Im Keller der Versicherung am Stammsitz in Innsbruck wurden vor einigen Jahren kistenweise Akten mit Firmendokumenten aus der Nazizeit gefunden. Das Unternehmen hat daraufhin eine wissenschaftliche Aufarbeitung zur Rolle der Tiroler Versicherung während der Zeit des Nationalsozialismus in Auftrag gegeben. „Ich denke Unrecht, wann immer es geschehen ist, wird nicht besser, indem man es verschweigt“, sagt Franz Mair, Vorstand der Tiroler Versicherung.
Umfangreiche Recherche
Nun liegt das Ergebnis – ein Buch mit dem Titel „Betriebsführer und Gefolgschaft“- vor. Der Historiker und Autor Nikolaus Bliem hat sich für die Aufarbeitung durch die Firmengeschichte gearbeitet und auch auf historisches Material in der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum zurück gegriffen.
Die Tiroler Versicherung war zur NS-Zeit eines der größten Unternehmen des Landes mit Sitz in Innsbruck, Gebäude- und Feuerversicherungen waren damals das Hauptgeschäft. 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Büro, dazu zahlreiche Versicherungsvertreter in den Dörfern. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland gab es in dem landesnahen Unternehmen schnell personelle Konsequenzen. „Mit März 1938 wird sofort die Führungsebene entfernt und mit systemtreuen Personen besetzt“, berichtet Historiker Bliem.
Interessante Details
Das Buch gibt einen Eindruck, wie Wirtschaftsunternehmen während der Nazizeit funktioniert haben und wie Menschen mit dem System mitmachten, um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Rund die Hälfte der Angestellten wurde entlassen, das verbliebene Personal musste mehr arbeiten, eine 60-Stunden-Woche war normal. Mit dem Buch ist ein dunkles Kapitel in der Tirol Firmengeschichte beleuchtet worden.