Seit zweieinhalb Wochen ist in Tirol um 22.00 Uhr Schluss. Um diese Zeit müssen Restaurants, Bars und Clubs zusperren. Das zerstöre die Wirtschaft, kritisierte Markus Abwerzger von der FPÖ. Die Sperrstunde sei eine Katastrophe. Die drei Stunden seien für viele existenzbedrohend, so der FPÖ-Chef, „wer geht denn da noch essen?“.
Sint: Sperrstunde trifft die Falschen
Auch Markus Sint von der Liste Fritz sah wenig Sinn hinter der vorgezogenen Sperrstunde. Sie bringe nichts, schade der Gastronomie sehr und treffe die Falschen. Sie dränge die Leute beim Feiern aus dem kontrollierten öffentlichen in den privaten Bereich.
Dornauer: Zynische Gratulation an Platter
Kritik an der Sperrstunde kam auch von der SPÖ: Georg Dornauer sah in der Sperrstunde vor allem eine Gefälligkeit gegenüber der Bundesregierung, das habe schwere Folgen für Tirol. Zahlreiche Arbeitsplätze in Tourismus und Gastronomie würden aufs Spiel gesetzt. Zusätzlich habe man Reisewarnungen aus ganz Europa provoziert. „Gratulation Herr Landeshauptmann, well done“, bemerkt der SPÖ-Chef zynisch.
Platter verteidigte Sperrstunde
Platter verteidigte die Sperrstunde einmal mehr: Es habe zahlreiche Infizierte in Clubs und Nachtlokalen gegeben. Wenn man eine solche Pandemie bekämpfen wolle, gebe es Entscheidungen, die manchmal weh täten. „Wenn Sie hier Entscheidungen treffen, die niemand spürt, dann ist keine Wirksamkeit gegeben.“
Platter sprach von weiteren Coronavirus-Maßnahmen, denn die derzeit geltenden würden offenbar nicht ausreichen. Am Mittwoch gebe es deshalb auch weitere Gespräche mit dem Bund. Das oberste Ziel müsse es sein, die deutsche Reisewarnung loszuwerden, bevor diese verschärft werde, so Platter. Es wäre fatal, wenn Deutschland eine Fünftages-Quarantäne für Gäste beim Zurückfahren verlangen würde.
Der Bericht der Expertenkommission zum Coronavirus-Krisenmanagement in Tirol war am Mittwoch nicht direkt Thema im Landtag. Der Bericht steht am Freitag auf der Tagesordnung, hitzige Debatten sind angesichts der bisherigen Oppositionskritik zu erwarten.
Kritik an Bundeskanzler Kurz
Kritik gab es im Landtag auch an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Abwerzger und Sint warfen ihm vor, Angst, bzw. Panik zu verbreiten. Auch NEOS-Landessprecher und Klubobmann Dominik Oberhofer schoss sich auf den Bundeskanzler ein. Der Bericht der Expertenkommission habe klar zu Tage gefördert, dass dieser eine große Mitschuld an den chaotischen Zuständen bei der Ausreise der Touristen aus Ischgl trage.
Generell werde durch den Bundeskanzler Panik vermehrt. Dabei sei Panik nicht angesagt, so der NEOS-Klubobmann. CoV sei nicht „die Pest“. Man lebe „nicht im 16. Jahrhundert“, in der jeder an einer solchen Erkrankung sterbe. Nichtsdestotrotz müsse man das Virus ernst nehmen.