Sensor an einem Gebäuderiss
Christoph Niederegger
Christoph Niederegger
Wissenschaft

Neues System überwacht rutschende Häuser

In Tirol wird ein neu entwickeltes System zur Überwachung von Gebäuden in Gebieten mit labilen Hängen eingesetzt. Das System kann früher als bisher verdächtige Bewegungen registrieren und automatisch Alarm schlagen. Derzeit kommt es im zur Gemeinde Wattens gehörenden Weiler Vögelsberg zum Einsatz.

Schon seit Jahren bereitet ein labiler Hang am Vögelsberg mehreren Bewohnern Sorgen. Betroffen davon sind sieben Gebäude, ein Wohnhaus musste bereits evakuiert werden. Das neuartige System kommt an zwei bereits stark geschädigten landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäuden zum Einsatz. Entwickelt wurde es von einem Ziviltechnikerbüro in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck im Auftrag des Landes Tirol.

Blick auf Häuser am Vögelsberg
ORF
Ein labiler Hang bedroht am Vögelsberg mehrere Häuser

Messungen auf hundertstel Millimeter genau

Das System misst Rissbewegungen auf hundertstel Millimeter genau. Dadurch ergänzt es die schon bisher installierte globale Beobachtung und bietet entscheidenden Stellen eine zusätzliche Datenbasis, erklärt der Ziviltechniker Christoph Niederegger. Dazu werden Fühler über den Rissen montiert und Rissbewegungen werden von den Fühlern in Spannung umgewandelt.

Kabeln und Datenaufzeichnungsgeräte
Christoph Niederegger
Die von den Sensoren gelieferten Daten werden automatisch aufgezeichnet

Die kleinen Rissbewegungen können Hinweise auf sich aufbauende Spannungen geben, die sich irgendwann einmal auch in der tragenden Substanz des Gebäudes entladen wird, so Niederegger. „Diese Spannungen messen wir an den Rissbewegungen viel früher als der Vermesser das sieht“.

Sensor an einem Gebäuderiss
Christoph Niederegger
Die Sensoren registrieren die kleinsten Rissbewegungen

Man habe die Möglichkeit, außergewöhnliche Rissbewegungen von gewöhnlichen zu trennen, wie sie etwa durch den Wechsel von Kalt und Warm stattfinden. So könne man eine Einschätzung geben, „ob sich im Gebäude etwas abspielt, was nicht normal ist“, so Niederegger. Zusätzlich zu den Risssensoren habe man auch Erschütterungssensoren installiert. Das System kann bei außergewöhnlichen Rissbewegungen per SMS Alarm auslösen.

System soll in mehreren Gemeinden zum Einsatz kommen

Ludwig Tanzer von der Abteilung Hochbau des Landes Tirols sagt, man habe die Absicht, das System häufiger einzusetzen. So werde man auf kurzem Weg feststellen können, ob Gebäude gefährdet sind oder wie der Gefährdungsgrad ausschaut, so Tanzer. Am Vögelsberg sei man von Seiten des Landes bereits seit 2015 im Einsatz, unter anderem in Zusammenarbeit mit den Landesgeologen und Experten der Wildbachverbauung. Da es aber nicht einfach gewesen sei, in Hinsicht auf ein Gebäude ein Urteil abzugeben, habe man sich für diesen Weg entschieden, so Tanzer.