Der Friedensvertrag von St. Germain besiegelte am 10. September 1919 die Annexion Süd- und Welschtirols – das heutige Trentino – durch Italien. Am 10. Oktober 1920 wurde per Gesetz der Anschluss Süd- und Welschtirols an den italienischen Staat vollzogen. Damit mussten die Südtiroler Mandatare Abschied nehmen vom Hohen Haus in Innsbruck.
Trauersitzung des Tiroler Landtags am 16.11.1920
Die Südtiroler Abgeordneten zum Parlament der österreichischen Republik – wie zum Beispiel der Rechtswissenschaftler Eduard Reut-Nicolussi – mussten bereits Ende 1919 ihr Amt niederlegen. Im Tiroler Landtag blieben die Abgeordneten aus Südtirol noch ein Jahr länger.
Die letzte gemeinsame Sitzung der Tiroler Abgeordneten nördlich und südlich des Brenners fand am 16. November 1920 statt. Diese Sitzung wurde als Trauersitzung begangen, der Landtag wurde in schwarz gehüllt, die Plätze der Südtiroler Abgeordneten blieben frei.
„Diese Sitzung markierte das vorläufige Ende einer jahrhundertealten, gemeinsamen Geschichte. Zugleich wurde aber auch das Ziel für kommende Generationen formuliert: Dass der Zustand dieser Zerreißung eines Tages überwunden werden wird“, führte die Präsidentin des Tiroler Landtags, Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP), aus.
Erster Weltkrieg als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
„Der Erste Weltkrieg war die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Der Krieg und die Nachkriegsordnung brachten unvorstellbares Leid über Millionen von Menschen. Durch den Frontverlauf und die willkürliche Teilung Tirols war unsere Heimat besonders betroffen“, erinnert Euregio-Präsident LH Günther Platter (ÖVP) mit den Landeshauptleuten Arno Kompatscher (Südtirol) sowie Maurizio Fugatti (Trentino) an die damalige Zeit.
100 Jahre später würden sich Nord-, Ost- und Südtirol zwar nicht in einem gemeinsamen Nationalstaat aber in einer eng vernetzten, in allen Lebensbereichen zusammenarbeitenden Europaregion wiederfinden, erklärte Ledl-Rossmann: „Und auch die Abgeordneten tagen wieder zusammen – im gemeinsamen Dreier-Landtag.“
1945 erstand die Demokratie in Tiroler wieder auf
Auch dem Schicksalsjahr 1945 wurde bei der Landtagssitzung am Donnerstag gedacht. In den ersten Maitagen gelang es dem Tiroler Widerstand in Verbindung mit dem US-Geheimdienst, Innsbruck weitgehend friedlich an die heranrückenden amerikanischen Truppen zu übergeben.
Bei einem Schusswechsel mit der SS am Landhaus wurde der Widerstandkämpfer Franz Mair verwundet. Er starb am 6. Mai an seinen Verletzungen. An diese Geschehnisse erinnert eine vorige Woche neu angebrachte Bronzetafel am Alten Landhaus.
Am 25. November 1945 fanden in Tirol wieder freie Wahlen statt. Damit war die Demokratie wieder auferstanden.