Pressekonferenz Wirtschaftskammer Tirol, drei Personen an Stehpulten
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Wirtschaft

WK fordert Ausgangsbeschränkungen statt Lockdown

Angesichts eines drohenden zweiten Lockdowns und Reisewarnungen in jenen Ländern mit den meisten Tirol-Urlaubern sehen die Touristiker den kommenden Wochen mit großer Sorge entgegen. Die Wintersaion kann, wenn überhaupt, erst im Dezember starten, wurde befürchtet.

Die Reisewarnungen der wichtigsten Tourismus-Länder Deutschland und Niederlande sorgten schon jetzt für leere Betten in Tirol. Dazu schwebt das Damoklesschwert eines zweiten Lockdowns über den Tiroler Betrieben. Den will die Tiroler Wirtschaftskammer um jeden Preis verhindern, sie sprach sich am Donnerstag stattdessen für nächtliche Ausgangssperren und massive Kontrollen aus.

Bei einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag in Innsbruck erklärte Christoph Walser, der Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer: „Für uns ist jetzt wichtig, dass wir untertags normal wirtschaften können, denn einen weiteren Lockdown schaffen wir finanziell nicht. Das hätte massive Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und auf die Bevölkerung.“

Saisonstart erst im Dezember?

Mit einer Online-Petition wollen sich die Vertreter von Hotellerie, Gastronomie und Seilbahnwirtschaft in der Wirtschaftskammer dagegen stemmen. Reisewarnungen und Beschränkungen im Grenzverkehr müssten aufgehoben werden, forderten sie am Donnerstag. Von einem Novemberstart in die Wintersaison haben sich Tirols Touristiker mehr oder weniger schon verabschiedet.

Mario Gerber, Spartenobmann für die Hotelerie in der Tiroler Wirtschaftskammer sagte: „Der Tourismus ist gegen einen Lockdown. Punktuell müssen wir natürlich Maßnahmen setzen. Man muss aber leider derzeit davon ausgehen, dass die Wintersaison auf keinen Fall im November starten kann.“ WK-Präsident Christoph Walser empfahl am Donnerstag den Unternehmerinnen und Unternehmern, im Zweifel lieber ein Hotel zugesperrt zu lassen, als auf unternehmerisches Risiko mit aller Gewalt aufzusperren.

Leeres Doppelbett in Hotel
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Viele Hotelbetten waren in den letzten Wochen leer

Forderung nach „echtem Geld“ für Gastrobetriebe

Für Mario Pulker, Gastro-Obmann der Wirtschatskammer Österreich, ist der ab Montag geltende deutsche Lockdown für den Tourismus in ganz Österreich „eine Katastrophe“. Sollte es auch in Österreich zu ähnlichen weiteren Verschärfungen kommen, bräuchten die Gastronomen sofort echtes Geld. Denn ihre Kassen seien nach der coronabedingten Durststrecke leer.

Bereits die bestehenden Regelungen, wie beispielsweise die sechs-Personen-Regelung schade den GAstronomiebetrieben, da Stammtische in alter Form nicht mehr möglich seien. Auch Hochzeiten, Taufen und dergleichen gingen den Betrieben schmerzlich ab. Einige Mitgliedsbetriebe, etwa Großraumdiscos, hätten seit 15. März geschlossen, erinnerte Pulker.

Einfache Hilfen gefordert

Weitere Einschränkungen lehnten die Gastronomiebetriebe naturgemäß ab, aber wenn man in die Nachbarländer blicke, sei ein zweiter Quasi-Lockdown wohl nicht auszuschließen. „Sollte es so weit kommen, muss man umfassend und sofort Finanzmittel an die Betriebe ausschütten“, forderte Pulker. Die Betriebe bräuchten eine Art Helikoptergeld, jedenfalls „echtes Geld“. Das ganze müsse „so simpel sein, dass ich nicht große Teile dessen, was ich bekomme, an den Steuerberater zahlen muss“. In der Vergangenheit seien die Hilfsmaßnahmen nur sehr zögerlich angekommen.

Hotels bereiten sich auf zweiten Lockdown vor

Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hat für den Fall eines zweiten Lockdowns gemeinsam mit Gewerbeverein (ÖGV), Handelsverband, dem Senat der Wirtschaft und Forum EPU Österreich sowie Experten ein „EU-rechtlich wasserdichtes“ Dreisäulenmodell entwickelt. Fixkostenzuschuss, Verlustausgleich und Katastrophenhilfe werden darin kombiniert. „Greifen alle drei Säulen ineinander, werden sie zur tragfähigen Stütze für krisengebeutelte Betriebe“, so ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer in einer Aussendung.

„Mit einer cleveren Kombination können die von der EU bereits seit März erlaubten Beihilfen und der vor kurzem ermöglichte, ab 2021 einsetzbare Verlustausgleich um einen echten Fixkostenzuschuss II erweitert und sofort angeboten werden. Dies würde allen Betrieben unmittelbar eine weitere Unterstützung von bis zu 800.000 Euro ermöglichen“, so ÖGV-Generalsekretär Stephan Blahut. Der Handelsverband warnte: „Auch wenn die Handelsgeschäfte in Österreich weiterhin offen haben, stehen starke Frequenzrückgänge aufgrund der Verunsicherung der Bevölkerung bevor.“