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Umwelt

Landeck: Fischer als Retter der Äschen

Die Äsche war einst die Hauptfischart in den Tiroler Fließgewässern. Jetzt ist sie gefährdet. Aufgrund der Sannaschwelle in Landeck schaffen es die Fische nicht mehr an ihre Laichplätze. Der Bewirtschafter des Fischereireviers Landeck hilft händisch nach – quasi als menschlicher Fischlift.

Die Äsche ist der Fisch des Jahres 2021 – und ist in den Tiroler Hauptflüssen vom Aussterben bedroht, obwohl sie einmal die Hauptfischart in den heimischen Flüssen war. Oftmals setzt die Wasserkraft, die in Flüssen Schwall und Sunk zur Folge haben, den Fischen zu. Oder die Fische kommen durch Verbauungen nicht mehr an ihre natürlichen Laichplätze, wie am Beispiel der Sannaschwelle in Landeck. Seit Jahren rettet hier der Bewirtschafter des Fischereireviers die Äschen.

Menschlicher Fischlift mit viel Herz

„Ich habe irgendwann vor Jahren bemerkt, dass im Frühjahr, wenn das Schmelzwasser kommt, die Äschen vom Inn in die Sanna zum Laichen wollen. Dort kommen sie aber nicht mehr hin, weil sie es nicht über die Schwelle rauf schaffen“, sagt der 72-jährige passionierte Fischer und Naturschützer Helmut Alexander aus Landeck. Der Bestand der Äschen in Tirol sei schwer bedenklich, so Alexander.

Äsche
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Die Äsche war die Hauptfischart in den Tiroler Fließgewässern, nun ist ihr Bestand bedroht

„Als Fischer sind wir nicht nur Menschen, die Fische einsetzen, fangen und in die Pfanne hauen, sondern wir sind Naturmenschen. Wir lieben die Natur, wir leben mit ihr, wir genießen die ganze Umgebung. Und wir sind auch bereit, uns selber dafür einzusetzen und etwas zu tun“, sagt der Landecker Fischer. Deshalb fischt er Äschen mittels Fliegenfischen, trägt sie in einem Behältnis flussaufwärts die Sanna rauf, und setzt sie dort nach der Schwelle wieder aus, damit sie an ihre natürlichen Laichplätze kommen und die Vermehrung stattfinden kann.

Fischer entlässt Äsche
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Helmut Alexander beim Äschen retten: im Behältnis befindet sich die Äsche, die er an dieser Stelle in der Sanna aussetzt.

Diese Vorgehensweise ist natürlich sehr zeitintensiv. Die Stunden und Tage, die der Fischer damit verbringt, Äschen zu retten, kann er schon nicht mehr zählen. „Ich weiß, dass meine Maßnahme als menschlicher Fischlift eine Unzureichende ist, aber es ist besser, als nichts zu tun“, schildert der Naturschützer gegenüber dem ORF Tirol.

Äsche in Not

Die Äsche ist eine jener Fischarten, deren Lebensraum durch Verbauungen der Flüsse stark gefährdet ist, wie bei der Sannaschwelle. Nur durch private Initiativen der Fischer ist sie überhaupt noch vorhanden. Die Bestände sind stark rückläufig, die Vermehrung ist vielerorts stark eingeschänkt, schildert Zacharias Schähle, der Leiter der Geschäftsstelle des Fischereiverbandes Tirol.

Helmut Alexander fischt
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Die Äschenrettungsaktion von Helmut Alexander unterstützt Schähle. „Das ist eine super Maßnahme, aber kein Dauerzustand. Wir müssen sicherstellen, dass die Äschen wieder von selbst in die Sanna zum Laichen kommen können, und das muss aufgrund der Schwelle durch eine bauliche Maßnahme passieren“, so Zacharias Schähle vom Fischereiverband.

Politik am Zug

Dabei gibt es die europäische Wasserrahmenrichtlinie – die Mitgliedsstaaten müssten diese umsetzen. Ein Kernpunkt ist die Fischdurchgängigkeit, die garantiert sein muss, damit Fische an ihre Laichplätze kommen, so Schähle. Generell müsse die Lebensraumschaffung für bedrohte Fischarten Priorität haben.

Sanna
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„Die zuständige Abteilung vom Land Tirol bekräftigte, dass eine bauliche Maßnahme an der Sannaschwelle eine wichtige Maßnahme ist, die gesetzt werden soll. Allerdings gibt es dafür keinen Zeitrahmen, und da läuten bei uns die Alarmglocken“, sagt Schähle gegenüber dem ORF Tirol. Denn für ein Projekt in einem derartigen Ausmaß müsse ein genauer Rahmenplan verfasst werden. „Und den fordern wir ein“, so der Leiter der Geschäftsstelle des Tiroler Fischereiverbandes.

Papier ist geduldig

Im Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan 2015 ist vorgesehen, die Durchgängigkeit für die Fischfauna wiederherzustellen. Dies soll bis spätestens 2027 erfolgen, heißt es vom Büro des zuständigen Landesrates Josef Geisler (ÖVP).

In diesem Bereich der Sanna bestehe zudem eine Hochwassergefährdung. Sowohl für die Herstellung der Durchgängigkeit als auch für den Hochwasserschutz sei die Stadtgemeinde Landeck zuständig. „Der Ball liegt derzeit bei der Stadtgemeinde Landeck“, heißt es in dem Schreiben an den ORF Tirol.

Rettungsaktion im Kleinen geht weiter

Bis die Schwelle für die Äschen barrierefrei ist, wird wohl noch einiges an Wasser die Sanna hinunterfließen. Bis dahin rettet Helmut Alexander die Äschen im kleinen Rahmen.

Helmut Alexander fischt
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Seinen Wunsch verrät Helmut Alexander aus Landeck noch zum Abschied: Er möchte noch erleben, dass die Laichplätze in der Sanna für die Äsche wieder barrierefrei erreicht werden können. Dann zieht er mit seiner Angel wieder los. Es müssen nämlichnoch Äschen zum Laichen getragen werden.