Martin Krumschnabel
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Chronik

Kritik und wenig Zulauf zu Massentests

Bis Sonntagnachmittag haben 183.213 Tirolerinnen und Tiroler an der Aktion „Tirol testet“ teilgenommen. In den Tiroler Städten war der Zulauf weiter verhalten. Der Kufsteiner Bürgermeister Martin Krumschnabel machte die Vorgangsweise des Bundes dafür verantwortlich.

Die Organisation in den Gemeinden funktioniere hervorragend, berichtete Projektleiter Elmar Rizzoli in einer Aussendung des Landes. Vielerorts fordere die Wetterlage jedoch die Einsatzorganisationen.

„Sicherheit geht immer vor“, stellte Rizzoli klar. Deshalb hätten bereits einige Gemeinden in Osttirol und entlang des Alpenhauptkammes rückgemeldet, dass sie die Corona-Testungen auf Dienstag verschieben. Die Bevölkerung werde, so das Land, gebeten, sich vorab direkt bei der Wohngemeinde zu informieren.

Zulauf in großen Städten sehr verhalten

In den Testlokalen der beiden größten Tiroler Städte, Innsbruck und Kufstein, setzte sich der Trend von Samstag fort und verstärkte sich. „Die Quantität ist nicht das, was wir uns erhofft hätten, die Qualität aber stimmt. Wir haben viele gute Rückmeldungen“, sagte Rebecca Müller von der Stadt Innsbruck gegenüber der Austria Presseagentur.

In Innsbruck würden sich die Helfer gegenseitig motivieren: „Auch wenn der Ansturm sehr gering ist, ist die Stimmung prinzipiell gut“, so Müller.

Bürgermeister macht Widersprüche verantwortlich

Der Kufsteiner Bürgermeister Martin Krumschnabel übte scharfe Kritik am Bund – man habe an Glaubwürdigkeit verloren. Am Sonntag seien weniger Personen als am Samstag und damit viel weniger als am Freitag in die insgesamt fünf Teststationen der Stadt Kufstein gekommen, um sich auf Corona zu testen, so Krumschnabel enttäuscht.

Negativ ausgewirkt auf die Beteiligung an den Massentests hätten sich laut dem Kufsteiner Bürgermeister bundespolitische Widersprüche. „Die Parteien im Bund sollen endlich aufhören, jeweils das Gegenteil zu behaupten, die Unterschiedlichkeit ist kaum zu ertragen“, machte Krumschnabel aus seinem Frust keinen Hehl. Manche Parteien würden die Bürger gar aufrufen, sich nicht testen zu lassen. „Das ist nicht staatstragend“. Er wünsche sich geschlossenes Auftreten.

„Massentests für Bevölkerung kein probates Mittel“

Durch Sprünge in der Argumentation habe man die Bevölkerung komplett verunsichert, kritisierte Krumschnabel die Bundesregierung. Ihm leuchte das System der Massentests ein, die letzten Tage hätten jedoch gezeigt, dass dies keine mehrheitsfähige Lösung sei. „Es ist eindeutig, dass die Menschen die Massentests nicht als probates Mittel erachten, die Pandemie einzudämmen“, schlussfolgerte Krumschnabel.

Nun gelte es, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen. „Offensichtlich müssen wir die Strategie überdenken und einen neuen Weg einschlagen“. Wie dieser ausschauen könnte, vermochte er nicht zu sagen. „Die Entscheidungen trifft der Bund“. Kämen vom Bund jedoch klarere Vorgaben, bräuchte sich niemand vor Ort laufend verteidigen.

Tests ganz einfach durchführbar

Er habe den Eindruck, dass eine Mehrheit nicht bereit sei, aktiv etwas gegen den Virus zu unternehmen. Eher würde die Bevölkerung Einschränkungen hinnehmen. Er habe mit Skeptikern gesprochen, die sich nicht testen lassen wollten, erzählte er. Darunter seien nur wenige tatsächliche Coronaleugner, die eine Verschwörung orten, viele seien einfach frustriert und durch die Diskussionen verunsichert.

Mit dem Ablauf der Aktion zeigte sich Krumschnabel zufrieden. Nun habe man gesehen, dass ein solcher Massentests ganz einfach durchzuführen sei. Die Software des Bundes brauche kein Mensch, sie sei völlig überflüssig. Man könne solche Tests eigentlich öfters durchführen, dachte Krumschnabel trotz der ernüchternden Teilnahmequoten über etwaige Folgetests nach.