Modell eines Brustkorbs mit Lunge, Herz und Gefäßen
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Gesundheit

Covid kann Thrombose-Risiko erhöhen

Eine Covid-19-Erkrankung greift die Lunge massiv an. Inzwischen weiß man auch, dass bei einem schweren Verlauf das Thrombose-Risiko deutlich steigt. Studien belegen, dass Covid-Patientinnen und Patienten im Spital öfter gefährliche Blutgerinnsel bilden.

Wenn man wegen einer Covid-19-Infektion in das Krankenhaus muss, ist der Körper in der Regel bereits stark angegriffen. Das Immunsystem kämpft mit aller Kraft gegen das Virus – an mehreren Schauplätzen gleichzeitig, wie Gefäßspezialist Markus Theurl von der Innsbrucker MedUni erklärte.

„Anfangs war der Fokus sicher auf die Lunge gerichtet. Inzwischen wissen wir aber, dass diese Entzündungsreaktion in mehreren Systemen passiert, also etwa in den Organen, aber auch an den Gefäß-Innenschicht-Zellen. Es ist nicht überraschend, dass es im Rahmen schwerer Infektionen zu Thrombosen und Lungenembolien kommt, aber die Rate scheint bei einer Covid-Infektion noch einmal höher zu sein“, so der Mediziner.

Durchblutungsstörungen in den Beinen bei einem Covid-19-Patienten auf der Intensivstation im Krankenhaus Zams
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Eine Covid-Erkankung erhöht das Risiko einer Beinvenenthrombose deutlich

Ein Viertel aller Intensivpatienten betroffen

Gleich mehrere Untersuchungen belegen inzwischen diesen Zusammenhang zwischen Covid-19 und der vermehrten Bildung von Blutgerinnseln. Wissenschaftliche Arbeiten dazu gibt es auch aus Österreich. So fasst etwa eine Studie der Medizinischen Universität Wien 66 Studien aus aller Welt zusammen: „Hier hat man gesehen, dass es bei etwa zehn Prozent der Patienten in stationärer Behandlung zu einer Lungenembolie oder Thrombose kommt. Bei Intensivpatienten sind es sogar durchschnittlich 20 bis 25 Prozent“, rechnete Theurl vor. Die Entzündungsreaktion sei bei Intensivpatientinnen und -patienten noch ausgeprägter.

Markus Theurl ist Kardiologe und Angiologe an der Innsbrucker Medizin-Universität
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Markus Theurl ist Gefäßmediziner und Kardiologe an der Innsbrucker Medizin-Uni

Die Gerinnsel bilden sich etwa in den Beinvenen. Wandern sie, können Lungenembolien entstehen. Auch in Arterien richten sie Schaden an und führen dort etwa zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten.

Mit jedem Tag der Pandemie steigt das Wissen der Medizinerinnen und Mediziner, was im Körper genau passiert und warum gerade Covid die Blutgerinnung so nachhaltig stört: „Zum einen fördert die Covid-Entzündungsreaktion Thrombosen. Die innerste Schicht der Gefäßwand wird geschädigt. Durch die Botenstoffe werden auch die Blutplättchen in ihrer Funktion beeinträchtigt, außerdem steigen die gerinnungsfördernden Moleküle“, so der Experte. All das führe dann in Summe zu dem festgestellten erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien.

Mediziner deutet auf Blutgefäße bzw. Thrombose auf einem Monitor
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Eine Covid-Infektion kann auch die Blutgefäße stark schädigen

Die Forschung geht weiter

Man habe – gerade zu Beginn der Pandemie in Österreich – viel von den Fallberichten aus Asien oder Italien gelernt: "Die Gesellschaften haben inzwischen reagiert und ihre dementsprechenden Empfehlungen zur Behandlung und für die Vorbeugung von Thrombosen niedergeschrieben, etwa die Gabe von blutverdünnenden Medikamenten.

Die Arbeit der Forscherinnen und Forscher geht dennoch weiter, wie Markus Theurl betonte: „Wir haben viel dazugelernt, die Lernkurve war bisher schon sehr gut, aber man weiß vieles noch nicht. Einige Studien, die sich dezidiert mit dem Thrombose- und Embolie-Risiko beschäftigen, sind derzeit noch am Laufen“, so der Arzt. Weitere Ergebnisse sollen dann voraussichtlich in den kommenden Monaten publiziert werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen, dass damit noch offene Fragen beantwortet werden.