Angeklagter vor Gericht
LIEBL Daniel/zeitungsfoto.at
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Gericht

Schuldbekenntnis in Fünffachmordprozess

Der 26-jährige Angeklagte hat sich im Prozess um einen Fünffachmord am Mittwoch im Sinne der Anklageschrift schuldig bekannt. Er habe sich von seiner Ex-Freundin und auch von ihrer Familie betrogen und verlassen gefühlt, sagte er. Die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten sei nicht eingeschränkt gewesen, so die Gutachterin.

Der Angeklagte gestand die Tat, die Gesichter der Opfer sehe er immer noch vor sich, berichtete der Kitzbüheler mit gebrochener Stimme. Eine Erklärung für die Tat habe er nicht, es tue ihm unendlich leid. Fragen zur Tat selbst wollte der Beschuldigte aber nicht beantworten. Sein Tun könne er sich nicht erklären. „In der Nacht ist einfach alles zusammengekommen. Niemand konnte etwas dafür. Ich hatte einen Tunnelblick.“

Urteil noch heute erwartet

Der Täter schilderte vor Gericht die Nacht vor der Tat, wie er in dem Nachtlokal auf seine ehemalige Freundin getroffen sei und dass er ein Gespräch mit ihr geführt habe. Auch, dass er vor der Tat bereits zweimal beim Haus der 19-Jährigen und ihrer Eltern war und dort mit ihr selbst und ihrem Vater gesprochen habe, erzählte der Beschuldigte. Den Prozess verfolgen auch Angehörige des Angeklagten und Angehörige der getöteten Familie mit. Ihnen richtete der Angeklagte unter Tränen aus, dass es ihm unendlich leidtue.

Angeklagter beim Prozess
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Das Gutachten erklärte den Angeklagten für zurechnungsfähig

Täter laut Gutachten zurechnungsfähig

Zum Auftakt des Prozesses erklärte die Verteidigerin, ihr Mandant habe nicht aus reiner Eifersucht gehandelt. „Es ist viel komplexer“, sagte die Rechtsanwältin. Ihr Mandant habe nie gelernt, seine emotionalen Bedürfnisse zu artikulieren, und er habe einen großen Wunsch nach Stabilität gehabt, zitierte sie aus dem psychiatrischen Gutachten. Laut dem psychiatrischen Gutachten war der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat allenfalls alkoholbedingt enthemmt, aber zurechnungsfähig. Er soll zum Tatzeitpunkt zwischen 0,6 und 1,65 Promille gehabt haben.

Großes Medieninteresse mit Kamerateams und Fotografen zu Prozessbeginn
APA/EXPA/Johann Groder
Der Angeklagte bekannte sich schuldig im Sinne der Anklage

Bestürzung über die Grenzen Tirols hinweg

Die Bluttat hatte in Tirol und über die Landesgrenzen hinaus für Bestürzung gesorgt. Das Medieninteresse für den Prozess ist groß. Dem Angeklagten droht bis zu lebenslange Haft.

Medienleute am Gang des Gerichts
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Großer Medienandrang zu Prozessbeginn

Laut Staatsanwaltschaft hatte sich der Angeklagte nicht damit abfinden wollen, dass seine 19-jährige Ex-Freundin die Beziehung mit ihm im Sommer letzten Jahres beendet hatte. Vor der Tat war es zu einem Aufeinandertreffen der beiden in einem Kitzbüheler Lokal gekommen. In der Folge suchte der 26-Jährige in den frühen Morgenstunden des 6. Oktober das Wohnhaus ihrer Familie auf, um mit der jungen Frau zu sprechen, wurde jedoch mehrmals weggeschickt.

Entschluss, „alle zu töten“

Daraufhin fasste der 26-Jährige laut eigenen Angaben den Entschluss, „alle zu töten“. Er fuhr nach Hause, öffnete den Safe seines Bruders und nahm daraus eine Pistole samt Munition. Zurück beim Haus seiner ehemaligen Partnerin erschoss er deren Vater, die Mutter und den im Bett liegenden Bruder der 19-Jährigen. Schließlich tötete er seine Ex-Freundin und ihren Bekannten. Danach fuhr der 26-Jährige zur Polizeiinspektion Kitzbühel und stellte sich selbst.

Spurensicherung nach dem Fünffachmord in Kitzbühel
ORF
Die Spuren am Tatort bestätigten die Schilderungen des Beschuldigten

Laut Staatsanwaltschaft zeigte sich der 26-Jährige durchgehend geständig. Seine Aussagen seien durch kriminalpolizeiliche Untersuchungen und die Spurenauswertung bestätigt worden.

Kastner: Zurechnungsfähigkeit nicht eingeschränkt

Am frühen Nachmittag waren dann die Gutachter am Wort. „Der Angeklagte ist völlig normal“, so Psychiaterin Adelheid Kastner. Seine Zurechnungsfähigkeit sei in der Tatnacht nicht eingeschränkt worden, weder durch seine Diabeteserkrankung noch durch seine Alkoholisierung. Bei den Gesprächen mit dem 26-Jährigen sei klar geworden, dass er die Trennung von seiner Exfreundin nachhaltig verweigert habe und nicht von ihr losgekommen sei. Als er in der Tatnacht dann auch noch von ihrer Familie abgewiesen wurde, und von seinem besten Freund, dem Bruder der Exfreundin, ebenfalls weggeschickt wurde, sei wohl alles zu viel geworden, so die Psychiaterin. Dem 26-Jährigen droht im Falle eines Schuldspruches eine Freiheitsstrafe zwischen zehn und 20 Jahren oder überhaupt lebenslange Haft.

Reservierte Plätze im Gerichtssaal am Gericht in Innsbruck
ORF
Das öffentliche Interesse ist riesig, der Platz im Gerichtssaal aber begrenzt

Begrenzter Platz in Gerichtssaal

In Vor-CoV-Zeiten fanden im Innsbrucker Schwurgerichtssaal rund 120 Menschen Platz. Jetzt muss hingegen auch hier auf Abstand geachtet werden. Der Großteil der verbliebenen 50 Sitzplätze ist für die Presse reserviert, aber auch Angehörige der Opfer und des Angeklagten werden im Saal Platz nehmen. Für Zuschauer gibt es deshalb nur einige wenige Platzkarten. Auf den Gängen im Gerichtsgebäude müssen alle einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Kerzen auf Wiese vor dem Tatort
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Besonders in Kitzbühel ist und war die Betroffenheit groß

Trauma und Trauer in Kitzbühel

Die Bluttat im vergangenen Oktober hat die Öffentlichkeit die Bevölkerung im Raum Kitzbühel und darüber hinaus erschüttert – besonders aber natürlich jene, die mit den Opfern, aber auch mit dem Angeklagten bekannt waren und sind. Rund 340 Menschen suchten beim Kriseninterventionsteam Kitzbühel Hilfe bei der Trauerbewältigung – sowohl Verwandte und Freunde der Opfer und des Angeklagten, als auch zahlreiche Arbeits- und Vereinskolleginnen und -kollegen.

Knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krisenintervention waren bis in die Zeit nach dem Begräbnis der Opfer im Einsatz. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer bekamen auch Unterstützung aus anderen Landesteilen. Auch die Einsatzkräfte selbst wurden bei der Stress- und Traumabewältigung unterstützt.