Eine der Covid-Intensivstationen an der Klinik Innsbruck
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Coronavirus

CoV: Spitalsbetten füllen sich wieder

Die Infektionszahlen in Tirol steigen weiter. Das macht sich auch in den Krankenhäusern bemerkbar, wo aktuell 79 Covid-19-Patientinnen und Patienten behandelt werden. Die Spitäler hatten sich für diese zweite Welle gerüstet.

Im Sommer waren die Betten der Tiroler Covid-Intensivstationen weitgehend leer. Vor einem Monat wurden 18 Corona-Patienten auf Normalstationen behandelt, drei Infizierte benötigten intensivmedizinische Behandlung. Inzwischen kämpfen die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger erneut gegen das Virus. Die Krankheit ist wieder aufgeflammt. Montagvormittag wurden 79 Corona-Patienten in Tiroler Krankenhäusern behandelt, davon elf auf Intensivstationen.

Mit 44 werden die meisten Corona-Infizierten in der Innsbrucker Klinik betreut, zwölf im Landeskrankenhaus Hall in Tirol und zehn im Krankenhaus Zams.

Bett auf einer COVID-19-Station am Krankenhaus Zams
ORF

Die Zunahme spüren auch die medizinischen Teams, etwa an der internistischen Intensivstation der Innsbrucker Klinik, bestätigte Leiter Michael Joannidis. Seine Station war schon im Frühjahr am stärksten betroffen und war die letzte, die keine Patienten mehr zu betreuen hatte.

Belastung und Sorgen kehren zurück

Jetzt ist es die erste Abteilung der Klinik, die den erneuten Anstieg der Hospitalisierungen zu bewältigen hat: „Es ist eine Belastung für die Pfleger. Wir fühlen uns teilweise wie im Déjà-Vu, weil es wieder auf uns zukommt“, schilderte der Mediziner. Insgesamt sei die Stimmung noch gut, man sei sich jedoch der bevorstehenden Belastung bewusst: „Alle Beteiligten haben eine gewisse Sorge“, so der Arzt.

Pflegerinnen und Pfleger rüsten sich für den Kampf gegen das Coronavirus aus
ORF
Für das medizinische Personal beginnt wieder eine arbeitsreiche Zeit

Keine Absagen von OPs mehr

Die „tirol kliniken“ wollen jetzt umsetzen, was sie aus der ersten Welle gelernt haben. Auch wenn das Coronavirus wieder in den Fokus gerückt ist – andere Patientinnen und Patienten sollen nicht vernachlässigt werden. Man wolle alles tun, um nicht mehr so viele Operationen wie noch im Frühjahr abzusagen und auch das ganze Krankenhaus solle nicht mehr so „heruntergefahren“ werden. Man wolle einen „sinnvollen Weg“ sowohl für Covid- als auch Nicht-Covid-Erkrankte finden.

„Das heißt zum Beispiel, Betten erst freizumachen, wenn es nötig ist. Wir haben in der ersten Welle gelernt, dass das sehr schnell möglich ist und wir sie nicht von vornherein leer stehen lassen müssen“, so Kliniksprecher Johannes Schwamberger. Ein Stufenplan regelt etwaige Aufstockungen der Kapazitäten. Die „tirol kliniken“ und die Bezirkskrankenhäuser sind zudem untereinander vernetzt. Sie können Erkrankte bei Bedarf auch auf andere Spitäler umverteilen.

Gemischte Stationen möglich

Eine Änderung im Vergleich zum Frühjahr ist auch, dass die tirol kliniken in Zukunft nicht mehr ganze Stationen für Covid-19-Fälle reservieren. An der Innsbrucker Klinik sind derzeit bereits Infizierte in einem eigenen Zimmer an einer Station mit anderen Erkrankten untergebracht. „Infektiologisch und krankenhaushygienisch gibt es hier kein Ansteckungsrisiko für die anderen Patienten. Die Belastung besteht eher für das Pflegepersonal, das jedes Mal neue Schutzausrüstung anziehen muss“, erklärte Schwamberger.

Dieser neue Zugang mache die Krankenhaus-Logistik etwas einfacher. Allerdings müsse bei so einer Unterbringung die gesamte Station für Besucher gesperrt bleiben, gab der Klinik-Sprecher zu bedenken.

Ein Isolierzimmer für Covid-Patientinnen und Patienten
ORF
COVID-Fälle werden in Zukunft auch auf Normalstationen untergebracht

„Langer, harter Winter“ steht bevor

Die Tiroler Medizinerinnen und Mediziner haben inzwischen mehr Routine im Kampf gegen das Virus. Für die Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, sei Covid-19 aber nach wie vor eine ernstzunehmende Erkrankung. Der große Durchbruch in der Therapie fehle noch: „Die stärkste Substanz, die wir haben, sind Kortisonpräparate, die die Immunreaktion bremsen und den Verlauf damit abmildern“, erklärte Joannidis. Ein anderes antivirales Präparat könne die Dauer der Symptome reduzieren, habe bisher aber keinen Effekt auf das Überleben gezeigt.

Um dieses Überleben möglichst dennoch sicherzustellen, rüsten sich die Teams für die nächste Runde im Kampf gegen das Virus: „Wir stellen uns auf einen harten langen Winter ein und hoffen, dass es im Frühjahr besser wird“, so der Arzt.