NEU zwei Jugendliche küssen sich
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Medien

Schutz vor Sex und Gewalt im Netz für Teens

Im Umgang mit sexueller Gewalt im Internet gibt es für Jugendliche immer noch viele Hürden. Zu diesem Schluss kommt das EU-Projekt #besafeonline, das 600 Beratungsprotokolle von Rat auf Draht ausgewertet hat. Gefordert werden effektivere Maßnahmen.

Das EU-Projekt #besafeonline setzt sich für die Schaffung eines kinderfreundlichen digitalen Raums ein. Kinder und Jugendliche sollen lernen, sich selbst und Gleichaltrige vor Online-Belästigung und sexueller Gewalt zu schützen. Das Projekt wird umgesetzt von SOS-Kinderdorf, Rat auf Draht und dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation / Saferinternet.at.

#besafeonline

Analyse von 600 anonymisierten Beratungsprotokollen; Stichprobe aus allen Beratungen zu digitalen Medien, die zwischen Jänner 2019 und Mai 2020 geführt wurden.

Viele Formen sexueller Gewalt

„Jugendliche, die sich bei uns melden, berichten von anzüglichen Fragen, Links zu Pornoseiten oder auch von sexuellen Beschimpfungen. In rund einem Drittel der Beratungen zum Thema digitale Medien haben Jugendliche Fragen zum Umgang mit Nacktfotos“, so Marlena Koppendorfer, psycholgische Beraterin bei Rat auf Draht.

Oft komme es dabei zu einer Täter-Opfer-Umkehr, dass also den Opfern anstatt den Tätern die Schuld zugeschrieben werde. Der einvernehmliche Austausch von intimen Fotos ist aber vom Gesetz klar erlaubt. Jugendliche haben ein Recht auf selbstbestimmte Sexualität. Nicht erlaubt ist es, Nacktfotos anderer weiterzugeben oder zu veröffentlichen.

Matthias Jax (saferinternet.at), Marlena Koppendorfer (Rat auf Draht) und Katrin Grabner (SOS-Kinderdorf)
SOS Kinderdorf
Matthias Jax (saferinternet.at), Marlena Koppendorfer (Rat auf Draht) und Katrin Grabner (SOS-Kinderdorf) (v.l.)

Technische, rechtliche und soziale Hürden

Immer wieder sind es die gleichen Hürden, auf die Kinder und Jugendliche stoßen, die mit sexueller Belästigung im Netz konfrontiert werden, führte Matthias Jax von Saferinternet.at bei der Präsentation am Dienstag aus. „Die Probleme sind teils technischer Natur, etwa wenn es sich als schwierig erweist, Fake-Konten, von denen Belästigung ausgeht, löschen zu lassen.

Oft stehen Betroffene auch vor rechtlichen Hürden, wenn es darum geht, strafbares Verhalten zu verfolgen, und vor sozialen Hürden wie Gruppendruck und Schamgefühl“, erklärt Jax. Ein weiteres Problem sei, dass sich Jugendliche oft zu spät Hilfe suchen. „Eltern, Lehrerinnen, Lehrern und der Polizei fehlt es oft an notwendigem Wissen, um die jungen Menschen bei ihren Erfahrungen im Netz zu unterstützen.“

Maßnahmen: Blockieren, Löschen, Strafen

Katrin Grabner, Kinderrechtsexpertin bei SOS-Kinderdorf, fordert konkreten Schutz für mit sexueller Gewalt konfrontierte Kinder und Jugendliche. „Die Seitenbetreiber sind gefordert, Belästiger und Belästigerinnen effektiver zu blockieren und Lösch- und Meldemöglichkeiten zu verbessern“, so Grabner.

Außerdem sei eine effektivere Strafverfolgung von sexueller Belästigung Minderjähriger über digitale Medien dringend notwendig: „Es braucht eine rechtliche Handhabe gegen das unerwünschte Zusenden von Dick Pics und die Verbreitung intimer Fotos.“ Auch die Schulen müssten mehr zur Gewaltprävention beitragen.

Bester Schutz: Offene Gespräche

Marlena Koppendorfer von Rat auf Draht empfiehlt Eltern, die rechtliche Situation zu erklären statt aus Sorge Verbote und Bewertungen auszusprechen. „Kinder und Jugendliche müssen wissen, dass es im Netz Menschen gibt, die einem nichts Nettes wollen. Sie sollten bestärkt werden, sich Hilfe zu holen, wenn sie sich unwohl fühlen oder bedrängt werden.