fast tote Gewässer ist der Sunk- und Schwallbetrieb der Wasserkraft.

Lebensräume für Fische und Kleinlebewesen werden durch den Schwall zunächst mit einer starken Welle überflutet und weggespült, dann fallen sie im Sunkbetrieb trocken. Verzweifelt versuchen die Jungfische durch ihre Kiemen zu atmen, während das Wasser um sie herum mehr und mehr schwindet. Sie ersticken langsam und qualvoll.

Koppe verendet im schwindenden Wasser
Christoph Walder
Eine Koppe verendet qualvoll im schwindenden Wasser des Sunkbetriebs

Der WWF hat die traurigen ökologischen Folgen einer ständig steigenden Stromproduktion aus Wasserkraft gefilmt und am Dienstag veröffentlicht.

Großteil des Fischnachwuchses wird getötet

Es sind Äschen, die übrigens Fische des Jahres 2020 waren, die ebenfalls bereits stark dezimierten Bachforellen oder die streng geschützten und vom Aussterben bedrohten Koppen und viele Wasserlebewesen mehr. Laut einer vom WWF in Auftrag gegebenen Studie werden in ganz Österreich auf 875 Kilometern Fließgewässer so jährlich 200 Millionen Jungfische getötet.

Bettina Urbanek vom WWF sagte in einem Online-Pressegespräch am Dienstag: „Mit dem Schwall-Sunkbetrieb der Wasserkraftwerke wird millionenfaches Tierleid verursacht. Der Großteil des Fischnachwuchses wird getötet. Das hat katastrophale Folgen sowohl für die gefährdeten Fischarten als auch für das gesamte Ökosystem.“

Schonzeit für Fische gefordert

WWF und Tiroler Fischereiverband fordern deshalb als Sofortmaßnahme gegen die dramatischen Auswirkungen des Sunk- und Schwallbetriebs der Wasserkraft, Schonzeiten im Mai und Juni. In diesen Monaten seien die Auswirkungen auf die noch schwimmschwachen Jungfische besonders fatal, erklärte Zacharias Schähle, Leiter des Tiroler Fischereiverbandes: „In dieser Zeit sind die Jungfische in den Gewässern besonders gefährdet, sie können aus den zurückgehenden Gumpen nicht aus eigener Kraft herausschwimmen und verenden. Mit dieser einfachen Maßnahme würde eine große ökologische Wirkung erzielt.“

Wasserkraftwerk Mayerhofen, Zillertal
Christoph Walder
Das Wasserkraftwerk Mayrhofen im Zillertal

Wasserrahmenrichtlinie endlich umsetzen

Laut Wasserrahmenrichtlinie der EU, die auch für Österreich verbindlich gilt, müssen Fließgewässer mit starkem Schwall- und Sunkbetrieb entsprechend saniert und renaturiert werden. Österreich, auch Tirol, ist hier säumig. „Österreich muss seine europarechtlichen Verpflichtungen erfüllen und das millionenfache Tierleid beenden. Daher muss das zuständige Landwirtschaftsministerium die notwendigen Schutz- und Sanierungsmaßnahmen verbindlich vorschreiben“, forderte WWF-Expertin Bettina Urbanek mit Blick auf den Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP 2021), der gerade überarbeitet wird. „Denn ohne verbindliche Vorgaben ist höchst fraglich, ob die Wasserkraft-Branche die durch sie verursachten Schäden beheben wird.“

Der Inn hat schon jetzt nur mehr 20 Prozent seines Sollzustandes an Fischen und Wasserlebewesen, der untere Ziller sogar nur mehr zwei Prozent, warnten WWF und Fischereiverband am Dienstag eindringlich.