Die Luegbrücke der A13 Brennerautobahn
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Politik

Gries wehrt sich weiter gegen Brückenausbau

Die Gemeinde Gries am Brenner wehrt sich weiter vehement gegen den Neu- und Ausbau der Luegbrücke als Sanierungsvariante auf der Brennerautobahn. Sie verweist auf einen Experten, der sich klar hinter die von Gries favorisierte Tunnellösung stellt.

Der Transitverkehr und im Speziellen der Schwerverkehr hätten für die ansässige Bevölkerung unerträgliche Ausmaße angenommen mit erheblichen Folgen für die Gesundheit, die Lebensqualität und die Sicherheit, verlautbarte die Gemeinde am Montag noch einmal in einer Aussendung und stellte sich damit gegen das Vorhaben der ASFINAG. Der Ausbau der Fahrbahn der Luegbrücke um acht Meter sei für die Gemeinde untragbar, so der Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger.

Die ASFINAG hat Pläne für einen Neubau der Luegbrücke
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Die AFINAG will heuer mit dem Bauprojekt beginnen

Die Gemeinde fordert statt des Neubaus der sanierungsbedürftigen Autobahnbrücke den Bau eines Tunnels. Ein im Oktober 2020 präsentiertes Gutachten der ASFINAG stellte sich aber gegen diese Tunnellösung, aus Kosten- und landschaftsästhetischen Gründen. Allerdings ließ die Gemeinde Gries am Brenner dieses Gutachten vom Tunnelbauexperten Max John analysieren. Das Ergebnis ist ein Gegengutachten, das zu einer anderen Sichtweise kommt.

Neues Gutachten sieht Tunnelbau als Lösung

Unter der Annahme, dass ein in Österreich standardisierter Autobahntunnel mit Abstellstreifen mit einer Breite von 10,75 Metern statt der im Gutachten von angenommenen Überbreite von 12,90 Metern gebaut wird, käme die Tunnellösung laut dem Tunnelbauexperten Max John sogar günstiger als die Brückenvariante, bei deutlich kürzerer Bauzeit und geringerer Umweltbeeinträchtigung. Für den Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger ist klar, dass Außenstehende die Lage einfacher beurteilen könnten.

„Aber es geht um unseren Lebensraum, unsere Gemeinde ist stark vom zunehmenden Verkehr geschädigt. Deshalb bekräftigen wir auch, keine Grundstücke an die ASFINAG zur Brückenerweiterung verkaufen zu wollen“, so Mühlsteiger gegenüber dem ORF Tirol. Die angenommene Überbreite der Autobahnstreifen kann sich der Bürgermeister nur so erklären, dass irgendwann eine weitere Fahrspur geplant sei. Die ASFINAG dementierte das umgehend, es gehe lediglich um Sicherheitsstandards, so ASFINAG-Geschäftsführer Alexander Walcher.

Karl Mühlsteiger, Bürgermeister der Gemeinde Gries, auf einem Parkplatz im Wipptal im Gespräch mit dem ORF.
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„Wer Straßen ausbaut, wird mehr Verkehr ernten“. Der Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger will dem Ausbau nicht zustimmen.

Gries verkauft keine Grundstücke an ASFINAG

„Derzeit laufen Feststellverfahren, hätten wir Grundstücke schon verkauft, könnten wir bei etwaigen Umweltverträglichkeitsverfahren nicht einmal beteiligt sein“, so der Bürgermeister von Gries am Brenner. Das Wipptal müsse ohnehin mehr Verkehr verkraften als sämtliche Verkehrsübergänge der Schweiz, Frankreichs und Italien zusammen, so Karl Mühlsteiger. Eine Verbreitung der Fahrbahn beim Brückenbau – wie von der ASFINAG geplant – um acht Meter auf 30,5 Meter bedeute automatisch eine Zunahme des Verkehrs. Das könnten die Bewohnerinnen und Bewohner entlang der Route nicht mehr verkraften.

ASFINAG zeigt sich irritiert

Für die ASFINAG ist das Vorgehen der Gemeinde, ein neuerliches Gutachten zu erstellen, nicht verständlich. „Wir haben im Einvernehmen mit dem Land Tirol und der Gemeinde vergangenes Jahr ein Expertengutachten erstellen lassen, das im Oktober 2020 präsentiert worden ist.“ Das internationale Sachverständigen-Team unter der Leitung von Ex-Brennerbasistunnel-Vorstand Konrad Bergmeister kam zu dem Schluss, dass es „unter Einbeziehung aller Rahmenbedingungen von der Verkehrssicherheit über die Lärm- und Schadstoffbelastung oder Nachhaltigkeit die Bestvariante wäre“, teilten das Land Tirol und die ASFINAG damals mit.

Sechs „ausgewiesene Experten“ arbeiteten an dem Gutachten. Darin wurde festgehalten, dass aus Kosten- und landschaftsästhetischen Gründen der Ausbau der Luegbrücke vorzuziehen sei. „Warum die Gemeinde das Gutachten analysieren ließ, ist mir unklar“, so Alexander Walcher, Geschäftsführer der ASFINAG in einer Reaktion.

„Wir werden die Autobahn nicht dreispurig machen und verbreitern“, betonte der ASFINAG-Geschäftsführer. Und auf Nachfrage von ORF Tirol bekräftigte Walcher: „Ja, dafür lege ich die Hand ins Feuer“.

Gemeinde gesprächsbereit

„Wir haben immer gesagt, dass wir uns ein zusätzliches Bild des Gutachtens der ASFINAG machen werden und bedanken uns dabei bei Max John, dem Tunnelbauexperten, der unentgeltlich die Gemeinde mit der Erstellung des Gutachtens unterstützt hat“, hieß es von Seiten der Gemeinde.

Die Ortschaft Gries am Brenner unter der Luegbrücke
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Die Gemeinde Gries am Brenner, im Hintergrund die Luegbrücke

Am 4. Feber gibt es ein weiteres Treffen zwischen der Gemeinde Gries und der ASFINAG. Denn für den Ausbau der Luegbrücke drängt die Zeit für die ASFINAG. Immerhin will diese schon heuer mit dem Bauprojekt beginnen. Die Gemeindevertreter seien allesamt gesprächsbereit, das waren sie immer, meinte der Grieser Bürgermeister dazu am Montag: „Einer Verbreiterung und dem Ausbau der Autobahn werden wir im Interesse der Bürger aber nicht zustimmen.“