Luftaufnahme von Ischgl
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Wissenschaft

Ischgl: Studie sieht starken Virenexport

Genetische Untersuchungen zeigen, dass sich das Coronavirus in der Frühphase der Pandemie aus Ischgl über viele Länder verbreitet haben könnte. Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften nahmen die Genvarianten des Virus unter die Lupe.

Neben epidemiologischen Daten zeigt sich nun auch in dieser genetischen Studie, dass von Österreichs Skidestinationen aus das Virus vielfach nach Deutschland, Dänemark, Norwegen oder Island exportiert wurde.

Hinweis auf Ischgl – aber kein Beweis

Im Ischgl-Cluster ist nämlich eine Virusmutation namens „Clade 20C“ sehr präsent. Diese könnte man fast wie einen „Absender“ von dort sehen – wenn auch nicht als Beweis für den Ursprung dort, sagt Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Akademie der Wissenschaften.

Interessant ist, dass diese Variante auch an den Ostküste der USA und vor allem in New York in der frühen Epidemiephase stark präsent war. Theoretisch könnte dieser Coronavirus-Mutant von Ischgl nach New York oder umgekehrt gekommen sein. Hier zeige sich aber ein weiterer internationaler Zusammenhang, der illustriert, wie rasch der weltweite Verkehr einen Erreger an andere Orte bringen kann.

Internationaler Gästemix in Ischgl

Das belegen auch Statistiken aus Ischgl zu den Herkunftsländern der Gäste, die zeigen, wie eine große Anzahl an Gästen aus unterschiedlichsten Ländern sich dort quasi die Klinke in die Hand gaben. „Ischgl ist hier aber sicherlich nicht das einzige Beispiel dafür, und hat es sich auch nicht verdient, jetzt so alleine am Pranger zu stehen“, sagt Bergthaler, der mit seinen Kollegen und der AGES weiter daran forscht, welche Virus-Varianten auch jetzt in Österreich kursieren.

Virus kam auf mehreren Wegen nach Österreich

In Ischgl kursierte demnach am Beginn der Pandemie eine dominante Virus-Variante, der zwischen 80 und 90 Prozent der Proben zugeordnet werden können, sagte Bergthaler im Gespräch mit der APA. „Wir haben zur gleichen Zeit aber auch dort sehr wohl andere Viren angetroffen.“ So fand sich etwa eine Variante des sich mit der Zeit leicht verändernden Erregers, die am besten zu einer Probe aus dem Iran passte. „Das zeigt auch, dass der Eintrag des Virus in ganz Österreich sicher sehr oft und wiederholt parallel stattgefunden hat“, sagt der Wissenschafter.

Probe aus Frankreich passt zur Ischgl-Variante

Dann machten sich die Forscher in den internationalen Viren-Daten auf die Suche nach Proben, die gut zu jenen aus Österreich passten. Fündig wurden sie in genetisch gut passenden Proben aus einem Cluster aus den französischen Alpen, der in etwa zwei Wochen vor den ersten Ischgler Fällen auftrat. Das Virus könnte also „unter Umständen“ von dort gekommen sein. Allerdings sage eine Ähnlichkeit an sich nichts über die Richtung der Übertragung aus, betonte Bergthaler. Zudem fehlen für diesen Zeitpunkt (Februar und März) Gendaten aus Italien. Darum könne man auch nichts Gesichertes zu einer sehr wahrscheinlichen Übertragungsachse von dort her sagen.