Es sei unbestritten, dass Kinder seltener an einer SARS-CoV-2-Infektion erkranken, und wenn, würden sich bei ihnen meist nur milde Symptome entwickeln, so die ÖGKJ. Nur in äußerst seltenen Fällen entwickteln Kinder und Jugendliche eine überschießende Immunreaktion nach einer mitunter gar nicht als solche erkannten Infektion.
Da Kinder seltener als Erwachsene an einer SARS-CoV-2-Infektion erkranken, werden sie seltener getestet. Es sei allerdings nicht korrekt, dass Kinder mit entsprechenden Symptomen nicht getestet werden, sagte die ÖGKJ in der Aussendung.
Ansteckungsrisiko bei Kindern deutlich geringer
Kinder stecken sich auch seltener mit dem Virus an, das würden Kontaktpersonen-Screenings und Dunkelzifferstudien mittels PCR belegen. Eine zusammenfassende Analyse von 32 Studien kommt nach Angaben der ÖGKJ zu dem Schluss, dass das Risiko sich anzustecken für Kinder nur halb so groß ist wie für Erwachsene. Eine mögliche Erklärung könnte nach einer Studie aus London sein, dass mehr als 50 Prozent der untersuchten Kinder unspezifische Antikörper haben. Diese waren bei Erwachsenen deutlich seltener nachzuweisen.
Bei Kindern ist im Rachen Virus-RNA in ähnlicher Konzentration nachzuweisen wie bei Erwachsenen. Da Kinder allerdings eine geringere Schleimhautoberfläche haben und das Atem- und Hustenvolumen von Kindern geringer ist als das von Erwachsenen, ist nach Angaben der Kinderärzte eine geringere Virenausscheidung und damit geringere Infektiosität plausibel.
Kinder geben Viren seltener weiter als Erwachsene
Die bisher größte durchgeführte Contact-Tracing-Studie würde zudem belegen, dass Kinder die Infektion selten weitergeben. Insgesamt wurden 92,3 Prozent der infizierten Kontaktpersonen von Erwachsenen angesteckt und nur 7,7 Prozent von Kindern bzw. Jugendlichen. Eine Studie der University Oxford an knapp neun Millionen Erwachsenen zeige, dass Personen, die mit Kindern unter zwölf Jahren in einem Haushalt wohnen, kein erhöhtes Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken.
Für den Schulbetrieb sei vor allem das Ansteckungsrisiko relevant, das von asymptomatisch Infizierten ausgeht. Entgegen früherer Annahmen würden mehrere aktuelle Studien zeigen, dass asymptomatisch Infizierte bis zu 25-fach geringer ansteckend sind als symptomatische Personen.
Bisher keine Kinder als „Superspreader“ bekannt
Es sei seit Monaten bekannt, dass die meisten Infizierten keine oder wenige Personen anstecken, während einige wenige Infizierte – die „Superspreader“ – zahlreiche andere Personen anstecken. Allerdings wurden bisher in österreichischen und internationalen Cluster-Analysen keine „Superspreading Events“ beschrieben, die von Kindern ausgehen.

Enormer, dauerhafter Schaden durch Schulschließungen
Nach Einschätzung der ÖGKJ sind vor allem sozial Benachteiligte bei Schulschließungen von „Kollateralschäden“ betroffen, und die „soziale Kluft“ werde durch Schulschließungen noch größer. Durch die entgangene Bildung sind nach ihrer Einschätzung auch langfristige Auswirkungen auf das zukünftige Bildungsniveau und das berufliche Fortkommen zu erwarten, was enormen volkswirtschaftlichen Schaden zur Folge habe.
Unter Einhaltung der Maßnahmen wie Abstandhalten, keine Durchmischung zwischen den Klassen, Maskentragen und Lüften wurden Virusübertragungen innerhalb der Schulen nur in sehr geringem Ausmaß beobachtet.
Bessere Präventionsmaßnahmen statt Schulschließungen
Bereits im November hatte die ÖGKJ vor Schulschließungen als Maßnahme gegen die steigenden CoV-Zahlen gewarnt. Die Kinderärzte forderten stattdessen bessere Präventionsmaßnahmen – mehr dazu in Schulschließungen schaffen Langzeitprobleme.