Proberöhren werden beschriftet
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Chronik

Experten mahnen zu Vorsicht bei DNA-Tests

Mit der Weitergabe der eigenen DNA werden viele persönliche Daten weitergegeben. Auch wenn Anbieter von DNA-Tests im Internet versichern, mit den Daten sorgsam umzugehen, warnen Wissenschafter und Datenschützer vor einem leichtfertigen Umgang mit der eigenen DNA.

In letzter Zeit werden in den Sozialen Netzwerken und via Internet-Werbeeinblendungen vermehrt DNA-Analysen angeboten, als Gentests für die eigene Ahnenforschung. Diese sollen Aufschluss darüber geben, aus welchen Teilen der Welt die Familie stammt und auch beim Auffinden weit entfernter Verwandter helfen. Wenige Wochen nach der Probe-Abgabe bekommt man von den Anbietern Infos zur eigenen Herkunft und weltweiten Abstammung mitgeteilt, Bilder und Grafiken sollen das dokumentieren. Die Kosten für die Tests liegen zwischen 50 und 70 Euro.

DNA Testkit
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Eines der im Internet angebotenen DNA-Testkits

Alexander Hüttenhofer, Genetiker an der Medizinuni Innsbruck, sagt, man solle nicht naiverweise hergehen und sagen, „ich lass das jetzt machen, es wird nie mehr was mit den Daten passieren“. Da müsse man wirklich schauen, wer die Daten bekomme, so Hüttenhofer. Nur ein Teil sei für die Verwandtschaft oder Abstammung verantwortlich, die anderen seien Rohdaten.

Anbieter versichern Datenschutz

Die Frage ist, was mit den restlichen Erbgut-Daten, die die Firmen eigentlich gar nicht benötigen, aber mit jeder Probe automatisch erhalten, passiert. Zwei große Anbieter versichern auf ihrer Homepage und in den Datenschutzerklärungen, die Daten gehörten den Kunden selbst, alles sei sicher und geschützt. Der Molekularbiologe sieht das dennoch kritisch. Ein kleiner Apparat genügt nämlich um sämtliche Bausteine des menschlichen Genoms zu analysieren und somit den Bauplan eines jeden zu entschlüsseln.

Alexander Hüttenhofer mit DNA-Analysegerät
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Alexander Hüttenhofer verweist darauf, dass sich die DNA schon mit einem Apparat dieser Größe analysieren lässt

Mit Daten aus der DNA lässt sich viel anstellen

Jedes Mal, wenn man Daten auf Facebook, Instagram oder Twitter stelle, gebe man vielleicht etwas weiter, was in Hände gelange, die man nicht haben möchte, so Hüttenhofer. Mit Verweis auf Daten aus der DNA sagt der Experte, „diese Daten sind um das milliardenfache sensibler als alles was ich auf Facebook, Instagram oder Twitter stellen kann“. Mit diesen Daten könne man wirklich viel anstellen.

Es werde ein Problem in der Zukunft sein, wie mit diesen Daten umgegangen wird, wer ein Recht auf diese Daten habe und wie man sie schützen könne. Da dürften sich nicht nur Ethikräte oder Politiker Gedanken machen, „da muss sich auch die Bevölkerung Gedanken machen, was will ich?“, fordert der Genetiker. Auch hier muss also jeder für sich abwägen, was er oder sie von sich preisgeben will.