Konserve für Blutdoping
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Gericht

Operation Aderlass: Mark S. schweigt

In München ist einer der größten deutschen Doping-Prozesse angelaufen. Der Hauptangeklagte Mark S. schweigt zu Beginn, soll aber im Laufe des Verfahrens aussagen. Auch andere Angeklagte wollen sich äußern. Während der Nordischen Ski-WM in Seefeld 2019 war der große internationale Dopingring aufgeflogen.

Der mutmaßliche Doping-Doktor Mark S. fläzte mit meist verschränkten Armen auf der vordersten Anklagebank und hörte der detaillierten Anklageverlesung zu. Jahrelanges Blutdoping, eine aufwendige Logistik, Sportler als lebende Blutpakete, Betrug bei großen Sportevents wie Olympia, Weltmeisterschaften und der Tour de France.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sind umfangreich. Selbst äußern wollte sich der 42-Jährige am ersten Verhandlungstag nicht. Seine Anwälte aber kündigten an, dass Einlassungen im Laufe der folgenden 25 Verhandlungstage geplant seien. Auch drei andere Angeklagte wollten aussagen, wie es hieß.

Anwälte verlangten Einstellung des Prozesses

Mit einem harten Urteil gegen Mark S. sollten Betrüger gewarnt und das seit 2015 bestehende Anti-Doping-Gesetz gestärkt werden, so der Wunsch der Ermittler und Anti-Doping-Kämpfer. Dem Arzt als Kopf der Doping-Gruppe drohen laut einer Einschätzung des Gerichts vier bis sechs Jahre Haft – und das nur, wenn er umfänglich gesteht. Dirk Q., der wie Mark S. seit eineinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzt, könnte ebenso eine Gefängnisstrafe ereilen. Die anderen Angeklagten Diana S., Ansgard S. und Sven M. haben womöglich Aussicht auf Bewährungsstrafen.

Die Anwälte von Dirk Q. verlangten am Mittwoch die Einstellung des Prozesses, weil mehrere Grundsätze eines fairen Verfahrens gegen ihren Mandanten verletzt worden seien. Unter anderem ging es darum, dass in der Anklageschrift auch Taten auftauchten, die allein nicht strafbar seien: Beispielsweise ist es erlaubt, Blut abzunehmen. Das Aufbereiten und Wiederrückführen des Blutes aber ist verboten.

23 Involvierte Sportler identifiziert

Am 27. Februar 2019 wurden während der nordischen Ski-WM in Seefeld die Ermittlungen der „Operation Aderlass“ öffentlich gemacht. Insgesamt identifizierten die Ermittler 23 involvierte Sportler. In Deutschland und Österreich wurde gegen 50 Personen ermittelt. Besonders Winter- und Radsportler zählten zum Kundenkreis des Arztes. Einige Athleten standen in Österreich bereits selbst vor Gericht und erhielten wegen Dopings Bewährungsstrafen.