Polizisten mit Masken
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Chronik

Jeder zehnte Polizist mit SARS-CoV-2 infiziert

Das Coronavirus hat die Tiroler Polizei sehr intensiv getroffen. Das erklärte der Tiroler Landespolizeidirektor Edelbert Kohler im APA-Interview. Bisher wurde bei jedem zehnten Polizist das Virus nachgewiesen. „Wir gehen personell am Zahnfleisch“, so Kohler.

Das Coronavirus traf auch die Tiroler Polizei sehr intensiv, erklärte Landespolizeidirektor Edelbert Kohler. Immerhin gab es bei der Polizei bisher 250 Infizierte – ein Zehntel der gesamten Belegschaft. Durch das Virus waren dem erst vor einem Jahr angetretenen Landespolizeidirektor auch nicht die „berühmten 100 Tage Schonfrist“ gegönnt, wie er sagte.

Schon zwei Monate nach seinem Antritt ging es los und „staccatomäßig“ prasselten die Verordnungen auf die Polizei ein, die Materien betrafen, „die uns völlig neu waren“, so Kohler. Mittlerweile komme man mit den Verordnungen aber sehr gut zurecht, für anfängliche Schwierigkeiten zeigte der Jurist Verständnis. Die Qualität der Verordnungen habe sich massiv gebessert.

Kohler sieht keine Alternative zu Impfung

Kohler möchte nun, wie er auch schon vor einem Jahr angekündigt hatte, weiter daran arbeiten, das Sicherheitsgefühl der Menschen zu heben. Dieses sei durch das Virus aber weiter erschüttert worden. Es werde zunehmend schwieriger, dieses Gefühl wieder herzustellen. Den Schlüssel für das Ende der Krise sah er jedoch eindeutig in der Impfung, für die er eine Lanze brechen wolle. Es gebe keine Alternative für den Weg zur Normalität, war Tirols oberster Polizist überzeugt.

Engelbert Kohler
ORF
Edelbert Kohler

Bei der illegalen Migration an der Brennergrenze gehe er von einer Steigerung aus, weil sich am Balkan die Flüchtlinge stauen würden, sagte Landespolizeidirektor Edelbert Kohler. „Und wir sehen, dass sich die Ankünfte in Italien über das Meer im vergangenen Jahr massiv gesteigert haben“, begründete er seine Prognose. Zudem wisse man, dass es auf der Balkanroute einen Umweg in Richtung Slowenien und Italien gebe, der in Folge die Brennergrenze betreffe, sagte der Landespolizeidirektor.

Kohler sieht keinen Bedarf von Grenzkontrollen

Dennoch sah er keinen Bedarf für die Einführung von Grenzkontrollen, wie sie etwa Deutschland an den Grenzen zu Österreich durchführt. Man kontrolliere die internationalen Züge und an den Straßen mit hoher Frequenz, wobei nach wie vor Busse, Lkws und Kleintransporter im Fokus stünden. Aktuell würde man aber keine großen Aktivitäten registrieren. Vielmehr versuchen derzeit einzelne Personen nach Österreich zu gelangen, es seien aber keine Gruppen, die sich auf den Weg machen, berichtete Kohler.

Dass man vor dem Sommer tatsächliche Grenzkontrollen zur Bekämpfung der Pandemie gemacht habe, entfaltete eine gewisse präventive Wirkung, sagte der Polizeichef. Die Lockerungen über den Sommer hätten das Migrationsgeschehen aber im Vergleich zum Vorjahresniveau wieder weitgehend normalisiert. Die Entwicklungen in Zahlen seien derzeit noch in Ausarbeitung.

„Wir gehen personell am Zahnfleisch“

Nachdem die Exekutive seit 18. Dezember zusätzlich die Aufgabe übernommen habe, Gesundheitskontrollen an den Übergängen durchzuführen, habe man einen guten Überblick über das Migrationsgeschehen erlangt.

Die nunmehrige Doppelbelastung führe aber auch dazu, dass mehr Beamte an Ort und Stelle im Einsatz sind und dadurch ein enormer Personalaufwand entstehe. „Wir gehen personell am Zahnfleisch“, führte er ins Treffen. Es sei aber noch zu schaffen, zumal man auf Polizeischüler als Reserve zurückgreifen könne, keine Urlaubszeit sei und auch die Unterstützung des Bundesheeres habe. Aber auch die Polizei muss mit einer kurzfristigen Planung aufgrund der Krise arbeiten.