Lift im Herbst Ladis
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CORONAVIRUS

Eigene Spielregeln in jedem Skigebiet

Zahlreiche Tourismusorte nehmen die Maßnahmen für den Winterstart selbst in die Hand. Das Konzept der Bundesregierung ist vielen Betrieben und Regionen zu oberflächlich und zu unklar. In Serfaus, Fiss und Ladis stellten die Touristiker bereits im Sommer ihre eigenen CoV-Regeln auf.

Der Sommer verlief für die Touristikerinnen und Touristiker in Serfaus, Fiss und Ladis im Bezirk Landeck überraschend gut. Es habe keine großen Erwartungen gegeben, gerade der Juli und der August hätten sich dann aber zu guten Monaten entwickelt, berichtete Josef Schirgi, der Geschäftsführer des Tourismusverbandes. Insgesamt wurden von Mai bis August knapp 615.000 Nächtigungen verzeichnet. Damit konnte der starke Sommer 2019 nicht erreicht werden, der Sommer 2018 war aber mit 689.000 Nächtigungen nur leicht besser verlaufen.

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in der Region blieb dabei den Sommer über niedrig, nur vereinzelt wurden Fälle gemeldet. Die drei Gemeinden führen das auf die selbst gesetzten, strengen Maßnahmen zurück. Der Tourismusregion sei wichtig gewesen, weit mehr als die gesetzlichen Maßnahmen zu machen, um im Familienurlaubsort Sicherheit zu bieten, so Simon Schwendinger, der Fisser Vizebürgermeister und Sprecher der drei Gemeinden.

Maßnahmen selbst in die Hand genommen

Schon im Juni hatte der Tourismusverband gegenüber den Vermieterinnnen und Vermietern scharfe Maßnahmen verkündet: Maskenpflicht beim Anstellen an den Liften, in den Kassenbereichen der Bergbahnen wurden Leitsysteme eingerichtet. Auch die Registrierung von Tagesgästen wurde bereits getestet. Verordnungen von Bund oder Land gab es dazu nicht – der Tourismusverband nahm das selbst in die Hand. Zum Teil wurden die Maßnahmen in die Hausordnung aufgenommen, etwa im Falle der Bergbahnen.

Leitsystem Bergbahnen Fiss
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Das Leitsystem soll Anstürme bei den Bergbahnen vermeiden

Die offiziellen Vorgaben – mit einem Meter Abstand und Mund-Nasen-Schutz in der Gondel – waren dem Tourismusverband in Serfaus, Fiss und Ladis zu wenig. Es sei derzeit mehr ein „Leben in den Tag hinein“. Für Betriebe heiße das, dass man nur auf Sicht fahren könne. Planungssicherheit fehle, was heute von den Behörden besprochen werde, könne bereits morgen wieder nichtig sein, beschrieb Schirgi die aktuelle Situation. Das mache den Betrieben zu schaffen, der Tourismusverband habe sich deshalb selbst geholfen und eigene Spielregeln aufgestellt.

Verzicht auf offizielle CoV-Hotline

Dazu gehörte auch der Verzicht auf die Gesundheitshotline 1450. Bereits im Juli starteten die drei Gemeinden auf dem Hochplateau ihre eigene CoV-Hotline. Diese wurde von den Ärzten dort sieben Tage die Woche, zum Teil bis spätabends, betreut. Damit sollten stundenlange Wartezeiten vermieden werden. Die offizielle Gesundheitshotline war zu oft überlastet, berichtete Ärztin Klaudia Stengg. Das habe sie selbst immer wieder erlebt. Die eigene CoV-Hotline sei schnell gut angenommen worden, in der Hochsaison sei das Telefon heißgelaufen, berichtete die Ärztin.

Corona-Hotline
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Die eigene CoV-Hotline der drei Gemeinden wurde stark angenommen

Testung auf eigene Beine gestellt

Auch bei den CoV-Tests wählte der Tourismusverband einen eigenen Weg. Die Ärzte führten selbst Abstriche für die PCR-Tests durch, mit einem Taxi wurden die Proben zur Auswertung in das Krankenhaus Zams gebracht. Seit einigen Wochen verwenden die Ärzte auch Antigen-Tests für die Erstkontrolle. Innerhalb von 15 Minuten liegt hier das Ergebnis vor. Diese Schnelltests sind allerdings nicht behördlich zugelassen, ist der Test positiv, folgt der bekannte Gurgeltest.

Antigentest
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Der Antigen-Test oder Schnelltest hilft laut Ärztin Klaudia Stengg bei der Erstbeurteilung der Lage

Die Vorgangsweise habe sich bewährt, so konnten positiv getestete Patientinnen und Patienten frühzeitig abgesondert und zahlreiche weitere Ansteckungen verhindert werden, zeigte sich Stengg überzeugt. Das Interesse an den Schnelltests sei bei vielen groß: Auch wenn es keine behördliche Anweisung für einen Test gebe, würden sich viele Menschen absichern wollen, etwa vor einem Besuch bei den Großeltern oder bei der Rückkehr aus dem Urlaub, berichtete die Ärztin.

Forderung nach klaren Vorgaben

Dieses Spiel nach den eigenen, strengen Regeln scheint in Serfaus-Fiss-Ladis bisher zu funktionieren. Viele Betriebe wünschen sich aber klarere, einheitliche Vorgaben von Land und Bund. In einer Tourismusfachgruppe mit dem Land werden derzeit einheitliche Konzepte erarbeitet – vorliegen sollen diese aber erst in einigen Wochen. Auch Geschäftsführer Schirgi ist Teil dieser „Taskforce“ – für viele sei man damit aber sicher zu spät dran, sagte er.

Skilift im Herbst
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Der Winterstart ist für viele Tourismusregionen noch nicht geklärt

Für die Tiroler Gletscherskigebiete etwa startet die Saison deutlich früher, auf ihre Erfahrungen werde man besonders achten, so Schirgi. Gerade wenn es um die Großrestaurants auf dem Berg und das Anstellen bei den Liften geht, werde man von den Erfahrungen der Gletscherskigebiete sicher lernen können. Beim Land Tirol hieß es auf Nachfrage, man sei um einheitliche Regeln bemüht, vieles müsse aber noch vonseiten des Bundes abgeklärt werden. In der Zwischenzeit bleibt vielen Tiroler Skigebieten nur, selbst zu definieren, wie sie die CoV-Regeln umsetzen.