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APA/HARALD SCHNEIDER
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Bildung

Nicht alle kehren an Schulen zurück

Ab Montag darf zumindest an Pflichtschulen wieder Präsenzunterricht stattfinden. Schülerinnen und Schüler in den AHS-Oberstufen, den BHS, Fach-, Handels- und Berufsschulen bleiben aber im Distance Learning. Dazu kommt teilweise scharfe Kritik.

Viele verstünden nicht, warum die Oberstufen weiter daheim bleiben müssen und auch die nächsten Wochen weitgehend im Fernunterricht lernen sollen, erklärte der Präsident des Landeselternverbands, Christoph Drexler. Betroffen sind in Tirol etwa 17.000 Schülerinnen und Schüler. Der Unmut der Eltern sei groß, da sich die Jugendlichen jetzt schon seit sieben Wochen im Distance Learning befänden und auch im Frühjahr bereits viel zuhause bleiben mussten und nicht an den Schulen lernen durften.

Skigebiete „wichtiger als Bildung“

„Die Skigebiete werden aufgesperrt, bevor die Oberstufen aufgesperrt werden. Das kann doch wohl nicht sein, dass die touristischen Interessen wichtiger sind, als die Bildung der Kinder“, kritisierte Drexler. Es gebe viele Eltern, die es fast „zerreiße“, wenn sie darüber nachdächten, so der Elternvertreter. Der fortdauernde Fernunterricht belaste sowohl Mütter und Väter, als auch die Jugendlichen selbst sehr.

Es gebe zudem Sorgen, welche unter Umständen lebenslangen Nachteile die Schülerinnen und Schüler durch den vielen Fernunterricht davontragen würden: „Leute dieser Schüler-Generation werden in zehn, fünfzehn Jahren wesentliche Funktionen in unserer Gesellschaft innehaben. Dafür legen wir jetzt den Grundstein – im Moment aber nur schlecht“, so der Elternsprecher.

Schülerin beim Distance Learning bzw. Fernunterricht zuhause
ORF
Viele Jugendliche müssen weiter von zuhause lernen

Sorgen und Unsicherheiten rund um Matura

Eine Ausnahme erteilt das Bildungsministerium den Abschlussklassen. So dürfen etwa Maturaklassen ab kommendem Montag wieder am Präsenzunterricht an den Schulen teilhaben. Trotzdem gebe es auch unter diesen Schülerinnen und Schülern große Sorgen, bestätigte die Landesschulsprecherin der AHS, Lea Wechselberger: „Die diesjährigen Maturantinnen und Maturanten haben fast ein ganzes Schuljahr im Distance Learning verbracht. Zuhause ist es aber schwerer, sich den Stoff anzueignen“, so Wechselberger. Viel sei noch unklar, da die Matura komplett umstrukturiert worden sei.

Generell funktioniere der Fernunterricht jetzt besser als im Frühjahr, viel hänge aber von den Lehrpersonen ab: „Manche Lehrpersonen sind Gott sei Dank sehr engagiert und können das Distance Learning fantastisch umsetzen. Andere kennen sich leider nicht aus, wollen nicht dazulernen und schicken schwierige Arbeitsaufträge ohne Erklärung aus“, so die Schülersprecherin.

Angst und angespannten Nerven bei Lehrern

Die Nerven der AHS-Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern, als auch der Schülerinnen und Schüler seien derzeit sehr angespannt, schilderte Gewerkschaftssprecher Karl Digruber. Der Fernunterricht funktioniere generell sehr gut, prinzipiell habe man Verständnis für die Maßnahmen. Er erlebe es, dass Lehrende aus den momentanen Herausforderungen durchaus gestärkt herausgingen, es gebe aber auch Menschen, die daran verzweifeln, so Digruber.

Die Herausforderungen seien vielfältig, angefangen bei den Sorgen um die eigene Gesundheit und jener der Schülerinnen und Schüler: „Es gibt sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die Angst haben und sagen: ‚Um Gottes Willen, wie kann man in Zeiten wie diesen Präsenzunterricht machen?‘ – Aber auch das Gegenteil ist der Fall, dass Leute händeringend dringend wieder Präsenzunterricht fordern“, so der Lehrersprecher. Ob es in diesem Schuljahr einen Lernrückstand durch den Fernunterricht geben werde, könne man noch nicht beurteilen.

Masken im Unterricht an der Schule
ORF
Lehrpersonen und Kinder ab zehn Jahren müssen ab Montag Mund-Nasen-Schutz tragen

Masken im Unterricht als Belastung

Als große Herausforderung sehen sowohl Lehrer- als auch Elternvertreter die Maskenpflicht im Präsenzunterricht für Kinder ab zehn Jahren. „Wenn man die Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln dazurechnet, müssen manche Kinder täglich bis zu zehn Stunden eine Maske tragen und dürfen diese auch nicht im Gang der Schule kurz herunternehmen“, klagte Elternsprecher Christoph Drexler.

Mit der Maske zu unterrichten, beziehungsweise unterrichtet zu werden, sei „ein riesiges Problem“, bestätigte auch AHS-Lehrersprecher Karl Digruber. Die Maske sei aber ein nötiger Kompromiss gewesen, um zumindest die teiweisen Schulöffnungen möglich zu machen, erklärte Tirols Bildungsdirektor Paul Gappmaier. Wie diese und andere Herausforderungen bewältigt werden, wird sich ab kommender Woche zeigen.