Handwerkerin und Hocker Profil
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Wirtschaft

Handwerker meistern die Krise

350 Tiroler Handwerkerinnen und Handwerker haben während der Pandemie ihre Meisterprüfung abgelegt. Das waren so viele wie selten zuvor. Einige machten sich trotz Lockdowns sogar selbständig. Das Handwerk habe die Krise bisher mit einem blauen Auge überstanden, sagte die Wirtschaftskammer.

Natalie Oberweger, Tapeziererin und Dekorateurin aus Reith bei Seefeld, hat ihre Meisterprüfung im September 2020 abgelegt. Einen Monat später hat sie sich selbständig gemacht, kurz vor dem zweiten Lockdown: "Sich selbständig machen ist nie einfach, ob da jetzt Corona noch dazu kommt oder nicht. Ich habe gewusst, ich will das machen und hab’s gewagt“, sagt sie.

Hocker polstern total
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„Ich hab’s gewagt.“ Jungmeisterin Natalie Oberweger hat sich selbständig gemacht

Dieser Optimismus sei typisch für Handwerker, sagt Franz Jirka, Spartenobmann von Handwerk und Gewerbe in der Tiroler Wirtschaftskammer: "Die sagen zu manchen Sachen: Ja, das machen wir schon.“

„Den Meister musst du dir echt erarbeiten“

Bezeichnend dafür sei der Andrang zur Meisterprüfung im Coronajahr 2020. 350 Handwerkerinnen und Handwerker haben sie bestanden, in einigen Branchen war der Andrang größer denn je zuvor, ungeachtet der Erschwernisse durch die Pandemie: „Mit distance learning und Videokonferenzen haben sie das meisterlich geschafft“, sagt Jirka. Am schlimmsten sei die Unsicherheit gewesen, erinnert sich Natalie Oberweger: „Du hast bis zum Schluss nicht gewusst: Findet der Meisterkurs jetzt statt oder nicht? Die Ausbildung selber war dann intensiv, den Meistertitel musst du dir echt erarbeiten.“

Meisterbrief
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„Die Krone der Ausbildung“. 350 Tirolerinnen und Tiroler haben 2020 den Meisterbrief erlangt

„Der Meisterbrief ist die Krone der Ausbildung“, sagt Franz Jirka. Wer den habe, werde immer einen Job haben, er kenne keinen Meister, der arbeitslos sei.

Mit einem blauen Auge durch die Krise

Für viele ist er auch das Sprungbrett in die Selbständigkeit, selbst in schwierigen Zeiten. Das Handwerk sei immer recht gut durch Krisen gekommen, sagt Spartenobmann Jirka. Auch das Coronajahr habe die Branche bisher mit einem blauen Auge überstanden, besonders das baunahe Gewerbe sei recht gut ausgelastet – noch, schränkt Jirka ein, denn wie sich der Ausfall des Wintertourismus auswirke, dürfte man erst im Frühjahr sehen.

Meißel an Stuhllehne
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Vielversprechende Nische: das Polstern von Lieblingsmöbeln

Natalie Oberweger scheint eine recht krisensichere Nische gefunden zu haben. Sie spezialisiert sich auf das Polstern von alten Möbeln. Für die nächsten drei Monate sei sie bereits voll ausgelastet, sagt die Jungunternehmerin.