Der frisch verlegte Stolperstein von Pater Jakob Gapp.
Lukas Schmied
Lukas Schmied
Politik

Stolpersteine: Stadt setzt Arbeitsgruppe ein

In der Debatte rund um die Erinnerungskultur in Innsbruck hat sich der Kulturausschuss dazu entschlossen, eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Diese soll unter anderem klären, ob künftig in Innsbruck Stolpersteine auf öffentlichem Grund verlegt werden dürfen.

Die Initiative „Stolpersteine für Tirol“ fordert seit einigen Monaten, dass in der Landeshauptstadt als Erinnerung an ermordete und vertriebene Jüdinnen und Juden Stolpersteine verlegt werden dürfen. Eine solche Form der Erinnerung gibt es in Tirol in Zell am Ziller und in Wattens. Bei den Stolpersteinen handelt es sich um ein länderübergreifendes Holocaust-Mahnmal, dass der deutsche Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen hat.

Innsbruck für dynamische Gedenkformen

Nachdem im Juli in Wattens sieben Steine verlegt worden waren, forderte die Initiative „Stolpersteine für Tirol“ rund um Harald Büchele auch eine Verlegung in Innsbruck energisch. „Innsbruck wäre eigentlich die Stadt, die vorausgehen hätte sollen“, so Büchele. Vorerst stieß man aber auf wenig Zustimmung seitens der Stadt. Dynamische Gedenkformen wie die sogenannten „gedenk_potenziale“ würden forciert.

Der Stolperstein von Albert Troppmair wurde an dessen letzter Wohnstätte verlegt.
Lukas Schmied
Der Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung eines Stolpersteins in Wattens

„Außerdem sind nach NS-Täterinnen und Tätern benannte Straßenschilder mit historischen Erläuterungen ergänzt und es kam zur Aberkennung städtischer Ehrenzeichen, die an NS-Täterinnen und Täter verliehen worden waren“, teilte die Stadt am Freitag in einer Aussendung mit. Die Gedenk- und Erinnerungskultur solle weiterentwickelt werden, darum habe sich der Kulturausschuss nach mehrstündiger Beratung auch dazu entschlossen, eine Facharbeitsgruppe einzusetzen.

Arbeitsgruppe soll offene Fragen klären

„Wir sind uns im Kulturausschuss einig, dass Erinnerungs- und Gedenkarbeit ein fortlaufender Prozess ist. Das Thema ist allerdings zu groß und viel zu wichtig, um es seitens der Stadt auf Zuruf in einem unüberlegten Schnellverfahren abzuhandeln", so die Obfrau des Kulturausschusses, Irene Heisz (SPÖ).

Deswegen soll die Arbeitsgruppe klären, „ob und, wenn ja, unter welchen Voraussetzungen die Stadt Innsbruck privaten Personen und Initiativen die Errichtung von Gedenkzeichen wie zum Beispiel Stolpersteinen auf öffentlichem Grund gestatten soll.“ Daneben soll die Arbeitsgruppe unter Federführung von Stadtarchiv-Leiter Lukas Morscher die Frage der Zuständigkeit für die Pflege von privat errichteten Gedenkzeichen auf öffentlichem Grund klären.

Harald Büchele mit dem Stolperstein
ORF
Harald Büchele mit dem Stolperstein, der an Alfred Graubart erinnern soll

Erster Stein in Innsbruck „verlegt“

Am Innsbrucker Haydnplatz wurde vor Kurzem der erste Stolperstein „verlegt“. Weil es bislang aber keine Genehmigung für eine Verlegung auf öffentlichem Grund gibt, wurde der Stein auf Privatgrund in einem Innenhof provisorisch installiert. Man habe mehrere Ansuchen für eine Verlegung bei der Stadt gestellt, erzählte Büchele.

Es gelte nun abzuwarten, zu welchen Entscheidungen die Arbeitsgruppe kommt. Der Stein am Innsbrucker Haydnplatz 8 soll an Alfred Graubart erinnern. Dieser wurde in der Pogromnacht 1938 brutal niedergeschlagen, sein Bruder ermordet.