Patrizia Zoller-Frischauf
ORF
ORF
Politik

Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf tritt zurück

Wie am Dienstagabend bekannt wurde, tritt Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) zurück. Dieser Schritt sei bereits lange geplant gewesen, so Zoller-Frischauf in einem persönlichen Statement. Die Krise habe die Entscheidung aber verschoben.

Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) hat Dienstagabend ihren Rücktritt bekanntgegeben. Sie habe nach der Landtagswahl 2018 für sich beschlossen, dass sie „zur Halbzeit der Legislaturperiode in den Landtag wechseln“ werde. Dies sei bereits mit Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) – dessen Regierungsmannschaft sie seit 2008 angehörte – seit Beginn der Periode so besprochen gewesen. Die Coronakrise habe dies allerdings ein wenig verzögert.

Zur Person

Patrizia Zoller-Frischauf wurde am 21. März 1959 geboren. Von Jänner 1991 an war sie geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Frischauf-Bild. Bevor sie am 1. Juli 2008 Mitglied der Tiroler Landesregierung wurde, bekleidete die gelernte Fotografin drei Jahre lang das Amt der Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer. Seit 2000 ist sie Innungsmeisterin, von 1997 bis 1999 war sie Vizepräsidentin des Österreichischen Wirtschaftsbundes. Seit Ende April 2019 fungiert Zoller-Frischauf als Landesobfrau des Seniorenbunds Tirol.

Da jetzt die Impfungen in der breiten Bevölkerung ankommen und die Öffnung aller Teile der Wirtschaft bevorstünde, halte sie es für den richtigen Zeitpunkt, das Szepter als Wirtschaftslandesrätin zu übergeben, so die 62-jährige Innsbruckerin: „Ich habe deshalb heute Landeshauptmann Platter darüber informiert, dass ich diesen Schritt nun setzen möchte.“

Zoller-Frischauf: „Vorfreude auf neues Kapitel“

Sie wechsle mit großer Vorfreude in den Tiroler Landtag. Insbesondere als Landesobfrau des Tiroler Seniorenbundes werde die Politik weiterhin eine zentrale Rolle in ihrem Leben einnehmen, betonte sie. Es sei ein gänzlich neues Kapitel und sie freue sich auf diese neue Herausforderung, so Patrizia Zoller-Frischauf.

Obwohl die Hälfte der Legislaturperiode bereits im Sommer 2020 erreicht war, blieb Zoller-Frischauf noch länger, um „Stabilität und Kontinuität in der Landesregierung sicherzustellen“, wie sie sagte.

Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf
ORF
ÖVP-Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf im Tiroler Landtag

Zoller-Frischauf betonte, dass ihr nahezu 13 Jahre Erfahrung als Landesrätin und aus der Zeit der Wirtschaftskrise 2008/09 geholfen hätten, während der Krise die nötigen Maßnahmen für Tirol zu setzen und damit die Hilfestellungen des Bundes zu ergänzen. Darunter fielen aus ihrer Sicht etwa die beiden Konjunkturoffensiven des Landes.

NachfolgerIn soll Prozess abschließen

Ein weiterer Fokus sei es gewesen, Tirol wirtschaftlich zu stärken: „Die zentralen Handlungsfelder haben wir definiert, diese haben enorme Relevanz für unseren Wirtschaftsstandort und verdienen sich nun eine intensive Auseinandersetzung und Bearbeitung. Ganz zentrale Punkte aus meiner Sicht sind die digitale Transformation unserer Wirtschaft, die Stärkung der regionalen Lieferketten sowie der Kampf um die besten Köpfe, um dem Fachkräftemangel in unserem Land zu begegnen.“

Dieser strategische Prozess sei noch von ihr auf den Weg gebracht worden – jetzt läge es an einer Nachfolgerin bzw. einem Nachfolger, ihn abzuschließen und eigenen Ideen und Vorstellungen einzubringen, so Zoller-Frischauf abschließend.

Rückzug via E-Mail kommuniziert

Wer Patrizia Zoller-Frischauf nachfolgen soll, war am Dienstag noch offen. „Das ist Sache vom Landeshauptmann und vom Landesparteivorstand. Ich kann nur sagen, ich habe längere Zeit mit dem Landeshauptmann gesprochen. Ich bin sicher, er hat jemandem im Kopf, den er dann dem Landesparteivorstand vorschlagen wird“, so die scheidende Landesrätin gegenüber ORF Tirol.

Ihren nunmehrigen Rückzug kommunizierte Zoller-Frischauf über eine private E-Mail-Adresse. Im Landhaus sowie in ÖVP-Kreisen war man APA-Informationen zufolge offensichtlich überrascht über diesen Schritt. Ob Platter nun allein Zoller-Frischauf nachbesetzt oder zu einer größeren Rochade ansetzt, war noch unklar.

Grüne bedanken sich für Zusammenarbeit

LHStv. Ingrid Felipe und Soziallandesrätin Gabriele Fischer von den Tiroler Grünen bedankten sich bei der scheidenden Wirtschaftslandesrätin für die langjährige Zusammenarbeit in der Landesregierung und wünschten ihr alles Gute für die Übergabe des Regierungsamts und die Zeit danach.

„Wir waren zwar nicht immer einer Meinung, aber die Wertschätzung und das konstruktive Ringen um gute Lösungen ist immer im Mittelpunkt gestanden“, so Ingrid Felipe in einer ersten Reaktion. Besonders bei der Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie sei bisher an einem Strang gezogen worden um „Wirtschaft und Umwelt unter ein tragfähiges gemeines Dach zu bringen“. Für Landesrätin Fischer haben die Ressort-Überschneidungen vor allem im Bereich der Gleichstellung zu guten Ergebnissen geführt. „So unterschiedlich die Standpunkte manchmal auch waren, wenn es um Gewaltschutz oder Schritte zu mehr Gleichstellung ging, waren wir uns sehr oft einig.“