Symbolbild: Ausbildung, Lehre, Handwerk
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Wirtschaft

Gewerbe und Handwerk warnen vor Flaute

Die Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer fürchtet, dass den Tiroler Betrieben in spätestens zwanzig Woche die Arbeit ausgehen könnte. Die Pandemie wirke sich massiv auf die Aufträge aus, es brauche eine rasche Auszahlung der Hilfen, hieß es.

Die Wirtschaftskammer meldet, dass es einerseits Bereiche wie etwa die Baubranche gebe, die vergleichsweise gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen seien. Andererseits hätten viele Berufsgruppen, vor allem im Dienstleistungsbereich, massive Umsatzeinbrüche hinnehmen müssen, etwa die Eventtechniker, die einen Totalausfall verzeichneten.

Diese ambivalente Entwicklung setze sich in den ersten Wochen des neuen Jahres fort. Die Verlängerung des Lockdowns und der damit verbundene Ausfall der Tourismusbranche stelle auch das Gewerbe und Handwerk vor enorme Herausforderungen, hieß es.

Sorge um Auftragsbestände

Konkret zeige der Rückblick auf das vierte Quartal 2020 durch die KMU-Forschung Austria einen Rückgang für das Gewerbe und Handwerk in Tirol um 12,8 Prozent. „Das ist um rund eineinhalb Prozent mehr als im Österreichschnitt und liegt daran, dass auch das Gewerbe und Handwerk in Tirol viele Aufträge aus dem Tourismus erhält, der von den Lockdowns am härtesten betroffen ist“, erklärte der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Franz Jirka.

Im Bau betrage der Rückgang 5,8 Prozent, in den Gesundheitsberufen 21,6 Prozent. Vier Prozent der Betriebe hätten keinerlei Polster und können neue Aufträge sofort abarbeiten, etwa ein Viertel verfüge über einen Auftragsbestand für die kommenden ein bis vier Wochen, die Hälfte für die kommenden fünf bis neun Wochen, jeder siebente Betrieb für die kommenden zehn bis neunzehn Wochen, sechs Prozent hätten die Auftragsbücher über die nächsten zwanzig Wochen hinaus gefüllt.

Ein Mann schraubt mit einem Akkubohrer eine Haltehilfe an eine Wand
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Reparaturen werden erledigt, große Aufträge fehlen den Handwerkerinnen und Handwerkern aber

„Das bedeutet, dass die Betriebe im Schnitt noch für fünfzehn bis zwanzig Wochen Aufträge haben und ihnen danach die Arbeit ausgehen wird“, erklärte Jirka. Die Stimmung bei den Kunden sei verhalten. Großteils würden nur Notmaßnahmen und Reparaturen vorgenommen, aufgrund der kritischen Wirtschaftslage seien aber keine großen Aufträge in Sicht.

Ein Drittel verzeichnet hohe Umsatzrückgänge

Laut einer aktuellen Umfrage sind momentan 37 der Betriebe mit der wirtschaftlichen Situation „unzufrieden“ oder „sehr unzufrieden“. Während 31 Prozent positiv und zuversichtlich ins neue Jahr starten, äußerten 30 Prozent Bedenken. 27 Prozent der heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer berichteten von Stornierungen von teilweise über der Hälfte ihrer Aufträge. Ein Drittel der Firmen beklagte Umsatzrückgänge von 50 und mehr Prozent.

Gut ein Drittel der Betriebe gab an, die Krise ohne weitere staatliche Unterstützung zu überleben. „Vor allem Unternehmerinnen, Jungunternehmer und Ein-Personen-Unternehmer sehen jedoch ohne finanzielle Hilfen vom Staat ihre Existenz gefährdet“, erklärte IMAD-Geschäftsführerin Barbara Traveger-Ravanelli. 59 Prozent empfanden den Fixkostenzuschuss daher als „wichtig“ oder „sehr wichtig“, etwa die Hälfte schätzte die Investitionsprämie, für 44 Prozent wäre eine Neuauflage des Handwerkerbonus essentiell.

Lehrling Tischler
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Lehrlinge sollten mit Studierenden gleichgestellt werden, so die Forderung

Hilfszahlungen und Handwerkerbonus

Jetzt sei eine unbürokratische und schnelle Auszahlung der Hilfsmittel wichtig, forderte Jirka. Eine Prüfung könne auch im Nachhinein erfolgen: „Das Geld muss jetzt schnell fließen, viele Betriebe sind nach fast einem Jahr Corona am Limit.“ Der Spartenobmann drängte auf die Wiedereinführung des Handwerkerbonus für Arbeitsleistungen und Fahrtkosten ab April, da dieser einen wichtigen Impuls für die Betriebe leiste und dem Pfusch entgegenwirke.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, drängte der Spartenobmann auf eine Gleichstellung von Lehrlingen und Studierenden. Es sei unverständlich, dass Fachkräfte zwischen 8.000 und 20.000 Euro für eine Meisterprüfung selbst bezahlen müssen, während Studieren in Österreich praktisch gratis möglich sei.

Harte Kritik übte Franz Jirka an der neuen Normverbrauchsabgabe, die beispielsweise die Anschaffung eines Pritschenwagens für einen Handwerksbetrieb um fast 10.000 Euro verteuere. Vom Land forderte Jirka, CoV-Testungen von Unternehmern und Mitarbeitern ebenfalls kostenlos anzubieten wie für Private.