Diverse Medikamente in Tablettenform
ORF.at/Zita Klimek
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Wirtschaft

Umsatzeinbußen für Pharma-Industrie

Die Krise setzt auch den Tiroler Pharmaunternehmen zu. Sie setzen deutlich weniger Antibiotika und rezeptfreie Medikamente gegen Husten oder Schnupfen ab. Die Umsatzrückgänge sind zum Teil enorm und könnten sich auf die weitere Produktion auswirken.

Durch die verschärften Hygienemaßnahmen seit Corona, wie Händewaschen, Abstand halten oder Maske tragen, ist die Grippewelle heuer so gut wie ausgeblieben. Es gibt auch deutlich weniger Infekte. Das schlägt sich bei den Tiroler Pharmaunternehmen auf den Umsatz nieder.

Kaum Bedarf an Antibiotika

Bei Novartis, Österreichs größtem Pharmaunternehmen mit Standorten in Kundl und Schaftenau sei der Antibiotika-Absatz zu Beginn der Corona Krise zunächst noch hinaufgegangen, schilderte Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher im ORF Interview. In der fälschlichen Hoffnung, Antibiotika könnten gegen das Virus helfen, hätten die Leute, die Medikamente regelrecht gehortet. „Seit dem zweiten Quartal 2020 geht der Bedarf an Antibiotika aber konstant zurück“ so Kocher. Mittlerweile rechnet der Novartis-Österreich-Chef mit einem durchschnittlichen Umsatzrückgang von 50 Prozent.

Produktion Kundl
ORF
Penicillin-Produktion in Kundl

Um 75 Prozent weniger Umsatz

Die gesamte österreichische Arzneimittelbranche leide unter der derzeitigen Situation, heißt es bei Gebro Pharma mit 300 Mitarbeitern in Fieberbrunn. Im Bereich Erkältung seien die Umsätze um bis zu 75 Prozent eingebrochen.

Die Firma Montavit mit 190 Mitarbeitern in Absam stellt unter anderem rezeptfreie Medikamente gegen Atemwegsinfekte her. „Wer nicht hustet, kauft auch keinen Hustensaft, wir rechnen mit einem Umsatzrückgang von 20 Prozent“, sagte Geschäftsführin Katherina Schmidt.

Kein Mitarbeiterabbau

Bei der Firma Montavit wird man die Produktionspläne anpassen. Das wird unter Umständen auch bei Novartis notwendig sein, kündigte Österreich-Chef Michael Kocher an: „Wenn die Auslastung dauerhaft nur bei 50 Prozent liegt, dann müssen wir unsere Kapazitäten zumindest zeitweise zurückfahren.“

Man werde sich in Österreich kurzfristig auf Produkte fokussieren, die in der Einführungsphase seien, so Geschäftsführer Christian Kollenz zur weiteren Strategie von Gebro Pharma. Investitionen werde man natürlich genau hinterfragen, an personelle Konsequenzen denke man derzeit nicht. Auch bei Montavit und Novartis ist laut Unternehmen aus derzeitiger Sicht kein Mitarbeiterabbau geplant.