Bischof Hermann Glettler
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Religion

Sterbehilfe: Glettler für bessere Aufklärung

Kommende Woche soll darüber beraten werden, wie mit dem VfGH-Urteil umgegangen wird, wonach die Strafbarkeit der Beihilfe zum Suizid unzulässig ist. Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler mahnte eine „vorsichtige Gesetzesänderung“ ein.

Laut einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) ist es verfassungswidrig, jede Art der Hilfe zur Selbsttötung ausnahmslos zu verbieten. Wie man künftig mit diesem Urteil umgeht, darüber berät nächste Woche das „Dialogforum Sterbehilfe“, das von der Regierung eingerichtet wurde. Gletter forderte im Vorfeld eine „wesentlich bessere Aufklärung und eine sensible Kommunikation“. Außerdem mahnte er "eine „höchst sensible und vorsichtige Gesetzesänderung“ ein.

Prävention müsse „vordringliches Staatsziel“ sein

Weder der Gesetzgeber noch die Gesellschaft insgesamt sollten sich bei der zukünftigen gesetzlichen Regelung zur Festlegung drängen lassen, „wann ein menschliches Leben noch lebenswert sei, und wann nicht“, betonte Glettler. Die Gesetzesänderung müsse vielmehr dem Auftrag des VfGH zur Vorbeugung von Missbrauch nachkommen. „Jeder Suizid ist eine Tragödie, nicht Ausdruck von Freiheit“, befand der Seelsorger, der auch um die Not der zurückgebliebenen Angehörigen wisse.

Auch in Zukunft müsse Suizidprävention ein vordringliches Staatsziel sein, „jenseits aller religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen“. Es könne nicht sein, „dass es einen ‚guten‘, gesellschaftlich anerkannten Suizid, und einen ‚schlechten‘ gibt“. Einzelpersonen und Institutionen müssten durch die neue gesetzliche Regelung auch davor geschützt werden, „Assistenz zur Selbsttötung leisten zu müssen“ bzw. verpflichtet zu sein, sie in einer Alten- oder Pflegeeinrichtung anzubieten.

Tendenz zu rein ökonomischer Betrachtung

Hinter der Sterbehilfe-Debatte sah Glettler generell die gefährliche Tendenz einer „rein ökonomischen Betrachtung des Lebens“, die den Wert des Lebens fast ausschließlich nach Leistung und Ertrag für die Gesellschaft bemesse: „Es ist traurig, dass ein Pflegefall zu sein, zunehmend als die allergrößte Katastrophe eingestuft wird“. Nicht nur ältere Personen, auch physisch und psychisch beeinträchtigte Personen würden jetzt schon unter diesem Gefühl leiden, „für andere lästig und nur mehr eine Last, ja ein Kostenfaktor zu sein.“ Aber auch pflegende Angehörige müssten geschützt werden, um nicht in einen Rechtfertigungsdruck zu geraten.