Glungezer
ORF
ORF
Wirtschaft

Teils über 90 Prozent Minus auf Tiroler Pisten

Seit sechs Wochen haben die meisten Skigebiete in Tirol geöffnet. Wegen der fehlenden ausländischen Touristen sanken die Besucherzahlen teilweise über 90 Prozent. In den Semesterferien wollen die meisten Skigebiete nocheinmal ihr Angebot verstärken, was danach kommt, ist ungewiss.

Die Skisaison 2020/21 startete coronavirusbedingt verspätet. Seit dem 24. Dezember hat der Großteil der Tiroler Skigebiete geöffnet, die meisten bieten aus wirtschaftlichen Gründen allerdings nicht alle zur Verfügung stehenden Aufstiegshilfen an – dennoch gibt es für die einheimischen Wintersportler so viel Platz zum Skifahren wie nie zuvor.

Hunderte statt Zehntausende

Das Fehlen der ausländischen Skitouristen macht sich überall bemerkbar, besonders abseits der Ballungszentren und in Gebieten mit viel Hotellerie. So wie etwa in der Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental, zu der sechs Bergbahnen in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein gehören. Über 90 Prozent weniger Gäste verzeichne man dort derzeit. Wo sich in früheren Saisonen täglich 40.000 bis 45.000 Wintersportler tummelten, fahren derzeit 2.000 bis 3.000, bei Schlechtwetter seien es nochmal deutlich weniger, so Anita Baumgartner von der Skiwelt. Auch im Zillertal spüre man die geschlossene Hotellerie und fehlende Nähe zu den größeren Ballungsräumen, so Annemarie Kröll, Prokuristin der Zillertal Arena. Auch hier liegen die Rückgänge bei über 90 Prozent, ebenso in Gerlos, wie Seilbahnerobmann Franz Hörl (ÖVP) bestätigt. Eine österreichweite Studie zeige ein bisheriges Minus von 80 bis 85 Prozent, so Hörl.

Nachteile für periphere Skigebiete

Franz Dengg vom Skigebiet Ehrwalder Alm im Außerfern verzeichnet in dieser Saison bislang um 85 Prozent weniger Erstzutritte, die Pisten werden derzeit fast nur von Einheimischen aus der näheren Umgebung genutzt. Dengg betont, dass man sich auch über Gäste aus den Tiroler Ballungszentren freuen würde, die derzeit die seltene Möglichkeit haben, über den Fernpass zu kommen ohne im Stau stehen zu müssen.

Auf Besuch aus den Ballungszentren gerade in den derzeit stattfindenden Semesterferien hofft man auch andernorts, etwa im Paznauntal. Andreas Kleinheinz, Geschäftsführer der Bergbahnen Kappl verbucht einen Rückgang von 75 Prozent bei den Ersteintritten. Bei den Bergbahnen Lienz belaufe sich der Rückgang auf 70 bis 80 Prozent, so Geschäftsführer Mario Tölderer. Von den beiden Skigebieten ist derzeit nur das Zettersfeld geöffnet, am Hochstein werden aber Pisten für Skitourengeher präpariert.

Skipiste ohne Skifahrer
ORF/Christoph Praxmarer
So viel Platz auf den Pisten wie nie zuvor gibt es heuer in Tirol – so wie hier auf der Bergeralm

Viele Verbundkarten, kaum Kasseneinnahmen

Je näher das Skigebiet an den Ballungszentren liegt, desto geringer werden die Rückgänge. Aber gerade in grenznahen Regionen wie dem Seefelder Plateau macht die Nähe zur Landeshauptstadt nicht alles wett, das Minus liegt immerhin noch bei 60 Prozent, so Bergbahnen Rosshütte Geschäftsführer Werner Frießer. Man verzeichne viele Freizeitticketbesitzer, die Kasseneinnahmen seien hingegen drastisch zurückgegangen.

Die Nähe zur Bezirkshauptstadt Imst ist es, die den Imster Bergbahnen bislang im Vergleich geringere Einbußen beschert haben, bei 35 bis 40 Prozent lagen sie bis Ende Jänner, so Geschäftsführer Bernhard Schöpf. Seit dem 24. Dezember sei man im Vollbetrieb, die Einheimischen würden das Angebot sehr gut nützen. Ebenfalls von der Nähe zur Landeshauptstadt profitiert das Familienskigebiet Glungezer, Geschäftsführer Walter Höllwarth spricht von „nur“ 20 Prozent weniger als in den Vorjahren.

Glungezer
ORF
Der Glungezer gilt als klassisches Einheimischen-Ski und Tourengebiet und erfreut sich auch in Lockdown-Zeiten großer Beliebtheit. Abgerechnet wird hier aber erst nach der Saison.

Erhoffte „Normalität“ nicht eingetroffen

Viele Skigebietsbetreiber betonen im ORF-Gespräch, wie wichtig es ihnen sei, Einheimischen das Skifahren zu ermöglichen. Man bekomme diesbezüglich auch viele positive Rückmeldungen. Seilbahnerobmann Franz Hörl (ÖVP) sagt, man habe allerdings nicht erwartet, dass so lange keine ausländischen Gäste kommen dürfen: „Für uns war klar: Weihnachten wird ein Service für die Einheimischen.“ Man habe damit gerechnet, dass es Ende Jänner „zu einer gewissen Normalität kommt“, das sei aber nicht der Fall gewesen. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass sich dies bis Ende Feber auch nicht ändern werde.

In den Semesterferien wollen viele Skigebiete ihr Angebot nocheinmal erweitern, entweder mit längeren Öffnungzeiten oder zusätzlichen offenen Liftanlagen. Wie lange die Skigebiete in dieser Saison geöffnet haben werden, ist ungewiss. Mitte Feber will die Regierung entscheiden, wie es mit Gastro und Hotellerie weitergeht, davon werden auch die weiteren Schritte der Seilbahner abhängen, so Hörl. Wenn Hotels und Lokale zu bleiben, „werden viele aufgeben“, so Hörl.