Christoph Walser
ORF
ORF
Wirtschaft

Nein der WK und FSG zu offenem Sonntag

Die Gewerkschaft kritisiert den Vorschlag des Präsidenten der Wirtschaftskammer, Harald Mahrer, Geschäfte am Sonntag im Advent offen zu lassen. Der Vorschlag sei „unfassbar und verantwortungslos“, heißt es von der FSG. Auch der Chef der Tiroler WK, Christoph Walser, sprach sich gegen eine Sonntagsöffnung aus.

Mahrer nutze die Krise als Vorwand, mit der Sonntagsöffnung eine massive Belastung für die Angestellten zu fordern, sagt Süleyman Kilic, Vorsitzender der GewerkschafterInnen (FSG) in der Gewerkschaft GPA-djp Tirol. Da ein Großteil der im Handel Beschäftigten Frauen seien, seien Familien die Leidtragenden. Bevor man darüber nachdenke, solle man eine 15-minütige bezahlte Masken-Pause und den Corona-Tausender ermöglichen, so die Gewerkschaft.

Gewerkschafter verweisen auf Bodenseer-Posting

In der momentan ohnehin schon angespannte Betreuungssituation eine Sonntagsöffnung zu verlangen, sei nichts anderes als Öl ins Feuer zu gießen und höchst unverantwortlich und kurzsichtig, sagt David Schumacher, zuständiger FSG-Sekretär in der GPA-djp Tirol. Schumacher verweist zudem auf den ehemaligen Tiroler WKO-Präsidenten Jürgen Bodenseer, auch er habe via Facebook seine ablehnende Haltung gegenüber der Sonntagsöffnung bekundet.

Laut Gewerkschaft kein zusätzlicher Umsatz

Der Versuch, den Beschäftigten ihren wohlverdienten freien Sonntag wegzunehmen, sei nicht neu, sagt Kilic. „Seit Jahren ist jeder Vorwand recht, um uns den freien Sonntag streitig zu machen. Jetzt wird also versucht, mit einer Gesundheitskrise Fakten zu schaffen.“ Das Argument, dass so verlorengegangene Umsätze wieder hereingeholt werden können, gehe allerdings ins Leere. Die Kauflust werde derzeit ohnehin durch die drohende Ansteckungsgefahr gebremst. Die Illusion, dass durch den Sonntag Umsätze herbeigezaubert werden, sei falsch, so Kilic.

Walser spricht sich für ausgedehnte Öffnungszeiten aus

Der Tiroler Chef der Wirtschaftskammer Christoph Walser erklärte, dass es sich dabei zwar um keine blöde Idee handle, er sei aber grundsätzlich kein großer Freund von Sonntagsöffnungen. Ausgedehnte Öffnungszeiten, wie Mahrer sie ebenfalls am Donnerstag vorgeschlagen hatte, halte er für sinnvoller, um das Weihnachtsgeschäft zu retten.

„Ich persönlich bin der Meinung, der Sonntag ist der Sonntag – und dabei soll es auch bleiben“, meinte Walser zu dem Vorstoß seines Parteifreundes Mahrer. Er habe sich intensiv mit der Thematik befasst und mit zahlreichen Unternehmern gesprochen. „Der große Wille, eine Sonntagsöffnung umzusetzen, war nicht spürbar“, resümierte er.

„Wäre nicht familienfreundlich“

Er betonte, dass ein solcher Beschluss vor allem kleinere Unternehmen unter Zugzwang bringen würde, und schlug dabei in dieselbe Kerbe wie AK-Präsidentin Renate Anderl (SPÖ), die eine „Wettbewerbsverzerrung in Richtung großer Ketten“ befürchtete.

Zudem sei, so der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident, diese Lösung – selbst wenn es sich nur um zwei Sonntage handle, und er Verständnis dafür habe „dass man jeden Tag nützen wolle“ – nicht familienfreundlich. Ausgedehnte Öffnungszeiten halte er für sinnvoller, um das Weihnachtsgeschäft noch zu retten.