Zahlreiche Bücherregale, sowohl an der Wand als auch im Raum verteilt stehend
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Wirtschaft

Buchhandel blickt optimistisch in die Zukunft

Die Tiroler Buchhändler sind im Vergleich zu vielen anderen Branchen weitaus glimpflicher durch das erste Coronajahr gekommen. Durch Eigeninitiative, aber auch durch die Solidarität der einheimischen Konsumentinnen und Konsumenten gelang es ihnen, gegen den Online-Giganten zu bestehen.

Knapp 13 Wochen mussten Tirols Buchhandlungen in den letzten zwölf Monaten coronavirusbedingt geschlossen halten, jene mit größeren Verkaufsflächen noch länger. Selbstverständlich gab es deshalb Umsatzrückgänge, die fielen aber geringer aus als in anderen Branchen, sagte Markus Renk von der Wagner’schen Buchhandlung: „Der Buchhandel hat eher gewonnen, weil sich die Leute auf die Bücher zurückbesonnen haben.“ Während des Lockdowns florierte das Onlinegeschäft, so konnte etwa die Wagner’sche beim Webumsatz eine 400-prozentige Steigerung erzielen. Auch bei Thomas Wiederin von Liber Wiederin fiel die Bilanz der letzten zwölf Monate „sehr positiv aus“. Von Anfang an habe man eine extreme Kundensolidarität erfahren dürfen.

Viele folgten „Kauf lokal“-Aufruf

Dem Aufruf, lokal einzukaufen, sind zur Freude des heimischen Buchhandels viele Tiroler Leserinnen und Leser nachgekommen. Dass der Online-Riese Amazon im März 2020 keine Bücher, sondern nur mehr Produkte für den täglichen Gebrauch ausgeliefert hat, habe den heimischen Webshops zusätzlichen Aufschwung gebracht, so Markus Renk. Aber auch einen raschen Versand und gute telefonische Erreichbarkeit führten die Buchhändler als Gründe für den Erfolg der heimischen Webshops ins Treffen. Das Team von Liber Wiederin etwa bot vor Ostern sogar einen eigenen Zustellservice per Auto und per Rad an, damit die Bücher rechtzeitig ins Nest kamen.

Positiv denken und Basteltipps gefragt

Sehr nachgefragt waren während des Lockdowns u.a. Ratgeberthemen – von Tipps zum Brotbacken, Basteln, Kochen, aber auch Bücher über positives Denken. Besonders oft seien auch Kinderbücher im virtuellen Einkaufskorb gelandet, sagte Stephan Bair von der Tyrolia, aber auch lernunterstützende Bücher fürs Homeschooling. Bei Liber Wiederin hingegen ist die Nachfrage nach zeithistorischen Sachbüchern sehr groß gewesen.

Hilfreich sei auch gewesen, dass die Verlage auch Bestseller trotz Lockdowns nicht zurückhielten, deshalb sei auch das Weihnachtsgeschäft sehr erfreulich verlaufen, betonte Markus Renk.

Zwei PErsonen vor Bücherwand
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Gezielt kaufen statt länger schmökern ist bei vielen Kundinnen und Kunden in Coronazeiten die Devise, wie hier bei der Öffnung der Buchläden am 7. Dezember 2020

Weiterhin hohe Zugriffe bei Webshops

Die Webshops der Tiroler Buchhändler waren auch nach den Lockdowns weiterhin bei den Kundinnen und Kunden sehr beliebt, die Zugriffe sind immer noch weitaus höher als vor über einem Jahr. Auch in den Geschäften tummelten sich wieder viele Lesehungrige, allerdings sei das Kaufverhalten ein anderes als früher, sagte Stephan Bair: „Die Menschen kommen, kaufen gezielt ein und gehen dann gleich wieder. Die Verweildauer im Geschäft ist viel kürzer als früher, was gerade für Buchhandlungen sehr schade ist.“

Ins zweite Coronajahr blicken Tirols Buchhändler mit Zuversicht, nicht zuletzt bestärkt durch die Solidarität ihrer Kundinnen und Kunden. Bei der Tyrolia und bei Liber Wiederin konnte der Mitarbeiterstand im abgelaufenen Krisenjahr gehalten werden. Bei der Wagner’schen wurde er sogar ausgebaut, zudem wurde erst kürzlich ein neues Geschäft in der Altstadt eröffnet.