Eine Frau sitzt auf einer Fensterbank und sieht aus dem Fenster.
ORF Vorarlberg
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Politik

Gewaltschutz soll verbessert werden

Am Donnerstag hat das Land Tirol seinen Gewaltschutzplan vorgestellt. Er zeigt, dass es nicht an Einrichtungen für Frauen und Mädchen fehlt. Rund um die Themen Gewalt in der Partnerschaft und sexualisierte Gewalt gibt es noch Tabus, hier sollen mehr Angebote Abhilfe schaffen.

Der Gewaltschutzplan umfasst die landesweiten Strukturen der Gewaltprävention und des Opferschutzes im sozialen Nahraum. Er gibt einen Überblick über die im Gewalt- und Opferschutz sowie in der Gewaltprävention tätigen Personen und umfasst sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die spezifischen Präventionsangebote für Frauen, Mädchen, Kinder und Jugendliche sowie Täter.

Fischer: „Bei Gewalt ist die ganze Gesellschaft gefordert“

Opfer von Gewalt brauchen Schutz, vor allem, wenn die Misshandlungen im unmittelbaren sozialen Umfeld geschehen, stellte Frauenlandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) klar. Es müsse allen klar sein, dass bei Gewalt die gesamte Gesellschaft gefordert ist, hinzuschauen und zu handeln.

Der Opferschutz funktioniere in Tirol relativ gut, weil Einrichtungen wie das Gewaltschutzzentrum und diverse Beratungsstellen gut zusammenarbeiten, wie Fischer sagt. Man müsse jedoch in einigen Bereichen noch nachjustieren. Für die sei es besonders wichtig, dass ein Frauenhaus im Oberland realisiert wird, da es zusätzliche Wohnmöglichkeiten für Frauen brauche, die in ihrem familiären Umfeld wegen Gewalt nicht bleiben können, so die Landesrätin.

Hilfsangebot für Täter wird vergrößert

In 85 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt sind Männer die Täter. Darum möchte man auch das Hilfsangebot für Täter in Tirol ausbauen. Auch hier wolle man regional vorgehen, so Fischer. Die Männerberatung „Mannsbilder Tirol“ – eine Beratungseinrichtung für Täter – erhalte in Reutte eine Außenstelle. Auch im Zentralraum Innsbruck werde die Beratungstätigkeit ausgebaut. Zusammen mit dem Verein Neustart wird ein Anti-Aggressionstraining angeboten.

Autorin Birgitt Haller, Frauenlandesrätin Gabriele Fischer und Abteilungsvorständin Ines Bürgler bei einer Pressekonferenz
Land Tirol/Sidon
Autorin Birgitt Haller, Frauenlandesrätin Gabriele Fischer und Abteilungsvorständin Ines Bürgler präsentierten den „Gewaltschutzplan sozialer Nahraum“

Mehr Angebot auch für Kinder und Jugendliche

Auch die Beratungsangebote für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche werden erweitert: Gerade im Hinblick der CoV-bedingten Kontaktbeschränkungen im März und April sowie der damit einhergehenden wirtschaftlichen Krise samt Existenzsorgen vieler Familien waren und sind Kinder und Jugendliche besonders gefährdet, so Fischer: „Die Erweiterung der Beratungsleistung der Tiroler Kinder- und Jugend GmbH im Rahmen des Ausbaus des Kinderschutzes und der Schulsozialarbeit ist daher besonders wichtig.“

Selbstbewusstsein der Frauen stärken

Neben den Angeboten und Einrichtung sei es aber wichtig, das Selbstbewusstsein von Frauen insgesamt zu stärken. Das sagt die Autorin des Gewaltschutzplans, Birgitt Haller. Sie spricht sich für eine Quoten-Regelung aus. Dazu gehöre für sie eine Quote für weibliche Vorstandsmitglieder in Aktiengesellschaften.

"Wenn Frauen in allen Bereichen, die männlich dominiert sind, aufholen und es eine Gleichstellung gibt, nähere ich mich einer Gleichbehandlung. Das braucht natürlich eine Veränderung bei den Männern genauso wie bei den Frauen“, so Haller.

Für die Zukunft plant das Land eine weitere Kampagne – diese soll beitragen, dass das Thema „Gewalt an Frauen“ kein Tabuthema bleibt.