Bar Kitzloch in Ischgl, Paznaun
APA/JAKOB GRUBER
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Wirtschaft

Analyse: Imageschaden für Tirol „enorm“

Der Schaden an Reputation wegen der CoV-Krise ist in Deutschland nicht nur für Ischgl, sondern für ganz Tirol groß. Zu diesem Ergebnis kam das Management- und Wirtschaftsinstitut (IMWF). Dramatisch sei der Schaden aber erst durch den Umgang Tirols mit der südafrikanischen Mutation im Februar geworden.

Das Management- und Wirtschaftsinstitut, das neben Hamburg und Frankfurt auch einen Sitz in Wien hat, untersuchte 26 Millionen Debattenbeiträge, die in den vergangenen zwölf Monaten in Deutschland erschienen sind. Mittels künstlicher Intelligenz wurden Stichworte wie „Ischgl“ und „Tirol“ gefiltert und von Analysten und Kommunikationsexperten zugeordnet. Das Ergebnis ist verheerend.

Das „zweite Ischgl“ als geflügeltes Wort

„Ischgl“ sei in Deutschland zu einem Synonym für Versagen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie geworden. Es habe mit Gütersloh, in dem es einen medial viel beachteten CoV-Ausbruch in einer Fleischfabrik gab, oder einer Hochzeit in Hamm, die hunderte Infektionen nach sich zog, auch in Deutschland Corona-Hotspots gegeben, so IMWF. Doch kein Ort sei in Deutschland so beständig in Diskussion gewesen wie Ischgl.

„Spätestens seit der Wiedereröffnung der Skigebiete in Österreich avancierte das ‚zweite Ischgl‘, das verhindert werden müsse, zum geflügelten Wort in Deutschland“, so Axel Maireder, Geschäftsleiter des IMWF Austria. Bei der Anzahl der Nennungen in Deutschland liege Ischgl mit 110 Tausend nicht weit hinter dem innerdeutschen Hotspot Gütersloh mit 122 Tausend, dem stärksten Ort in der Analyse. Das italienische Bergamo, das am Anfang der Pandemie für negative Schlagzeilen sorgte, liegt laut Analyse bei 72 Tausend. Bei beiden und vielen weiteren Covid-Hotspots haben die Nennungen im Gegensatz zu Ischgl nach wenigen Wochen wieder abgenommen. Die Erwähnungen dieser Orte weisen – wenig überraschend – eine starke negative Tonalität auf, so IMWF.

Land konnte nicht gegensteuern

Der Ruf Tirols habe bereits 2020 stark gelitten, so das Ergebnis der IMWF-Analyse. Allerdings habe sich dieser negative Trend in den letzten zwei Februarwochen massiv verstärkt. In diesem Zeitraum wurde Tirol in Deutschland in Verbindung mit dem Coronavirus 214.000 Mal erwähnt. „Tirol hat in Deutschland und damit im bei weitem wichtigsten Markt für den Tiroler Tourismus immensen Reputationsschaden davongetragen. Den Vertretern des Bundeslandes ist es seit März 2020 in keiner Weise gelungen, gegenzusteuern", so Studienleiter Axel Maireder.

„Porzellan zerschlagen“

Das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) ist auf die Analyse der Kommunikation zu Personen, Marken und Märkten spezialisiert. Es hat seinen Sitz in Hamburg und erst seit einem Jahr einen Österreichableger in Wien. Die Analyse wurde ohne Auftraggeber durchgeführt, um den Standort Wien bekannter zu machen, so Studienleiter Maireder, der auch Geschäftsführer ist. In Tirol wurde viel Porzellan zerschlagen, sagte Maireder. Auf die Frage, wie Tirol seine Marke wiederherstellen kann, meinte er: „Mit Marketing und vorbildlichem Verhalten“.