Genrebild Alkoraser: Verschwommenes Bild von Händen am Lenkrad
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Gesundheit

Grauer Star: Höhere Fahrsicherheit nach OP

Fortschreitender grauer Star erhöht das Unfallrisiko für Verkehrsteilnehmer. In einer Studie konnte die Universität Innsbruck zeigen, dass sich bei Patienten nach einer entsprechenden Augenoperation die Fahrsicherheit deutlich erhöht.

Für ältere Menschen bedeutet Mobilität oft Freiheit. Sie wollen selbst Auto fahren, um ein unabhängiges Leben führen zu können. Aber grauer Star führt oft dazu, dass älteren Menschen das nicht uneingeschränkt möglich ist. Experten gehen davon aus, dass betroffene Autolenker doppelt so oft in Kollisionen verwickelt sind, wie Patienten, die sich einer Grauer-Star-Operation – einer Kataraktoperation – unterzogen.

Bei den meisten Menschen wird die Augenlinse etwa ab dem 40. Lebensjahr schleichend zunächst steifer, dann trüber. Ein grauer Star entwickelt sich. Dann sind Kataraktoperationen die häufigsten chirurgischen Eingriffe am menschlichen Auge. Dabei wird unter örtlicher Betäubung mit Ultraschall und extrem kleinen Schnitten die trübe Linse zerkleinert und gegen eine klare Kunststofflinse ausgetauscht. Der Vorgang dauert pro Auge etwa 15 Minuten und wird üblicherweise mit wenigen Tagen Abstand nacheinander durchgeführt. An der Universitätsaugenklinik in Innsbruck werden jährlich mehr als 3.000 Kataraktoperationen durchgeführt.

Sehschärfe und Kontrastsehen verbessern sich

Die Innsbrucker Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie unter der Leitung von Claus Zehetner zeigte in einer Studie, die im Fachjournal Acta Ophtalmologica publiziert wurde, dass ein beidseitiger Linsenersatz sowohl die Sehschärfe als auch das Kontrastsehen wesentlich verbessert.

Claus Zehetner
i-med.ac.at
Claus Zehetner ist seit 2020 stellvertretender interimistischer Direktor der Augenklinik

An der Studie nahmen 107 Führerscheinbesitzer teil. Sie absolvierten eine Sehprüfung und eine Fahrsimulation an einem von der Innsbrucker Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie entwickelten und geeichten Autositz samt Pedalen.

Anhalteweg verkürzt sich um Zebrastreifenbreite

Dabei wurden neben der Sehkraft und dem Kontrastsehen auch die neurologische und die Gesamtreaktionszeit getestet. Bei 53 Studienteilnehmern wurde eine beidseitige Kataraktoperation durchgeführt und einen Monat danach erneut getestet. Es zeigte sich, dass sich der Anhalteweg bei den operierten Führerscheinbesitzern im Vergleich zu den nicht operierten bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde um 2,3 Meter – eine Zebrastreifenbreite – verkürzte. Außerdem wiesen die Patienten nach der Operation ein verbessertes Kontrastsehen gegenüber den Teilnehmern in der Vergleichsgruppe auf.

Aus wissenschaftlicher Sicht sei es neu, dass das Kontrastsehen einen derart großen Einfluss auf die Reaktionszeit habe. Die erhöhte Blendempfindlichkeit bei einem Katarakt fließe eklatant in die Reaktionszeit mit ein, sagte Zehetner.