Graffiti groß
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Kunst

Südtirol: Urbane Identität durch Graffiti

Ein Fassadengemälde in Bozen rüttelt im wahrsten Sinne des Wortes das Interesse der Einwohner wach. Eine überdimensionale Macchinetta thront seit einigen Tagen an einer Hauswand. Das Werk sorgt für staunende Augen und folgt dem Motto: Bunt statt grau, Identität statt Anonymität.

Das zwölf Meter hohe Werk in der Bozner Parmastraße sorgt für farbige Abwechslung zwischen den Häuserzeilen. Das leicht kubistisch angehauchte Bild einer Espressomaschine mit zwei Tassen auf einem Tisch stammt vom Illustrator Oscar Diodoro. Das Wandgemälde ist im Bozner Don Bosco Viertel zu finden und soll die Identität der Bewohner dieses Stadtviertels widerspiegeln.

Don Bosco ist eines der fünf Stadtviertel der Südtiroler Landeshauptstadt. Mit mehr als 26.000 Einwohnern ist es nach Gries-Quirein das am stärksten bewohnte Stadtviertel.

Kaffee als Symbol der Kommunikation

Ein Bild für Don Bosco, das wollte die Künstlerorganisation „Outbox“ dem Stadtteil im Westen von Bozen schenken. Um Ideen und Inspiration für das Motiv zu finden, wurden vorab Interviews mit den Bewohnern vor Ort geführt. Es sollte ein Symbol für das soziale Miteinander gefunden werden. „Durch die Interviews fand ich heraus, dass die meisten Bewohner bei einem Kaffee ins Gespräch kommen. So kam ich auf die Idee einer Mokkakanne. Ich sehe die Kanne als Symbol für die rege Kommunikation in diesem Viertel“, erklärt Diodoro.

Graffiti at Work
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Für den Illustrator war die Arbeit an der meterhohen Fassade auch nicht alltäglich.

Nach Auswertung der Interviews konnte der Illustrator mit seinem Entwurf überzeugen. „Oskars Stil ist geometrisch und farbenfroh. Für unser Projekt war er die richtige Wahl“, sagt Anna Bernard, Kuratorin von „Outbox South Tyrol“.

Südtirols Hausfassaden werden zu Leinwänden

Lebensfrohe und bunte Fassaden, statt grauer Wände heißt die Devise der Aktion. Nun sollen ähnliche Projekte in weiteren Städten und Dörfern in Südtirol folgen. Damit sollen blasse Fassaden mit Farbe zum Hingucker werden. Die gestalteten Wände werden so zu individuellen Visitenkarten des öffentlichen Raums und stiften Identität.

Graffiti at Work
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Südtirols graue Fassaden sollen bunt und freundlich werden.

Bei den Werken handelt es sich um Auftragsarbeiten, welche mit den Bewohnern des Hauses im Vorfeld besprochen werden. Mit der Aktion werde auch das oft negative Image von Graffitis korrigiert, die oft mit Schmierereien an Wänden verwechselt werden.

Bunte Fassaden fördern das Gespräch

Die Rückmeldungen der Bewohner im Don Bosco Viertel seien positiv gewesen. Es habe sich was getan im Viertel und darüber haben sich die meisten gefreut. Das Werk müsse aber nicht jedem gefallen: „Bei öffentlicher Kunst kommen viele verschiedene Meinungen zusammen. Die Motive werden auch nicht immer jedem gefallen. Wichtig ist uns, dass die Menschen über das Projekt sprechen und sich beteiligen“, so die Kuratorin.

Die bunten Leinwände an den Fassaden sollen also den Dialog fördern und Leute zusammenbringen, auch wenn das gerade in Corona-Zeiten schwierig sei. Die bunte Mokkakanne vereint daher symbolisch die Bewohner im Bozner Don Bosco Viertel, bis sie sich wieder in den umliegenden Cafés zum fröhlichen Plausch treffen können, so der Wunsch des Künstlers.