ÖSTERREICH: THEMENBILD – Illustration zu den Themen Auto / Abgase / Diesel / Verkehr / Umwelt. Im Bild: Der Auspuff eines Dieselfahrzeuges
FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
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Umwelt

Tirol muss mehr für das Klima machen

Die Treibhausemissionen in Tirol haben in den vergangenen Jahren um 8,3 Prozent abgenommen. Um die Klimaziele des Bundes und der Europäischen Union erreichen zu können, sind jedoch deutlich strengere Maßnahmen nötig, hieß es in dem am Freitag präsentierten Klimafortschrittsbericht.

Vor fünf Jahren – am 12. Dezember 2015 – wurde das Pariser Klimaabkommen im Rahmen der UN-Klimakonferenz von insgesamt 195 Staaten unterzeichnet. Im Wesentlichen sieht dieser Vertrag die Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur vor. Im Fall des Scheiterns prophezeien Experten eine weitere Zunahme von Hitzeextremen, Starkniederschlägen und Dürren sowie das Abschmelzen der Gletscher und die Erhöhung des Meeresspiegels.

Ausgehend von den Werten des Jahres 2005 sanken in Tirol die Treibhausgas-Emissionen bis 2018 um 8,3 Prozent – von 5,26 auf 4,85 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, heißt es im Klimafortschrittberichts des Landes Tirol.

Im Vergleich mit anderen Bundesländern liegt Tirol zurück

Im Vergleich mit anderen Bundesländern liegt Tirol hier deutlich zurück. In Kärnten gingen die THG-Emissionen in diesem Zeitraum um 18 Prozent zurück. Auch die Steiermark mit 16 Prozent, Niederösterreich und Wien mit 14 Prozent, Vorarlberg mit zwölf sowie das Burgenland mit zehn Prozent liegen hier noch vor Tirol. Nur Salzburg und Oberösterreich erzielten schlechtere Werte als Tirol.

THG-Emissionen nach Sektoren in Tirol im jahr 2018
Land Tirol

Verkehr für Großteil der Emissionen verantwortlich

41 Prozent (1,97 Mio. Tonnen CO2) der THG-Emissionen stammten 2018 aus dem Sektor Verkehr, gefolgt vom Sektor Industrie mit 21 Prozent ( 1,03 Mio Tonnen CO2) und Gebäuden mit 17 Prozent (813.000 Tonnen CO2). Die Landwirtschaft ist für ca 14 Prozent (657.000 Tonnen CO2) der THG-Emissionen verantwortlich.

Mit Ausnahme des stark industriegeprägten Oberösterreich ist der Verkehr in allen Bundesländern hauptsächlich für die Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich. Es gab seit 2005 immer wieder Jahre, in denen die THG-Emissionen abnahmen. Neben dem verpflichtenden Einsatz von Biokraftstoffen, der sich 2006 bemerkbar machte, war auch die Finanzkrise und der damit verbundene Rückgang beim Gütertransport 2009 einer der Gründe dafür. Seit 2015 steigt jedoch der Dieselabsatz kontinuierlich, so lässt sich nach Angaben der Autoren des Klimafortschrittberichts die Zunahme der Emissionen in den Folgejahren erklären.

Entwicklung der THG Emissionen nach Sektoren
Land Tirol

Pandemie lässt Verkehrsmissionen nur kurzfristig sinken

In der Klimastrategie setzte sich das Land das Ziel bis Ende 2020 die THG-Emissionen im Vergleich zu 2015 um 17 Prozent zu senken. Das Land setzte dafür verschiedene Maßnahmen – die IG-L- Geschwindigkeitsbeschränkung oder das sektorale Fahrverbot – um. Doch bisher wurden gesetzte Maßnahmen durch das steigende Verkehrsaufkommen kompensiert.

Zwar gingen heuer die THG-Emissionen deutlich zurück. Doch das ist vor allem der Pandemie zu verdanken und damit dem zurückgegangenen Verkehrsaufkommen und nicht auf strukturell wirksame Maßnahmen zurückzuführen, heißt es in dem Bericht.

Land verweist auf Maßnahmenbündel zur Zielerreichung

Zusätzlich zu den Beschränkungen wurden Förderaktionen unter anderem zur Stilllegung emissionsreicher Lkws oder Aktionspakete im Rahmen von „So fährt Tirol 2050“ umgesetzt, betonte Mobilitätslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Auch die Öffi-Tarifreform, der Einsatz alternativer Kraftstoffe, klimagerechte Verkehrskonzepte oder die Einrichtung von Mobilitätsbeauftragten in den Regionen sollen die Emissionsbilanz im Verkehrsbereich verbessern.

Auf Ebene der Gemeinden wird in den Mobilitätsbereich laufend investiert, um die Anbindung an den öffentlichen Verkehr zu verbessern und die E-Mobilität zu attraktivieren.

Rückgang der THG-Emissionen bei Gebäuden

Deutlich besser sieht es in der langjährigen Bilanz im Sektor Gebäude aus. Die Emissionen in diesem Bereich umfassen unter anderem Heizungsanlagen privater Haushalte, privater und öffentlicher Dienstleister und vom (klein)Gewerbe. Die THG-Emissionen in diesem Bereich unterliegen starken jährlichen Schwankungen, die so wie im Jahr 2007 auf milde oder kältere Perioden und damit verbunden einem höheren oder niedrigen Heizbedarf zurückzuführen sind. Im Zeitraum von 2005 bis 2018 konnte in diesem Bereich eine Reduktion von 31 Prozent erzielt werden.

Hier machte sich der Einsatz von kohlenstoffärmeren Brennstoffen, der Ausbau der Fernwärme und der steigende Biomasseanteil bezahlt, hieß es im Bericht. Zudem werden in Tirol zunehmend erneuerbare Energieträger wie Wärmepumpen eingesetzt. Zudem verwies das Land auf zahlreiche laufende Projekte – etwa das Verbot von Ölheizungen bei Neubauten.

Mehr Anstrengung zum Erreichen der Ziele nötig

Am Freitag beschloss der EU-Rat die THG-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Österreichs Bundesregierung gab als Ziel das Erreichen der Klimaneutralität spätestens bis zum Jahr 2040 aus. Angesichts dieser hohen Ziele scheint es für die Autoren des Tiroler Klimafortschrittberichts außer Zweifel zu stehen, dass zum Erreichen dieser Reduktionsziele in allen Bereichen größere Anstrengungen nötig sind als bisher.

Gemeinden können Maßnahmen zielgerichtet planen

Als ein Beispiel der Klimawandelanpassungsmaßnahmen führte Ingrid Felipe ein Projekt an, das 2018 startete. Dabei geht es um die Betreuung und Begleitung von zehn Tiroler Gemeinden zur Initiierung eines Klimawandelanpassungsprozesses. Dieses Projekt wurde heuer auf Tiroler Regionen ausgeweitet. „Die Umsetzung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen muss letztlich auf Ebene der Gemeinden erfolgen. Dort können regional notwendige Maßnahmen zielgerichtet geplant und umgesetzt werden“, verwies Ingrid Felipe.