Die Bergretter sprachen vom „Wunder von Schwaz“, obwohl man den 40-jährigen Deutschen im Vomperloch gefunden hat. Der Alpinist hatte sich am Freitag von der Eng aus auf eine zweitägige Tour über den Hochglück (2.573 Hm), den Kaiserkopf, die Mitterkarlspitze und die Lamsenspitze gemacht. Am Samstagabend sollte er zurück sein. Doch er kam in der Eng nicht an. Seine Ehefrau setzte die Rettungskette in Gang.
Bergretter hatten „wenig Hoffnung“
Die Bergrettung Schwaz und Achenkirch sowie eine Hubschraubercrew machten sich Sonntagfrüh auf den Weg. Man fand im Vomperloch einen zweiten vermissten Bergsteiger, der dieselbe Tour gegangen und ebenfalls von Angehörigen als vermisst gemeldet worden war. Doch vom 40-jährigen Deutschen fehlte auch am Sonntag jede Spur.
Die Retter beschlossen Montagfrüh, sich noch einmal auf die Suche zu machen. Doch man habe wenig Hoffnung gehabt, sagten die Bergretter am Montagnachmittag gegenüber dem ORF Tirol. Das Wetter am Wochenende war schlecht gewesen, es hatte viel geregnet, und die Temperaturen sanken spürbar.
Plötzlich bewegte sich etwas in den Latschen
Bei einem neuerlichen Flug über die unwirtlichen Flanken des Vomperlochs entdeckte die Crew des Polizeihubschraubers „Libelle“ plötzlich etwas leuchtend Blaues in den Felsen. Sie seilten die Bergretter ab, und diese fanden den blauen Rucksack des vermissten Alpinisten. Sofort begannen die Einsatzkräfte, die unmittelbare Umgebung abzusuchen. Und plötzlich sahen sie, dass sich in einem Latschenfeld etwas bewegte. Es war 13.24 Uhr. Der 40-jährige Deutsche war gefunden, und er lebte.
Dreieinhalb Tage unter freiem Himmel geschlafen
Zwei Tage lang habe der deutsche Bergsteiger unter den Latschen Schutz gesucht. Dreieinhalb Tage war er in der Wildnis unterwegs. Er habe sich mehrmals auf der Tour verirrt, und er habe schon lange nichts mehr zu Essen und Trinken gehabt. Laut Alfred Walenta, dem Obmann der Bergrettung Schwaz, sei der Mann nur noch schwach ansprechbar und extrem erschöpft gewesen. Der Deutsche wurde umgehend in das Krankenhaus nach Schwaz gebracht.
Beim Abstieg in das Vomperloch hatte der Alpinist, der als erfahren gilt, absichtlich seinen Lebensretter in den Felsen hinterlassen. Der Rucksack sollte als Lebenszeichen verstanden werden, und als solches wurde er von den Bergrettern auch gedeutet. Sein Handy hatte der Bergsteiger bewusst im Auto zurückgelassen, weil in diesem Gebiet aus Erfahrung nur sehr schlechter Empfang vorherrsche.
Die Einsatzkräfte waren „happy“
Am Montagnachmittag gönnten sich die Einsatzkräfte ein gemeinsames Essen. Die Erleichterung, gleich zwei Alpinisten lebend aus dem Vomperloch geholt zu haben, war ihnen deutlich anzusehen. Erfolgreiche Einsätze wie dieser seien eine Bestätigung für die tägliche Arbeit.