Der 3D Drucker erschafft eine künstliche Hautschicht
3D Biodruck Labor Innsbruck
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Wissenschaft

Menschliche Haut aus dem 3-D-Drucker

Forscherinnen und Forschern der Med-Uni Innsbruck ist es erstmals gelungen, ein dreischichtiges, lebendes Hautmodell zu drucken, das spontan feinste Gefäßzellen ausbildet. In Zukunft sollen durch diese Technologie Tierversuche vermieden werden.

Weil bestimmte Dinge in der Tumor- und Medikamentenforschung an 2-D-Modellen nicht getestet werden können, galt das Drucken von Gewebe mit Blutgefäßen lange als eine Art heiliger Gral. Durch 3-D-Bioprinting kann die Feinstruktur eines bestimmten Organs nachgebildet werden.

Seit eineinhalb Jahren arbeiten die Innsbrucker Forscherinnen und Forscher am Projekt. Bisher hatte das Labor zweischichtige Hautmodelle entwickelt. Durch eine Kooperation mit einer Kremser Firma, die sich auf die Herstellung künstlicher Bandscheiben spezialisiert hat, kam jetzt der Durchbruch.

Der 3D Drucker erschafft eine künstliche Hautschicht
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Schicht für Schicht baut der 3-D-Drucker die künstliche Haut auf

Drucken mit Proteinen und Zellen

Im Computer wird die Position einzelner Zelltypen und Blutgefäße vorgegeben. Dann werden bioaktive, mit lebenden Zellen versetzte Protein-Gele Schicht für Schicht gedruckt. Statt der üblichen heißen metallenen Druckköpfe beim normalen 3-D-Drucker hat der 3-D-Biodrucker Kartuschen, aus denen er die Zell-Protein-Gel-Mischung durch eine Nadel oder über Sprühköpfe herausdrückt und so das Gewebe aufbaut.

Das Hautmodell wächst und organisiert sich dann selbstständig. Nach etwa sechs bis acht Tagen bilden sich die Gefäßstrukturen aus. Das fertige Modell hat drei Schichten: „Es besteht aus Blutgefäßen, Bindegewebe und letztlich der Epidermis, die die Barriere zur Umwelt bildet. Diese Hornschicht ist essenziell für die Funktion und entsteht, weil das Gewebe der Luft ausgesetzt ist“, erläuterte Judith Hagenbuchner, die Leiterin des 3-D-Bioprinting-Labors.

Judith Hagenbuchner und Michael Au§erlechner
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Judith Hagenbuchner und Michael Außerlechner

3-D-Haut soll Tierversuche ersetzen

Anfangs habe man sich vor allem auf Wundheilung konzentriert, die Anwendungsgebiete seien aber zahlreich: „Da wir dieses Hautmodell standardisiert herstellen, wird es auch für eine Vielzahl weiterer Anwendungen wie Medikamenten- und Kosmetika-Testung, Erforschung von Infektionen und Allergien und in der Krebsforschung eingesetzt werden können“, so der Leiter des molekularbiologischen Forschungslabors, Michael Außerlechner.

Man will auch untersuchen, ob die Hautmodelle auch aus den Zellen eines spezifischen Patienten aufgebaut werden und so ganz individuelle Bedingungen widerspiegeln können. Die komplexen, mit blutgefäßähnlichen Kanälen durchzogenen Hautäquivalente machen jedenfalls weniger Tierversuche in der Forschung und Testung nötig.

Epidermiszelle auf elektrogesponnener Membran
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Eine Epidermiszelle auf einer elektrogesponnenen Membran

Organe aus dem 3-D-Drucker

Transplantiert wird die gezüchtete Haut derzeit noch nicht. Auch komplexe Organe aus dem 3-D-Drucker sind noch Zukunftsmusik: „Ein menschliches Herz besteht aus 100 Milliarden Zellen. Eine Petrischale, wie wir sie im Labor verwenden, fasst rund fünf Millionen Zellen. Ein solches Unterfangen übersteigt derzeit unsere Kapazitäten“, gaben die Forscher zu bedenken.

Unmöglich sind im Labor gezüchtete Organe aber nicht. Verhältnismäßig einfache Organe, etwa eine Blase, können bereits gedruckt und Patientinnen und Patienten implantiert werden.