Lehrlinge in der Werkstatt
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Wirtschaft

Tausende Lehrstellen derzeit unbesetzt

Trotz aktueller Rekord-Arbeitslosigkeit durch die Pandemie finden viele Unternehmen derzeit keine Lehrlinge oder Fachkräfte. Das gab am Montag die Tiroler Wirtschaftskammer bekannt. Einige wenige Branchen sind dagegen sehr gefragt.

Man suche derzeit Fachkräfte und Lehrlinge ohne Ende, warnt die Tiroler Wirtschaftskammer. Derzeit gelte es, gut 2.500 Ausbildungsplätze in Tirol zu besetzen – etwa 800 in Gewerbe und Handwerk, 750 im Handel, 400 im Tourismus und rund 300 in der heimischen Industrie: „Man sieht, dass derzeit ein wahnsinnig großer Bedarf herrscht. Wenn ich mich ausbilden lassen möchte, dann wäre derzeit der richtige Zeitpunkt“, riet Lehrlingskoordinator David Narr.

Lehre soll attraktiver werden

Trotz vieler Kampagnen hat die Lehre offenbar immer noch ein Imageproblem. Lehre werde im Denken der Menschen immer noch nur mit Arbeit in Verbindung gebracht und weniger mit Ausbildung. Die Tiroler Wirtschaftskammer will dieses Umdenken mit neuen Werbeaktionen fördern: „Dann wird der qualifizierte Facharbeiter auch bei uns wieder etwas wert sein“, hoffte Narr.

Weiblicher Lehrling in der Industrie
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Der Tiroler Industrie fehlen derzeit die Lehrlinge

Lehre gegen Jugendarbeitslosigkeit

Eine Lehrausbildung soll so in der Gesellschaft als wertvolle Alternative zum schulischen Weg etabliert werden, zumal die Wartelisten in den Gymnasien lang seien, wie die Wirtschaftskammer betonte. Derzeit habe man mit 197 Betrieben einen neuen Höchststand an ausgezeichneten Lehrbetrieben in Tirol. Gut ein Viertel aller Tiroler Lehrlinge würde momentan in diesen Betrieben ausgebildet.

Die duale Ausbildung wirke der Jugendarbeitslosigkeit in Tirol jedenfalls massiv entgegen. Fast die Hälfte aller heimischer Jugendlicher befände sich durch die Lehre momentan in einem Ausbildungsverhältnis. Man arbeite derzeit intensiv daran, auch den berufspraktischen Bildungsweg im Gesetz zu verankern, erklärte die Wirtschaftskammer. Es liefen daher Gespräche mit Bundesministerium um künftig die höchsten Qualifikationsstufen auch über eine Lehre zu erreichen.

Seilbahntechniker-Lehrlinge
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Wer Seilbahntechnikerin werden will, muss derzeit in Tirol auf eine Lehrstelle warten

Einige Tiroler Branchen können derzeit nicht über fehlende Lehrlinge klagen. So gibt es derzeit etwa zu wenige Lehrstellen für die Ausbildung zur Seilbahntechnikerin, beziehungsweise zum Seilbahntechniker. „Auch im IT-Bereich haben wir noch zu wenige Ausbildungsplätze. Ganz neu dazugekommen ist auch der Fahrrad-Mechatroniker. Auch dort orten wir einen großen Andrang Jugendlicher und auch erwachsener Sportler, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen“, schilderte Lehrlingskoordinator David Narr.

Pandemie erschwert Lehrausbildung

Im letztes Jahr sei es durchaus zu Problemen mit dem Distance Learning gekommen, da der Praxisunterricht in den Berufsschulen fehle, wie Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser einräumte. „Wir versuchen mit Zusatzangeboten, etwa am WIFI, aufzuholen, was man vielleicht da und dort hat liegenlassen“, so Walser. Viele Tourismus- und Gastro-Betriebe böten auch selbst Kurse an. So kämen etwa Sommeliers ins Haus, um die Lehrlinge auszubilden, hieß es.

Lehrlinge in der Gastro-Küche
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Schwierige Praxis-Ausbildung: Gastro und Tourismus haben derzeit geschlossen

Keine „LAB-light“

Leichtere Prüfungen soll es trotz Pandemie jedenfalls keine geben: „Wir in der Facharbeiter-Ausbildung können es uns nicht erlauben, eine Lehrabschlussprüfung oder Meisterprüfung ‚light‘ anzubieten. Von vielen Lehrberufen hängen auch Leib und Leben ab, etwa im Elektro- oder KFZ-Bereich“, warnte der Lehrlingskoordinator. Er appellierte an die Tiroler Betriebe, die Zusatzkurse der Wirtschaftskammer zu nutzen. Die Betriebe bekommen drei Viertel der anfallenden Kurskosten ohne Deckelung der Förderung ersetzt.