Günter Weiss beim Radiointerview
ORF/Hermann Hammer
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Coronavirus

Ampelfarben für Weiss „nachvollziehbar“

Der Innsbrucker Infektiologe Günter Weiss, der auch Mitglied der Corona-Ampel-Kommission ist, hat am Dienstag die CoV-Situation als „besorgniserregend“ bezeichnet. Dass nun fünf Tiroler Bezirke als mittel- oder hochriskant gelten, ist für den Internisten „nachvollziehbar“.

Der Direktor für Innere Medizin an der Medizinischen Universität Innsbruck, Günter Weiss, der auch dem Tiroler CoV-Krisenstab angehört, sagte am Dienstagvormittag gegenüber dem ORF Tirol, er unterliege nach der eilig einberufenen Ampel-Kommissionssitzung am Montagabend einer Verschwiegenheitserklärung. Man habe sich darauf geeinigt, in der Öffentlichkeit darüber Stillschweigen zu bewahren, wer wofür in der 19-köpfigen Ampel-Kommission gestimmt hat.

Aber das Ergebnis an sich, Innsbruck und den Bezirk Kufstein auf der Ampel auf Orange zu stellen, den Bezirk Innsbruck-Land und Landeck auf Gelb zu schalten und das Gelb im Bezirk Schwaz zu verlängern, finde seine Zustimmung.

Die Ampel als Warnsignal

Dass Innsbruck mit am Dienstag rund 200 nachweislich CoV-infizierten Personen an einer Rotschaltung in der Bewertung der Kommission vorbeigeschrammt ist, wurde von mehreren Seiten bereits bestätigt. Weiss empfiehlt, wachsam zu sein: „Die Ampelschaltung, ganz egal in welcher Farbe, ist einfach ein Signal, dass man etwas tun muss. Diejenigen, die geglaubt haben, ich muss mich an nichts mehr halten, können vielleicht wieder zur Vernunft gebracht werden.“

Die seit Dienstag neu gefärbte Corona-Ampel für Österreich

Virus greift wieder auf ältere Menschen über

In Tirol sind am Dienstag (Stand: 8.30 Uhr) 646 Personen als mit dem Coronavirus infiziert gemeldet, die meisten davon in Innsbruck-Stadt, Innsbruck-Land und im Bezirk Kufstein. Im Spital befinden sich zwölf infizierte Personen, eine davon auf der Intensivstation.

Es sei aber nicht die Anzahl der Fälle, die Sorge bereitet, sagte Weiss: „Was wir jetzt sehen, ist, dass in zunehmendem Ausmaß die Coronavirus-Infektionen wieder auf ältere Menschen übergehen, also auf jene Menschen, die von einer Infektion schwerer betroffen sind, bei denen die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie in ein Spital oder auf die Intensivstation kommen. Und dafür soll die Ampel Bewusstsein schaffen.“

Abstand von privaten, größeren Feiern

Internist Weiss appelliert erneut, die Coronavirus-Maßnahmen wie Abstandhalten, Maske und Händewaschen ernst zu nehmen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. „Party feiern, als ob nichts wär“ sei nicht angebracht. Die meisten Infektionen passierten nach wie vor im privaten Bereich, etwa bei Familienfeiern. Dass man die Infizierten zum überwiegenden Teil noch Clustern zuordnen kann, sei „die gute Nachricht“, so der Infektiologe.

Kritik an Screenings im Tourismus

Kritik übte Weiss an den laufend durchgeführten Screenings in Tirol. Seiner Meinung nach sollten Schnelltests, die innerhalb von 24 Stunden ein Ergebnis zeigen, für jene zur Verfügung stehen, die es vordergründig brauchen: „Die Testungen im Tourismus halte ich für hinterfragenswert, weil sie dort sehr viele Ressourcen binden. Diese Ressourcen sollten jenen zur Verfügung stehen, die schon Symptome haben oder die Kontaktpersonen sind.“

Corona-Ampel ohne Konsequenzen

Am Montagabend fand eine außertourliche Sitzung der Ampel-Kommission statt, in der die Coronavirus-Situation für Österreich neu beurteilt wurde. Für sieben Bezirke gilt demnach ab sofort „hohes Risiko“, sie wurden orange gefärbt. Dennoch sind keine Maßnahmen bei Veranstaltungen und Schulen nach Ansicht der Kommission erforderlich – mehr dazu in CoV-Ampel: Mehr Fragen als Antworten.