Menschen in einer Höhle
Robbie Shone
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Wissenschaft

Ungewöhnlich warme Zeit in Grönland

In der Arktis war es vor gut einer halben Million Jahren ungewöhnlich warm. Das zeigen die Forschungen unter Leitung der in Innsbruck lehrenden Geologin Gina Moseley. Die Forschungsergebnisse sind auch wichtig zur Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Klimas.

Das internationale Team unter der Leitung der aus Großbritannien stammenden Geologin und Höhlenforscherin Gina Moseley fand in einer Höhle in Grönland Hinweise auf eine ungewöhnlich warme Periode. Auf 80 Grad nördlicher Breite fanden sie in einer Höhle im Nordosten Grönlands Bodensinter. Das ist eine Tropfstein-ähnliche Bildung, die entsteht, wenn sich ein dünner Wasserfilm langsam über den Boden bewegt.

Gina Moseley in Grönland mit Proben in den Händen
Robbie Shone
Gina Moseley mit Proben aus einer Höhle Grönlands

Damit sich dieser Sinter bilden konnte, musste es damals deutlich wärmer gewesen sein als heute. Interessant ist das auch deshalb, weil die Zeit vor 588.000 bis 549.000 Jahren weltweit als eher kühle Zeit bekannt ist. Durch die damalige Stellung der Erde zur Sonne dürfte aber in der Arktis viel Eis abgeschmolzen sein, die Feuchtigkeit aus dem verdunstenden Meerwasser wurde nach Nordostgrönland transportiert.

Einblick in vergangene Warmzeit

Die in Tirol analysierte zwölf Zentimeter große Sinterprobe wurde mit modernsten Methoden untersucht und unter anderem einer Uran-Thorium-Datierung unterzogen. Mit den Höhlenablagerungen können Forscher weiter zurückblicken als es Eisbohrkerne erlauben, die maximal bis zu 120.000 Jahre in die Vergangenheit reichen. Während die Eisbohrkerne vor allem die letzte Eiszeit und kalte Klimaphasen umfassen, bieten die Höhlenablagerungen Einblick in vergangene Warmzeiten, erklärt Gina Moseley. „Die Arktis erwärmt sich mehr als doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Besser zu verstehen, wie sich dieser sensible Teil der Welt in einer wärmeren Welt verändert, ist für die Zukunft von höchster Priorität.“

Zelte in steiniger Umgebung
Robbie Shone
Die Expedition 2019 nach Grönland war ein großes Abenteuer: Nach der Anreise mit Flugzeug und Boot musste das Team noch drei Tage wandern, ehe sie ihre Zelte unterhalb der gesuchten Höhlen aufschlagen konnten

Moseley erkannte die Bedeutung der Höhlen im Nordosten Grönland bereits während ihrer Promotion im Jahr 2008 in Bristol. 2015 leitete sie eine fünfköpfige Expedition, im Juli 2019 folgte eine dreiwöchige Expedition im Rahmen des „Greenland-Caves-Project“.