Seit November sind Österreichs und somit auch Tirols Restaurants und Hotels geschlossen. Lehrlinge in diesen Branchen können dadurch ihre Lehrzeit nicht wie gewohnt in der Praxis absolvieren. Man versucht, sich anders zu helfen: „In Kursen am WIFI und in Übungsgruppen in den Ausbildungsbetrieben selbst wird für die Lehrlinge die Praxis simuliert. Sie verlieren so keine Ausbildungszeit“, erklärte David Narr, der Lehrlingskoordinator der Tiroler Wirtschaftskammer.
Ausbildungsregelung gefallen
Die Sonderbestimmung für Lehrlinge der Coronavirus-Kurzarbeitsregelung sieht eigentlich vor, dass die Hälfte der Ausfallzeit „für ausbildungs- beziehungsweise berufsrelevante Ausbildungsmaßnahmen verwendet werden“ muss. Diese Regelung ist im derzeitigen Lockdown allerdings ausgesetzt. Das heißt, die Betriebe sind nicht dazu verpflichtet, ihre Lehrlinge in Kurzarbeit momentan praktisch auszubilden.
Emanuel Straka, der Landessekretär der Gewerkschaft VIDA, berichtete von Rückmeldungen von Lehrlingen, dass die praktische Ausbildung zu kurz komme: „Wir wissen, dass die praktische Ausbildung momentan oft nicht umgesetzt wird“, sagte er. Dadurch ergebe sich eine Lücke im Lernfortschritt für viele Lehrlinge, die dadurch bis zu fünf Monate verlieren würden. Genaue Zahlen, wie viele Lehrlinge das betrifft, konnte Straka nicht nennen.
Viele besuchen Kurse
Lehrlingskoordinator Narr führte an, dass die Betriebe keinen Grund hätten, ihre Lehrlinge nicht weiterhin auszubilden. Wenn die Betriebe wieder öffnen, würden sie nämlich jede Arbeitskraft brauchen. Der Großteil der Ausbildungsunternehmen würde laut Narr daher die WIFI-Kurse in Anspruch nehmen sowie auf innerbetriebliche Ausbildungen setzen: „Jeder, der das in Anspruch nehmen will, kann es in Anspruch nehmen. Ob es aber auch jeder in Anspruch nimmt, weiß ich nicht“, räumte er ein. Er wies auf die 75-prozentige Förderung der WIFI-Kurse hin und meinte, dass diese dadurch für die Unternehmen gut finanzierbar seien.
Die Wirtschaftskammer denke Narr zufolge über eine generelle Verlängerung der Lehrzeit nach, sei hier aber auf Gegenwind vonseiten der Sozialpartner gestoßen. Straka begründete das mit „enormen Verdiensteinbußen“ für die Lehrlinge. Er forderte, dass in den Betrieben mehr Zeit für ausbildungsrelevante Themen sowie weitere Unterstützungsmaßnahmen aufgebracht werden soll.