Kultur

Weihnachtliches Glockenspiel in Sterzing

In der nördlichsten Stadt Südtirols sorgen 25 neue Glöckchen für weihnachtliche Stimmung. Täglich um 17.00 Uhr erklingt das Glockenspiel aus dem Sterzinger Zwölferturm. Die Melodie erinnert an den bekannten Andachtsjodler.

Sterzing wird das ganze Jahr über von Glockenklang erfüllt – vom dumpfen, sanftmütigen Klang der Kirchenglocke bis hin zum hellen, aufgeregten Gebimmel kleiner Tier- oder Kinderglocken. Ein neues Glockenspiel erklingt nun auch aus dem Zwölferturm, dem Wahrzeichen der Stadt.

Glockenspiel am Zwölferturm

Jeden Tag, pünktlich um 17.00 Uhr, erklingen die 25 Glocken während der Adventszeit. Der freischaffende Musiker Josef Haller aus Sterzing hat für das neue Glockenspiel ein eigenes Stück komponiert. Die Melodie, die nun aus dem Turm erklingt, lehnt sich an den Andachtsjodler (auch als Sterzinger Mettenjodler bekannt), welcher laut Überlieferungen bereits um 1830 in Sterzing gesungen wurde.

12er Turm
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25 neue Glocken sorgen für weihnachtliche Stimmung in Sterzing.

„Melodisch verbindet man Sterzing wohl mit dem bekannten Andachtsjodler. Daher sollte dieses Werk als Grundlage für das Stück dienen, das ich für das Glockenspiel komponiert habe“, erzählt der junge Komponist. An den Advent-Wochenenden sitzt der Komponist selbst im Turm und lässt die Glocken erklingen. An Werktagen wird das Glockenspiel automatisch gesteuert.

12 Turm
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Das Wahrzeichen Sterzings wird in der Adventszeit festlich beleuchtet

Die Glockenmusik ist in der ganzen Altstadt hörbar und dringt beinahe durch jedes Fenster. Mit den neuen Klängen haben sich die Einwohner bereits angefreundet. „Es ist nicht aufdringlich und passt zu unserer Stadt“, freut sich etwa Christoph Häuser aus Sterzing.

12er Turm
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Der Zwölferturm ist mit einer Höhe von 46 Metern das höchste Gebäude von Sterzing. Der Name wird darauf zurückgeführt, dass seine Glocke die Bürger zur Mittagspause ruft.

Glocken aus Innsbrucker Traditionsbetrieb

Die neuen Glocken wurden von der Glockengießerei Grassmayr aus Innsbruck gefertigt und nach Sterzing geliefert. Die Installation des neuen Klangspieles auf dem über die ganze Stadt überragenden Zwölferturm dauerte mehrere Wochen. Dazu wurde der alte Glockenstuhl renoviert, um die neuen Klangkörper mit einem Gewicht von zehn bis 50 Kilogramm anzubringen. Als Klangvorbild für das neue Turminstrument dienen historische Glocken, erklärt Glockengießer Johannes Grassmayr: „Wichtig ist, dass der Klang der Glocken zueinander passt. Ähnlich wie die Saiten einer Gitarre müssen die Glocken gestimmt werden. Das hat einer unserer Fachmänner, der über ein ausgezeichnetes Gehör verfügt, nun erledigt.“

Glockenspiel mit tausenden Melodien

Für das automatische Spiel an den Werktagen wurde im Turm ein Glockencomputer installiert, welcher einige tausend Melodien speichern und abspielen kann. Auf Wunsch können die Glocken auch direkt bespielt werden, so wie es an den Wochenenden der Komponist Josef Haller praktiziert.

Die Musik aus dem Wahrzeichen soll künftig selbst zum Wahrzeichen der Stadt werden. Damit werden Brauchtum und Tradition weitergestrickt: „Sterzing verfügt über viele kleinere Kirchen und Türme. Abgesehen vom neuen Glockenspiel sind im Stadtgebiet bereits 26 weitere Glocken vorhanden. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist das eine ganz klare Aussage: Die Glocke ist ein Symbol für unsere Stadt“, sagt Florian Mair von der Tourismusgenossenschaft Sterzing. Mit dem neuen Glockenspiel möchte man für eine unverwechselbare Weihnachtsstimmung sorgen, besonders heuer, welche coronabedingt ohne Christkindlmarkt sehr ruhig ausfällt.