Das Finanzamt und die Krankenkassen sind die mit Abstand größten Gläubiger und reichen im Normalfall über 50 Prozent der Konkursanträge ein. Wegen der geänderten gesetzlichen Vorgaben stellen sie derzeit aber keine Insolvenzeröffnungsanträge beim Landesgericht Innsbruck.
Vermehrte Konkurse ab 2021
Seit Beginn der Coronakrise werden ausstehende Zahlungen gestundet und das noch bis mindestens Jänner. Für Unternehmen mit wenig Eigenmitteln wird es dann eng werden, glaubt Klaus Schaller vom Kreditschutzverband: „Für das Jahr 2021 erwarten wir deutlich steigende Insolvenzzahlen in Tirol. Es ist davon auszugehen, dass vermehrt Betriebe in Liquiditätsschwierigkeiten kommen.“ Zum einen müssten die Betriebe dann die laufenden Steuern und Abgaben bezahlen und zusätzlich müssten sie die Rückstände für 2020 in laufenden Raten abdecken, so Schaller.
Schwache Betriebe gefährden Gesamtwirtschaft
Deshalb rät er finanziell angeschlagenen Unternehmen nicht zuzuwarten, sondern besser früher als später ein Sanierungsverfahren anzustreben. „Je länger Firmen in finanzieller Schieflage künstlich am Leben erhalten werden, desto größer ist am Ende der volkswirtschaftliche Schaden. Es bleiben Unternehmen am Markt, die de facto nicht mehr lebensfähig sind. Solche strauchelnden Betriebe bedrohen zum Beispiel durch Dumpingpreise oftmals dann auch wirtschaftlich stabile Unternehmen in ihrer Existenz. Und diese Situation schwächt dann den gesamten Wirtschaftsstandort,“ ist Schaller überzeugt.
Besser früheres Insolvenzverfahren
"Ich empfehle Unternehmen, die heute sehen, dass massive wirtschaftliche Probleme auf sie zukommen, rasch eine Sanierung in Angriff zu nehmen. Sei dies außergerichtlich oder auf dem Wege eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens. Das Österreichische Insolvenzrecht sei im europaweiten Vergleich sehr sanierungsfreundlich. Ein gerichtliches Sanierungsverfahren werde bei guter Vorbereitung in der Regel binnen drei Monaten durchlaufen. Dann könne das Unternehmen wieder durchstarten.