Rindfleisch mit Semmelkren wird für Lieferung bereit gemacht
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Wirtschaft

Gasthaus: Lieferservice ohne große Zukunft

Der Tiroler Gastronomie-Fachgruppen-Obmann in der Wirtschaftskammer, Alois Rainer, glaubt nicht an eine große Zukunft der Lieferservices nach dem Gastro-Lockdown. Vor allem bei „Wirtshaus-Lieferservices“ nahm er an, dass die dafür zusätzlich benötigte „Manpower“ zu einem Problem werden könnte.

Zusätzlich hielt Rainer im APA-Gespräch insgesamt den Stellenwert des „Wirtshaus-Erlebnisses“ hoch. „Die Atmosphäre in einem Gasthaus wird man nicht ersetzen und liefern können“, hielt er fest. Den Geschmack im Lieblingsgasthaus könne man einfach nicht „in einer Essensbox zustellen“.

Fokus auf reduziertes Angebot

Darüber hinaus müsse man sich auch die Frage stellen, welches Produkt überhaupt lieferbar sei, so der Fachgruppen-Obmann. „Garnitur und Teller kann man nämlich nur schwer liefern“, so Rainer. Es sei gut möglich, dass das gelieferte Essen schon mal ungewollt so aussehe als „ob jemand draufgestiegen wäre“, führte er überspitzt aus. Das wiederum könne dem Gastronomen nach dem Lockdown womöglich sogar schaden, vor allem dann, wenn der Gast durch die Lieferung den Eindruck gewinne, dass es bei seinem Lokal „schon mal besser geschmeckt“ habe.

Rainer rät den Gastronomen, die in der aktuellen Situation selbst liefern oder über Lieferdienste liefern lassen, die Fokussierung auf eine sinnvolle, reduzierte Produktpalette. „Das Gericht muss gut lieferbar sein und auch den Alleinstellungsmerkmalen des jeweiligen Restaurants entsprechen“, erklärte der Gastro-Kenner.

Martinigänse
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Das zustellfertige Martinigansl schmeckt im eigenen Wirtshaus vermutlich besser

Zustellungsangebot wird wieder verschwinden

Auch die aktuell durch den Lockdown ablaufende Frequenz in den Städten müsse man bei Lieferservices und bei Abholungen vor Ort berücksichtigen, hielt Rainer fest. „Ob die Abholung angesichts der Lage wirklich ein Geschäft ist, weiß ich nicht“. Die Lieferservices der Wirtshäuser würden nach dem Lockdown laut Rainer wohl eher wieder verschwinden: „Bei Pizza und chinesischem Essen ist das von jeher Teil des Geschäftes, das klassische Wirtshaus ist aber nicht so konditioniert“. Wirte müssten dann zwangsläufig neues Personal einstellen, erläuterte er.

Grundsätzlich fand Rainer aber die Etablierung von Lieferservices und Abholmöglichkeiten bei Restaurants im derzeitigen Lockdown-Kontext überaus positiv. „Es geht schließlich auch darum die lokale Gastronomie am Leben zu halten“, strich er heraus. Als Gastronom denke man darüber hinaus grundsätzlich „unternehmerisch und wirtschaftlich“, sagte Rainer: „Durch den Umsatzersatz kann man mit zusätzlichen Lieferservice- oder Abholungs-Angeboten die Verluste der letzten Monate ausgleichen“.