Schüler beim Lernen zuhause – homelearning oder distance learning
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Bildung

Folgen durch Distance Learning befürchtet

Die Oberstufen werden ab Dienstag wieder von zu Hause aus unterrichtet, was für heftige Kritik sorgt. In einem offenen Brief forderten unter anderem die Kinder- und Jungendanwaltschaft und Kinderärzte, die Corona-Maßnahmen an Schulen zu überdenken.

Die 15-19 Jährigen wechseln mit dem zweiten Lockdown erneut ins Distance Learning. In Tirol ist das bereits seit Mitte Oktober für alle Oberstufen – in damals orangen oder roten Bezirken – der Fall.

Für Maturaklassen ist weiterhin der Unterricht in Kleingruppen möglich. Wenn Räume groß genug seien und der Abstand eingehalten werden könne, sollen Schularbeiten in den ersten zwei Wochen noch stattfinden, hieß es. Pro Schularbeitsfach soll allerdings nur noch eine Schularbeit pro Semester nötig sein.

Kommunikation soll vereinfacht werden

Wie Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) betonte, hätten alle Schülerinnen und Schüler inzwischen eine Emailadresse des Tiroler Schulnetzes erhalten. Damit sollen sie ihre Unterlagen in Zukunft leichter über digitale Plattformen herunterladen können.

Jugendliche demonstrieren in Innsbruck gegen Homeschooling und Distance Learning
ORF
Jugendliche haben bereits in der Vergangenheit gegen Homeschooling protestiert

Kindergärten und Pflichtschulen:

Kindergärten und Unterstufen bleiben im zweiten Lockdown offen. In Kindergärten sollen sich die Gruppen nicht vermischen, bei der Übergabe der Kinder gilt Maskenpflicht.

An den Pflichtschulen (Volksschule, Mittelschule, AHS-Unterstufen, Polytechnische Schulen) finden keine Exkursionen außerhalb der Schule mehr statt. Ausflüge in den Park oder die Natur sind weiterhin erlaubt.

Auf externe Lehrende muss verzichtet werden. Lehrerkonferenzen dürfen ausschließlich online stattfinden. Den Pädagoginnen und Pädagogen werden FFP2-Schutzmasken zur Verfügung gestellt. Eine generelle Maskenpflicht können Schulleiter individuell verordnen.

Dienstag ist „Übergangstag“

Auf die Schulen kommt damit erneut viel Arbeit zu. Wie die Maßnahmen umgesetzt werden, ist vielerorts wohl noch unklar. Geht es nach Bildungsminister Heinz Faßmann, soll der Dienstag einen Übergangstag darstellen, um noch offene Dinge zu regeln, Informationen zu erhalten oder Unterlagen aus den Schulen nach Hause zu holen.

Jugendanwaltschaft gegen „Wegsperren“

Heftige Kritik kam am Montag erneut von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Tirol. Sie veröffentlichte gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde einen offenen Brief unter anderem an den Bundeskanzler, Bildungsmildungsminister, Tirols Landeshauptmann und Bildungslandesrätin Beate Palfrader.

Im verordneten Heimunterricht könnten die Lerninhalte nicht mit vergleichbarer Qualität vermittelt werden wie im Präsenzunterricht, so die Befürchtung. Das „Wegsperren“ der Schülerinnen und Schüler sorge für soziale Isolation und habe negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Unterzeichnet wurde der offene Brief unter anderem von Tirols Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser und Kinderarzt Klaus Kapelari von der Innsbrucker Klinik. Sie fordern, die getroffenen Maßnahmen zu überdenken!

Palfrader: „Soziale Kontakte brechen nicht ab“

Landesrätin Beate Palfrader verteidigte die Maßnahmen. Man wisse, dass Distance Learning soziale Begegnungen nicht ersetzen könne, habe aber gerade für die Sekundarstufe II Möglichkeiten geschaffen, soziale Kontakte nicht abbrechen zu lassen: „Zum einen treffen sich Schülerinnen und Schüler digital jeden Tag mit ihren Lehrpersonen. Zum anderen gibt es Möglichkeiten des Präsenzunterrichts in Kleingruppen, etwa für Schularbeiten“, so Palfrader.

Auch der fachpraktische Unterricht in Laboren und Werkstätten soll weiterhin möglich sein. Land und Bildungsdirektion versuchten jedenfalls, die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen und auch Sorgen hinsichtlich der Leistungsbeurteilung zu nehmen, sagte die Landesrätin.