Internist Martin Jud aus Hall in Tirol ist einer von 700 Tiroler Ärztinnen und Ärzten, die sich auch als Impfhelfer meldeten. Er führt eine Liste, in die er die Namen der Patientinnen und Patienten einträgt, die sich impfen lassen wollen. Damit setzt er eine Idee des Landes um.
Nervenzehrende Ungewissheit
Was er allerdings jetzt mit diesen Listen anfangen soll, wisse er nicht, denn die Impfung dauert noch. Niemand könne etwas dafür, dass der Impfstoff noch nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, so Jud. Dafür hätten auch seine Patienten Verständnis. Unklarheiten gebe es jedoch über den Ablauf. Die Patienten wüssten nicht, wo sie sich melden sollten, auf wie viele Liste sie sich setzen lassen sollten und wie und wann sie erfahren würden, wann sie geimpft werden, so Jud. Die Unsicherheiten sollten möglichst bald beseitigt werden.
Verwirrung über Definition von Hochrisikopatienten
Unklarheiten gibt es auch bei der Definition von Hochrisikopatienten. In der siebenstufigen Priorisierungsliste des Gesundheitsministerium scheinen sie in den Stufen zwei und drei auf – im vierstufigen Impfplan desselben Ministeriums in Phase eins.
Darüber zeigte sich auch Artur Wechselberger, Präsident der Ärztekammer, irritiert: "Es ist fürchterlich schlecht kommuniziert worden, worauf es jetzt bei der Impfung bei den Prioritäten, den Kategorisierungen, den Phasen ankommt. Allein schon die drei Begriffe Prioritäten, Kategorisierungen und Phasen zeigen, wie kompliziert das ist“, so Wechselberger.
Tirol liegt beim Impfen im Mittelfeld
Das Impfen läuft dabei nicht unbedingt im Eiltempo ab. Mit Stand Freitagabend lag Vorarlberg mit 2,5 Geimpften von 100 Menschen an der Spitze. Dahinter lagen die Steiermark und Wien mit zwei Geimpften von 100. Tirol lag mit statistischen 1,76 Geimpften von 100 im Mittelfeld.
Geimpfte Personen pro 100 Einwohner
Online-Impfanmeldung in Tirol erst ab Februar möglich
Einige Bundesländer bieten auch schon eine Online-Impfanmeldung an. Tirol will damit erst am 1. Februar starten. Man habe den Bedarf nicht gesehen, dies schneller anzubieten, erklärte Elmar Rizzoli, Leiter des Corona-Einsatzstabes des Landes. Man wolle auch nicht falsche Hoffnungen in der Bevölkerung wecken, denn man könne bei den derzeit gesicherten Liefermengen keinen genauen Impfzeitpunkt zusagen, so Rizzoli.
Wechselberger: Februar für Online-Anmeldung zu spät
Aus Sicht von Wechselberger ist der Februar als Beginn für die Online-Anmeldungen zu spät: „Man hätte dieses Online-Tool spätestens zu dem Zeitpunkt in Kraft setzen müssen, als die Über-80-Jährigen erhoben wurden.“ Das wäre dann die Probephase für dieses Tool gewesen, so der Ärztekammerpräsident.
Es sei jedenfalls die Politik am Zug, dieses Problem zu lösen, so Jud.